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Reise zum Rostigen Nagel

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist eine gute Voraussetzung für echte Hingucker. Apps für den Sonnenstand können dabei unterstützen, besonders wenn man unterwegs ist und nur rudimentäre Ortskenntnisse vorliegen. Die Feinheiten der Bildgestaltung lassen sich ohnehin erst vor Ort bestimmen. Vorausgesetzt, die Zielkoordinaten stimmen und man kommt rechtzeitig an. Die Reise zum Rostigen Nagel war ein Hindernislauf.

6Uhr41. Reise zum Rostigen Nagel
6:41 Uhr: Trotz widriger Umstände gerade noch rechtzeitig am Ziel. Über das Nikon 20/2.8 wurde hier berichtet.

Reise zum Rostigen Nagel

Die Anreise aus Cottbus sollte laut Google Maps eine gute halbe Stunde dauern. Frühes Aufstehen für den Sonnenaufgang ist Mitte September noch angesagt, doch 4 Uhr 30 war unfreiwillig großzügig kalkuliert. In kleineren Hotels ist vor 6 Uhr oft nicht mal der Fahrstuhl in Betrieb. Also Gepäck schultern, über die Treppe zum Notausgang und das Gebäude umrundend zum Parkplatz. Im Dunkeln aus einer unbekannten Stadt heraus ein unbekanntes Ziel anfahren kann trotz Navi nerven. Eine unerwartete Umleitung ist meistens unproblematisch. Nasse Landstraßen verschlucken das Scheinwerferlicht. Lange Rotphasen von Baustellenampeln im Irgendwo zehren um diese Uhrzeit an der Geduld. Die Anzahl der auf 30 Km/h limitierten Durchfahrten unbekannter Straßendörfer überrascht, ebenso die dort fest installierten Blitzer. Mühsam erstrittene Ruhe lärmbelästigter Anwohner. Mein Lichtblick: Die schon geöffnete Tankstelle an der B96 verspricht kurz vorm Ziel Coffee-to-go und was zu beißen fürs Frühstück. Nachher, in luftiger Höhe auf dem Aussichtsturm.

Irrlichtern

Zielsicher gelange ich zur angegebenen Google-Adresse – in einem Industriegebiet. Vom „Rostigen Nagel“ keine Spur. Das Navi weiß nicht weiter, kennt weder Sehenswürdigkeiten noch sonst etwas mit diesem Namen. Niemand auf der Straße, der Auskunft geben könnte. Doch, dort, der Frühschicht sei Dank! Immerhin ist ein Ortsname zu erfahren. Und es gibt Netz, reicht sogar für eine flüssige Google-Maps Suche. Der Name Kleinkoschen findet sich, ebenso der erwähnte Flugplatz. Von dort sind es noch knapp fünf Kilometer, das Ziel ist nur auf dem Satellitenbild erkennbar. Müsste erreichbar zum Sonnenaufgang sein. Ohne Kaffee, den hab ich inzwischen aufgegeben.

Letzte Meile

Endlich angekommen ist noch ein 30 Meter hoher Stahlturm zu erklimmen. Die Perspektive von der Dachterrasse überzeugt nicht, wieder runter. Eine Aussichtsplattform in der Mitte bietet den optimalen Blick auf den Industriepark Schwarze Pumpe, mit der jetzt hinter dem Horizont aufsteigenden Sonne.

Sonnenaufgang. Reise zum Rostigen Nagel
6:45 Uhr: Die Sonne steht genau hinter dem Kühlturm im Industriepark Schwarze Pumpe auf dem Gelände des ehemaligen VEB Gaskombinats. Für einen Objektivwechsel reichte die Zeit auch noch (Nikon E 75-150/3.5).
Gerade noch. Reise zum Rostigen Nagel
6:49 Uhr: Vier Minuten später gerade noch fotogen. Das Nikon E 75-150/3.5 wurde hier vorgestellt.
Renaturiert. Reise zum Rostigen Nagel
7:02 Uhr: Geflutete Braunkohle-Gruben (Altix Primagon 35/4.5). Über Adaption von Altix-Objektiven wurde hier berichtet.

Renaturiertes Braunkohlerevier

Der Rostige Nagel thront seit 2008 als Landmarke in einem ehemaligen Braunkohlerevier an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen und ist umgeben von künstlichen Seen. Ein Blick auf die Satellitenansicht der Karte hätte das Irrlichtern vermieden. Inzwischen ist die korrekte Adresse bei Google hinterlegt. Was nicht ganz einfach war, die Google-Glaubwürdigkeit zu hinterfragen scheint erst einmal an Frevel zu grenzen.

Apps für den Sonnenstand

Ausführlich berichtet das DOCMA Heft 99 über dieses Thema und zeigt auch, ob Augmented-Reality-Funktionen nützlich sind, die den Sonnenstand aufs Handy projizieren. Spiegel Online gewährt einen kostenlosen Blick in den Artikel.

SW-Ansichten.
Reise zum Rostigen Nagel: Die Treppen bieten im hartem Morgenlicht interessante Schwarzweiß-Motive (Altix Primagon 35/4.5, Truegrain Emulation Ilford Delta 3200).
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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