Altglas und Bokeh
Das Thema Bokeh wird leidenschaftlich diskutiert. Im Mittelpunkt stehen der Verlauf von Schärfe zu Unschärfe sowie die Wirkung von Lichtern im Hintergrund. Festbrennweiten wird in der Regel ein ausgewogeneres Bokeh als Zoomobjektiven attestiert. Objektive aus den Zeiten der analogen Fotografie, von ihren Fans liebevoll „Altglas“ genannt, bieten wiederum eigene Reize. Artgerecht eingesetzt, meistern alte Objektive Schärfeverläufe weniger nervös und wesentlich individueller als moderne Optiken. Altglas erzeugt ein besonderes Bokeh. Lesen Sie hier mehr zum Thema Altglas und Bokeh.
Unterschiede im Bokeh spiegeln die technischen Möglichkeiten verschiedener Epochen. Für die meisten Altglasliebhaber liegt genau hier der Reiz alter Objektive. Vieles, was heute geschätzt wird, sind letztlich Abbildungsfehler, die damals nicht besser korrigiert werden konnten. Sie treten am deutlichsten bei Offenblende hervor. Abgeblendet nimmt die Schärfe zu und das Bokeh wird einheitlicher.
Ebenso prominent und wie umstritten ist das Trioplan-Bokeh, auch „Seifenblasen-Bokeh“ genannt. Mit dem Schließen der Blende verschwindet der Effekt vollständig. Und bei Blende f/8 liefert ein Trioplan mit seinen drei Linsen knackscharfe Bilder.
Bokeh kann als Sammelbegriff gelten und als schön, unschön, cremig, weich, kringelig, ruhig, aufgeregt, swirly, nervös oder sonst wie beschrieben werden. Manch einer bringt diese Eigenschaften mit der Anzahl vorhandener Blendenlamellen sowie der Lamellenform in Verbindung. Was weder ganz falsch noch ganz richtig ist. Stark vereinfacht besteht ein Zusammenwirken von Brennweite, Blende, den Relationen der Abstände zwischen Objektiv, Motiv und Hintergrund in Zusammenhang mit der optischen Konstruktion.
Auf den Webseiten des Fototechnik-Redakteurs Michael Hußmann finden sich gut illustrierte und anschauliche Erklärungen zum Bokeh. Der Digicamclub bietet für Liebhaber des besonderen Bokeh auf über 90 Seiten auch viele ziemlich abgefahrene Beispiele. Wer die Zusammenhänge auf wissenschaftlichem Niveau ergründen möchte, findet im Zeiss-Whitepaper „Schärfentiefe und Bokeh“ des Zeiss-Objektiv-Entwicklers Hubert Nasse alle relevanten Fakten aus erster Hand mit Bildbeispielen und überraschenden Ergebnissen. Da Zeiss den Ablageort des Dokuments immer wieder verändert hat, hilft hier eine Suchmaschine weiter.
Altglas und Bokeh – Bokeh-Klassiker
Das Bokeh von Trioplan und Tessar unterscheidet sich sichtbar von später konstruierten Objektiven. Auch das bekannte Helios 44 erzeugt trotz seiner vergleichsweise aufwendigen Konstruktion noch ein ausgesprochen eigenwilliges Bokeh, während es bei Objektiven seit den 70er Jahren immer ähnlicher wird. Dazu tragen technische Möglichkeiten, Glassorten, Beschichtungen und computergestützte Berechnungsverfahren bei, die aufwendigere Konstruktionen und Korrekturen erlauben.