Gut und günstig waren die Objektive mit dem eigenwilligen Firmenamen auf jeden Fall. Spannend ist auch ihre Geschichte, die Peter Geisler 2013 frei von politischem Dogma dokumentierte. Die meisten Optiken wurden mit Exa- und M42-Anschluss hergestellt. Gut sind Travegar, Travenar, Travelon und Travegon immer noch. Günstig sind nur wenige, sie scheinen bei Sammlern sehr begehrt.
Kuriositäten
Schacht fertigte vergleichsweise kleine Auflagen mit 35, 50, 90, 135 und 200 Millimeter Brennweite und moderaten Lichtstärken für Exa- beziehungsweise M42-Kameras. Phasenweise entstanden immer wieder mal Objektive für die „Schraub-Leica“ mit M39-Gewinde. Erstaunlich umfangreich war das Programm an Projektionsobjektiven für Schmalfilm und Dias, einheitlich Travenon genannt. Sie wurden nur nach ihren technischen Daten differenziert – ähnlich wie die DDR-Optiken des VEB Pentacon. Ein durchaus geschickter Schachzug. Den Produktnamen Albinar hatte Schacht früh verworfen. In einer späten Phase der M42-Ära tauchten zahlreiche OEM-Produkte aus Asien mit diesem Namen auf.
Schacht – das Programm der Vernunft
Mit diesem Satz wurden die Produkte aus Ulm in Prospekten umschrieben. Im Marketing-Sprech der 1980er Jahre hieß sowas Positioning – doch da war Schacht schon Geschichte. Alle Schacht-Objektive basierten auf bewährten optischen Rechnungen, ihre moderaten Lichtstärken erleichterten die Fehlerkorrektur, modernes Schott-Glas ermöglichte neue konstruktive Ansätze und vielfach einen kostengünstigen Aufbau aus Einzellinsen. Zusammen mit präziser Mechanik und solider Verarbeitung entstanden Objektive mit optimaler Abbildungsleistung zu moderaten Preisen.
Gemessen am DDR-Ausstoß blieb die Ulmer Produktion sehr überschaubar. Hartmut Thiele, eine Legende für historische Zahlen und Daten der deutschen Fotoindustrie, geht optimistisch von knapp 84.000 produzierten Einheiten aus. Peter Geisler rekonstruierte nach Erinnerungen von ehemaligen Mitarbeitern für sein außergewöhnlich gut recherchiertes Buch circa 1300 Objektive pro Monat – „in den besten Jahren“. Beides, gute Dokumentation und überschaubares Sortiment macht die Objektive heute möglicherweise bei Sammlern begehrt. Selbstbewusste eBay-Preise für ein Travegar 50/3.5 (Tessar-Design) oder das S-Travelon 50/1.8 (Doppel-Gauß-Design) könnten darauf hindeuten. Eine umfassende tabellarische Übersicht der Objektive findet sich bei Olypedia.