Fotoalltag 1990 in Russland: Roman Yarovitcyn
Zenit Kameras wurden als robust und zuverlässig beworben, was bei zehn verschossenen Filmen im Jahr durchaus zutreffen konnte. Doch Pressefotografen wie Roman Yarovitcyn verbrauchten fünf Filme pro Tag. Damit war der Verschluss oft nach wenigen Wochen überfordert. Und aus seiner Sicht gab es auch deutlich bessere russische Objektive als das Helios 44.
Made in Russia
Seine Karriere begann Roman als Fotojournalist im Sommer 1991. Bei einer kleinen russischen Stadtzeitung mit einer Zenit E. Genau genommen benutze er vier Kameras dieses Typs. Zwei befanden sich seiner Fototasche, eine davon diente als Back-up. Zwei weitere warteten zu Hause, entweder auf eine Reparatur oder als Ersatzteilspender. Die Zenit E war keineswegs die einzig verfügbare russische Spiegelreflex, doch die häufig notwendigen Reparaturen erforderten kein Spezialwerkzeug: Schraubenzieher und Zange reichten als Rüstzeug. Um schneller schussbereit zu sein, wurden Ösen für den Tragegurt in Eigenregie montiert. So ließ sich auch der Film in Bestzeit wechseln. Und ein zusätzlich um das Gehäuse gespanntes Gummiband verschloss es zuverlässig.
Russische Objektive aus Sicht eines Berufsfotografen
Das Helios 44 ist heute Einstiegsdroge ins Altglas-Milieu und das Industar-50/3.5 hat ebenfalls seine Fans. Laut Roman konnten diese Objektive unter professionellen Anwendern nicht punkten und wurden „eher als Gehäusedeckel oder beim Verkauf einer Kamera aufgesetzt.“ Wer die Möglichkeit hatte, beschaffte das Industar-61 L/Z, wie das Industar-50 ein Tessar-Typ, doch besser verarbeitet und mit einer 30 cm Nahgrenze ausgestattet. Altglas-Liebhaber schätzen es wegen der Form seiner Blendenlamellen, aus Hintergrundlichtern im Bokeh entstehen gezackte Sterne. Noch höher im Kurs stand das Volna-9, ein modernes Planar-Design. Darüber hinaus war diese Normalbrennweite mit Lichtstärke F/2.8 auch makrotauglich. Zu Romans Lieblingslinsen zählten auch: Mir-10A, Jupiter-37A und Tair-3A.
Einblick in die Arbeiten von Roman Yarovitcyn
Sein Zenit-Albtraum endete 1994 mit der Anschaffung einer Pentax K1000. Highlights seiner journalistischen Arbeit zeigt er in seinem umfangreichen Online-Archiv. Ebenso sehenswert ist der Blick in sein Buch: „The City that does not exist“. Eine Fotoreportage über die zeitweilig von der Landkarte verschwundene Stadt Sarow. In den 1950er Jahren existierte dort ein geheimes Kernforschungszentrum, in dem auch UdSSR-Kernwaffen entwickelt wurden. Heute ist Roman Yarovitcyn als Fotoeditor im Verlagshaus Kommersant tätig.
Hallöchen, Ihr lasst euch auf die typische Antirussische Medienvielfalt ein? Der Hammer…ich hatte mir anfang der Anfang der 80ziger Jahre mal den Sprung erlaubt von Praktika (DTL2) auf der Zenit 12 aufzuspringen. Die Patina, heute nach jahrelanger Benutzung wahrscheinlich von Leica patentiert 🙂 machte die Kamera interessant. Ich hatte die Zenit bis 1988 ohne Unterbrechung in Betrieb. Pratikaobjektive waren meine Objektive für die Zenit. Gruß Jörg