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Gut und günstig: Objektive von A. Schacht aus Ulm

Altglas-Report

Gut und günstig waren die Objektive mit dem eigenwilligen Firmenamen auf jeden Fall. Spannend ist auch ihre Geschichte, die Peter Geisler 2013 frei von politischem Dogma dokumentierte. Die meisten Optiken wurden mit Exa- und M42-Anschluss hergestellt. Gut sind Travegar, Travenar, Travelon und Travegon immer noch. Günstig sind nur wenige, sie scheinen bei Sammlern sehr begehrt.

A. Schacht Objektive
Objektive von A. Schacht aus Ulm: Zwei ungewöhnliche 50er-Jahre Konstruktionen von Ludwig Bertele.
Travenar 135/3.5
Im Travenar 135/3.5 findet sich ein frühes Ernostar-Design, verwirklicht mit Einzellinsen. Eine vergleichbare optische Rechnung nutzte 1976 auch das Nikon E 100/2.8.
Travenar 135
Leicht abgeblendet überzeugt das 50er-Jahre Objektiv Travenar 135/3.5 auch am digitalen Vollformat mit Schärfe bis in die Ecken. Über den Sun-Set-Spot Peenemünde wurde im Blog berichtet.

Kuriositäten

Schacht fertigte vergleichsweise kleine Auflagen mit 35, 50, 90, 135 und 200 Millimeter Brennweite und moderaten Lichtstärken für Exa- beziehungsweise M42-Kameras. Phasenweise entstanden immer wieder mal Objektive für die „Schraub-Leica“ mit M39-Gewinde. Erstaunlich umfangreich war das Programm an Projektionsobjektiven für Schmalfilm und Dias, einheitlich Travenon genannt. Sie wurden nur nach ihren technischen Daten differenziert – ähnlich wie die DDR-Optiken des VEB Pentacon. Ein durchaus geschickter Schachzug. Den Produktnamen Albinar hatte Schacht früh verworfen. In einer späten Phase der M42-Ära tauchten zahlreiche OEM-Produkte aus Asien mit diesem Namen auf.

Travegon 35
Travegon 35/3.5 von 1955: Ein für seine Zeit ungewöhnlich aufwendig konstruiertes Objektiv. Es geht vermutlich auf Berteles Biogon-Berechnungen zurück und wurde 1954 patentiert. Über die Entwicklung der ersten Weitwinkelobjektive wurde im Blog ausführlich berichtet.
Travegon 35
Am Vollformatsensor ist das Bokeh des Travegon 35/3.5 für ein Weitwinkel angenehm weich und unaufdringlich. Abgeblendet kann auch die Schärfe überzeugen.

Schacht – das Programm der Vernunft

Mit diesem Satz wurden die Produkte aus Ulm in Prospekten umschrieben. Im Marketing-Sprech der 1980er Jahre hieß sowas Positioning – doch da war Schacht schon Geschichte. Alle Schacht-Objektive basierten auf bewährten optischen Rechnungen, ihre moderaten Lichtstärken erleichterten die Fehlerkorrektur, modernes Schott-Glas ermöglichte neue konstruktive Ansätze und vielfach einen kostengünstigen Aufbau aus Einzellinsen. Zusammen mit präziser Mechanik und solider Verarbeitung entstanden Objektive mit optimaler Abbildungsleistung zu moderaten Preisen.

Gemessen am DDR-Ausstoß blieb die Ulmer Produktion sehr überschaubar. Hartmut Thiele, eine Legende für historische Zahlen und Daten der deutschen Fotoindustrie, geht optimistisch von knapp 84.000 produzierten Einheiten aus. Peter Geisler rekonstruierte nach Erinnerungen von ehemaligen Mitarbeitern für sein außergewöhnlich gut recherchiertes Buch circa 1300 Objektive pro Monat – „in den besten Jahren“. Beides, gute Dokumentation und überschaubares Sortiment macht die Objektive heute möglicherweise bei Sammlern begehrt. Selbstbewusste eBay-Preise für ein Travegar 50/3.5 (Tessar-Design) oder das S-Travelon 50/1.8 (Doppel-Gauß-Design) könnten darauf hindeuten. Eine umfassende tabellarische Übersicht der Objektive findet sich bei Olypedia.

Buch Peter Geissler
Detaillierte Einblicke in Methoden und Probleme der Objektivproduktion in der Nachkriegszeit bietet das Buch von Peter Geisler. Erstellt auf Basis erhaltener Unterlagen und von Berichten ehemaliger Mitarbeiter. Keineswegs in allen Belangen vollständig, aber ungeschönt von politischer Zensur, angereichert mit zahlreichen Anekdoten und Fotos.
Altglas-Report (Teil III)
Der Altglas-Report (Teil III) bietet einen weiteren Blick hinter die Kulissen beim Objektivbauer Albert Schacht. Ein eigenes Kapitel ist den Teleklassikern Ernostar und Sonnar gewidmet. Das für seine Zeit ungewöhnliche Bertele-Weitwinkel Travegon 35/3.5 rückt zusammen mit weiteren Weitwinkel-Veteranen in den Fokus.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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