Machenschaften: Objektiv-Talk III
Pentacon Objektive wurden in Rumänien gebaut? Und in der DDR hergestellte Kameras und Optiken „entgermanisiert“? Miranda hat überhaupt keine eigenen Objektive produziert? Welche Rolle spielte ein gewisser Heinrich Manderman und wer verbarg sich hinter der Marke Hanimex? Machenschaften? Manch eine Antwort auf diese Fragen mag überraschen.
Vorgegebene und stets steigende Planzahlen der erfolgreichen Praktica-Kameras, vielfach mit den Objektiven Pentacon 50/1.8 oder Domiplan 50/2.8 bestückt, erforderten Anpassungen. Von 1949 bis 1990 wurden rund 10 Millionen Stück gefertigt. Der ohne Zweifel größte Coup gelang in Kooperation mit der Interprederea Optcia Romana, kurz IOR, in Rumänien. Dort wurden von 1968 bis 1991 über 4 Millionen Objektive für den VEB Feinoptisches Werk Görlitz hergestellt, berichtet Gerhard Jehmlich, ehemals Leiter Forschung und Entwicklung des VEB Pentacon, in seinem Buch „Der VEB Pentacon Dresden“. Auf die Gravur Made in G.D.R hatte das zunächst keinen Einfluss, sie verschwand einfach irgendwann still und leise. Nein, von „Entgermanisierung“ ist keine Rede mehr, die fand sehr viel früher statt.
Eine Pentacon-Revue
Gemeint ist hier nicht die für Foto-Quelle gefertigte Kameraversion, sondern ein sehenswerter Beitrag des hessischen Rundfunks, der Entstehung und Aufstieg des VEB Pentacon bis zum bitteren Ende Revue passieren lässt. Produziert im typischen Mix aus alten Filmszenen, Fakten und Zeitzeugen-Interviews. Letztere berichten oft mit einen Augenzwinkern und Humor für absurde Situationen ihrer DDR-Vergangenheit. Mit Siegfried Böhm, dem Konstrukteur der Praktica, und Gerhard Jehmlich kommen zwei prominente Vertreter nochmals zu Wort, die inzwischen beide verstorben sind. Anekdoten berichten vom „Apfelsinen-Geld“ und dem Tod der Marke Contax. Oder über das auf Druck der USA vorgenommene Wegfräsen der Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ an Stücken im Lagerbestand. Vom beauftragten Sub-Unternehmer wurde diese Arbeit als „Entgermanisierung“ in Rechnung gestellt.
Beroflex und Hanimex
Beroflex war eine primär auf den Vertrieb von DDR-Fotogeräten ausgerichtete Handelsgesellschaft und bis 1990 wichtigster Importeur von Praktika- und Pentacon-Produkten sowie ORWO-Filmmaterial. Einen Blick hinter die Kulissen von ORWO gibt es hier. Die unter dem Label Beroflex verkauften Objektive stammen vermutlich aus fernöstlicher OEM-Produktion zur Abrundung des Sortiments im unteren Preisbereich. Unternehmensgründer war Heinrich Manderman, der 1990 auch die Rechte an den Warenzeichen Praktika und Pentacon erworben hat. Eine sehr ähnliche Struktur zeigt Hanimex, ein ursprünglich in Australien von Jack Hannes gegründetes Im- und Export-Unternehmen. Vermarktet wurde ausschließlich OEM-Ware, gelabelt als Hanimex und Hanimar. Die Qualität der Objektive ist umstritten, einige wurden als „das schlechteste Objektiv der Welt“ bezeichnet, andere erfuhren einen überraschenden Hype.
Miranda und Exa
Das japanische Unternehmen stellte über 20 Jahre höherwertige Spiegelreflexkameras her. Die Objektive wurden von anderen Herstellern bezogen, aber unter dem Namen Miranda verkauft. Über ihre Herkunft ist wenig bekannt. Einige Optiken könnten von Soligor stammen und ihren Weg über die an Miranda beteiligte Allied Impex Corporation gefunden haben. Einen ähnlichen, aber transparenteren Ansatz verfolgten die deutschen Ihagee-Werke mit ihren Exa- und Exakta-Kameras. Dort setzte man auf den Erfolg bekannter Objektive von Zeiss und anderen, die lediglich mit einem passenden Bajonett ausgerüstet wurden. Heute werden diese Objektive mitunter etwas günstiger als ihre M42-Varianten gehandelt.
Der verlinkte Beitrag „Der VEB Pentacon Dresden“ auf YouTube ist nicht vom Hessischen Rundfunk, sondern eine Produktion der Firma schmidtFilm im Auftrag des MDR-Fernsehens.