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Best-of-Altglas: Brachiales Bokeh für kleines Geld

Objektive mit riesigen Blendenöffnungen versprechen wundervolles Bokeh. Doch Normalbrennweiten mit Lichtstärke F/1.2 waren kein Luxus für Bokeh-Fanatiker, sondern die Eintrittskarte zu schlecht beleuchteten Aufnahmesituationen für Berufsfotografen. Die Offenblende diente als Notmodus. Mit Filmempfindlichkeiten von ISO 800 ergab das in ungünstigen Situationen immerhin noch für grobgerasterten Zeitungsdruck brauchbare Bilder.

Best-of-Altglas: Brachiales Bokeh für kleines Geld

Heute mit offener Blende im hellen Sonnenlicht eingesetzt, sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Die bauartbedingt großen Glasflächen sind streulichtempfindlich, der Bildkontrast flach und die Schärfe gering. Eine hohe Lichtstärke wird mehrfach erkauft, einerseits über den Preis, andererseits über optische Fehler. Die Freude am Bokeh, die Fotografierende tief in die Taschen greifen lässt, ist erst in den letzten Jahren entstanden.

Minolta 50-1.2
Das Minolta MD 50/1.2 ist ein moderner Lichtriese aus den frühen 1980er Jahren. Die Abbildungsleistung ist bei Offenblende schon recht ordentlich.

Moderate Lichtriesen

Was mit Lichtstärke F/1.2 kompositorisch gelingt, sollte auch mit F/1.4 möglich sein. In diesem Segment sinken die Preise und die Auswahl nimmt zu. Anfangs mussten manche dieser Objektive noch mit 6/5-Rechnungen vorlieb nehmen, später wurden sieben Linsen in sechs Gruppen (7/5) üblich. Wieder waren es Fortschritte im Erschmelzen neuer Glassorten, die 7/6-Konstruktionen im Verlauf 1970er Jahre erlaubten und die Abbildungsleistung verbesserten. Zu den ersten Vertretern zählte das Zeiss Planar 50/1.4.

Pentax 50-1.4
Präzises manuelles Fokussieren bei Blende 1.4 setzt eine optimal auf die eigene Sehleistung angepasste Dioptrieneinstellung des Suchers voraus.
Pentax 50-1.4. Best-of-Altglas: Brachiales Bokeh für kleines Geld
SMC Pentax-M 50/1.4 mit modernem 7/6-Innenleben. An digitalen Pentax-Spiegelreflexkameras ohne Adapter nutzbar.

Charakterlinsen

OEM-Nachbauten griffen die Idee auf, nutzten aber vermutlich überwiegend einfacher zu realisierende 7/5-Konstruktion. Über Details wurde beharrlich geschwiegen, Kataloge von Quelle & Co erwähnten gerne „7linsige Hochleistungsobjektive“. Insbesondere die frühen Versionen mit 55 Millimeter Brennweite entwickeln einen eigenen Charme. Ihre Gläser und Vergütungen sind einfacher, die Korrektur von Abbildungsfehlern nicht wie bei Hochleistungsobjektiven zur Grenze des technisch Machbaren getrieben – dafür dürfte auch der Verkaufspreis gesorgt haben. Ein 1.4er-Lichtriese im 7/6-Design eines Markenherstellers und ein 55er-Pendant aus dem Programm von Neckermann, Porst oder Quelle ergänzen das Nifty-Fifty-Sortiment um ein interessantes Paar mit sehenswerten Unterschieden.

Autorevuenon 55-1.4
Auto Revuenon 55/1.4: Eine Charakterlinse mit charmantem Bokeh, deren Schärfe leicht abgeblendet sichtbar zunimmt. Hier wurde es ausführlich vorgestellt.

Präzision

Wer mit einem modernen Autofokusobjektiv bei Blende F/1.4 oder größer gearbeitet hat, weiß, wie schnell der Fokus nicht mehr da ist, wo er sein sollte. Alte manuelle Objektive sind schwer zu fokussieren, wenn es so präzise sein muss. Wichtigste Voraussetzung für scharfe Aufnahmen beim manuellen Fokussieren mit großen Blendenöffnungen bleibt letztendlich die präzise Anpassung der Dioptrieneinstellung des Suchers auf die eigene Sehleistung. Das gilt für optische und elektronische Sucher gleichermaßen. Worauf es beim manuellen Fokussieren mit einer Digitalkamera noch ankommt, wie sich vorhandene Hilfsmittel optimal nutzen lassen und welche Vor- und Nachteile verschiedene Kamerasysteme mit adaptierten Fremdobjektiven aufweisen, beschreibt das E-Book „Manuell fokussieren – Digitalkameras und manuelle Objektive“ ausführlich.

Best-of-Altglas

Im nächsten Beitrag der Reihe stehen Weitwinkelobjektive im Mittelpunkt. Kennt man ihre Grenzen und weiß sie geschickt zu nutzen, finden sich eine ganze Reihe interessanter Objektive. Weit mehr, als nur die bekannten Flektogon-Modelle von Zeiss.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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