Das Nikon 20/2.8
Das Nikon 20/2.8 ist gegenüber den beliebten 20er Flektogon Brennweiten weit weniger bekannt. Vielen gilt das Flektogon als Maß der Dinge, wenn es um Weitwinkelobjektive geht. Für Fotografierende mit Nikon-Kameras ist es keine Option, hier bieten alte Originalobjektive deutliche Vorteile. Zudem können Nikon-Weitwinkel vergleichsweise günstig sein und Lightroom bietet zum Nikon 20/2.8 ein brauchbares Profil zur automatischen Verzeichnungskorrektur.
Anfangs war das 20er mit Lichtstärke F/4 im Nikon Programm und produzierte rund 33.000 Exemplare dieses Typs. Kurze Zeit später folgten Versionen mit F/3.5 und 1984 die lichtstärkste Version mit Blende 2.8. Knapp 130.000 Stück wurden davon verkauft. Alle Modelle sind vergleichsweise klein und handlich, sie wiegen um 200 Gramm und sind in der Regel mit Ai- oder AiS-Merkmalen ausgestattet. Das ist für die Verwendung an Spiegelreflexkameras wichtig und wurde hier beschrieben.
Innere Werte
Das Innenleben unterscheidet sich durch verschiedene Linsenkombinationen, was den jeweils verfügbaren Glassorten und Oberflächenvergütungen sowie der Lichtstärke geschuldet sein dürfte. Auch der Drehwinkel des Fokusrings ist unterschiedlich ausgelegt. Während die ältesten Modelle noch 140 Grad ermöglichen, sind es bei 20/2.8 nur noch 90 Grad. Eine Einschränkung bedeutet das fürs manuelle Fokussieren kaum. Die Schärfetiefe ist vergleichsweise groß und macht Fehlfokussierungen unwahrscheinlicher. Wichtig ist hingegen, dass die Unendlich-Einstellung am Endanschlag durchs Originalbajonett an Nikon-Kameras immer gewährleistet ist.
Tücken adaptierter Weitwinkelobjektive
Je geringer die Brennweite, desto höher sind die Anforderungen an die mechanische Präzision des Adapters. Häufig wird das Problem so gelöst, dass die Unendlich-Einstellung bereits ein Stück vor dem Endanschlag erreicht ist und präzises Fokussieren erfordert. Ein 8-mm-Fisheye-Objektiv mit Nikon-Anschluss am MFT- oder Fuji-X-Adapter lässt sich nur noch „nach Gefühl“ fokussieren. Das Sucherbild zeigt zu viele Details, doch die sind nur winzig klein. Die Entfernungsskala ist unbrauchbar und auch in Verbindung mit einem Schärfetiefe-Rechner keine Hilfe. Die bisweilen dennoch brauchbaren Aufnahmen entstehen, weil die Schärfentiefe der Fisheye-Optik enorm groß ist.
Vorteile mit Original-Bajonett
Die im Sucher überbordenden Details taugen mit spiegellosen Nikon Z-Kameras in der Lupenvergrößerung mit Fokuspeaking nur begrenzt zum treffsicheren Fokussieren. Aber hier arbeitet einerseits die Unendlich-Einstellung zuverlässig. Andererseits reicht die Schärfetiefe beim Nikon 20/2.8 bei Blende F/5.6 auf 3 Meter fokussiert von 1,3 Meter bis zum Horizont. Das ist gegebenenfalls über die Schärfentiefe-Skala des Objektivs treffsicher einstellbar. Das funktioniert selbstverständlich auch mit Spiegelreflexkameras und ist bei schlechten Lichtverhältnissen oder in der Dämmerung von unschätzbarem Vorteil.
Sehenswerte Analog-Aufnahmen von Fernando Martins
Unter dem Titel „Taming The Ultra-Wide“ präsentiert der in Lissabon lebende Fotograf hier eine Auswahl seiner besten Aufnahmen mit dem Nikon 20/3.5 – klassische Street-Photography auf Schwarzweiß-Film. Lesenswert ist auch sein knapper Review dieses Ausnahme-Objektivs, das den Stil seiner Fotografie entscheidend prägte.