Best-of-Altglas: Die 135er Tele-Klassiker
Ein 135er war wohl in nahezu jeder Fototasche vorhanden. Gegenüber Normalobjektiven bietet es einen deutlichen Tele-Effekt bei moderater Baugröße und war in guter Qualität günstig herzustellen. Zur DDR-Kamera Praktica dürfte es das meistverkaufte Zusatzobjektiv gewesen sein. Das Pentacon 135/2.8 genießt eine Art Kult-Status, doch es gibt interessantere Tele: kleiner, leichter, schärfer – und abgefahrener.
Beachtung verdienen insbesondere die Modelle mit Lichtstärke F/3.5, sie sind deutlich günstiger und handlicher als die 2.8er Ausführungen. Die kleinere Blendenöffnung ist in der Praxis zu vernachlässigen. Wichtiger ist eine geringe Naheinstellgrenze. Zeiss erreichte beim Sonnar 100 Zentimeter, klassenüblich sind 150 Zentimeter. Objektive namhafter Marken zeigen in der Regel schon bei Offenblende überzeugende Schärfe.
Das Pentacon 135/2.8 zählt zu den „Einstiegsdrogen“ ins Altglas-Milieu. Die frühen Orestor-Modelle warteten noch mit 15 Blendenlamellen auf. Was aus meiner Sicht der einzige Grund sein könnte, dieses Objektiv zu kaufen. Mit Einführung der Automatikblende waren es nur noch sechs. Erklärtes Ziel war ein günstiger Preis, dementsprechend musste es einfach herzustellen sein. Letztlich blieb diese Optik rund 30 Jahre im Angebot. Laut FotoMAGAZIN tauchte 1994 noch Neuware auf. Mehr dazu weiß die Website von Marco Kröger und Yves Strobelt.
Das Zeiss Sonnar 135/3.5 ist bereits offen sehr scharf sowie kleiner und handlicher. Seine optische Grundlage geht zurück auf das Jahr 1931 und wurde oft kopiert. Mit Lichtstärke F/3.5 und einer Naheinstellgrenze von nur einem Meter kam es 1965 auf den Markt und wurde bis 1988 hergestellt. Es gilt als eines der erfolgreichsten Zusatz-Objektive im Zeiss-Sortiment. Die M42-Version zählt rund 300.000 verkaufte Exemplare und die „steinalte“ Linse im vergleichsweise simpel wirkenden 4/3-Design überzeugt auch heute noch in jeder Hinsicht. Weitere 135er Tele-Klassiker wurden in diesem Beitrag vorgestellt.
Es finden sich auch Exoten in diesem Segment, wie das Primotar von Meyer-Görlitz (4/3), ein Schacht Travenar (4/4) oder das Tele-Xenar von Schneider-Kreuznach (5/4). Während das Xenar für ein Sonnar-Design winzig wirkt und mit sechs Blendenlamellen vorliebnimmt, treten die beiden anderen massiv und noch üppig mit 15 beziehungsweise 16 Blendenlamellen ausgestattet auf. Beim Travenar handelt es sich um einen modifizierten Ernostar-Typ, den sein Erfinder Ludwig Bertele Mitte der 1950er Jahre neu berechnet hat. Mehr von seinen Erfindungen zeigt das Kapitel „Historische Meilensteine im Objektivbau“ im Vintageobjektiv-Buch oder Band 1 des E-Books. Über die Vorteile von E-Books wurde hier berichtet.
Das Primotar basiert auf einem Tessar-Design und ist als Fernobjektiv ausgelegt, die Baulänge entspricht ungefähr der Brennweite. Es wird gelegentlich mit dem Trioplan verglichen und bildet Lichter im Bokeh mit leuchtendem Rand ab – aber keineswegs so ausgeprägt. Abgelöst wurde das Primotar in den 1960er Jahren durch das Orestor, einer „echten“ Tele-Konstruktion, die ab 1971 in Pentacon umbenannt wurde. Mich zog das ungewöhnlich wilde Bokeh des Primotar an, letztlich konnte ich mich aber nie richtig mit dem Objektiv anfreunden. Letztlich konnte die zentrale Schärfe bei Offenblende nicht überzeugen. Nach mehreren Anläufen liegt es jetzt schon ziemlich lange in der Nochmal-ausprobieren-Schublade.
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Im nächsten Beitrag der Reihe stehen Makro-Objektive im Mittelpunkt. Für den Nahbereich optimierte Optiken waren in der analogen Fotografie anfangs unüblich. Als eines der ersten Makro-Objektive gilt das Makro-Kilar 40/3.5 von Heinz Kilfitt. Im Laufe der Zeit bot fast jeder Hersteller diese Spezies an.