50 Fünfziger im ausführlichen Bokeh-Vergleich
Wer selbst schon mal versucht hat, Objektive zu vergleichen, weiß, wieviel Arbeit es macht, brauchbare Vergleichsaufnahmen anzufertigen. Besonders schwierig ist ein Bokeh-Vergleich, wenn mit natürlichem Licht gearbeitet wird. Eine Wolke reicht, um die Lichtverhältnisse zu verändern und selbst bei wolkenlosem Himmel wandert die Sonne und ändert ihre Lichtfarbe im Laufe des Tages. Dem Zeitfenster für einen solchen Vergleich sind natürliche Grenzen gesetzt. Im Sommer ist es größer und auch die Wahrscheinlichkeit ist höher, seine Arbeit am nächsten Tag unter ähnlichen Bedingungen fortsetzen zu können.
Aufwendiger Vergleich
Vor diesem Hintergrund ist das von User Rob70 im Digicamclub präsentierte Ergebnis umso beindruckender. Seine Versuchsanordnung beschreibt er präzise und liefert zusätzliche Detailaufnahmen, die eine Beurteilung der Detailschärfe ermöglichen. Sein Ziel „ … Liebhabern dieser Meisterwerke aus Glas und Metall einen Überblick über die Leistungsfähigkeit zahlreicher Optiken im direkten Vergleich zueinander zu geben“ dürfte er erreicht haben. Der mittlerweile auf über 40 Seiten angewachsene Thread bietet zusätzlich eine Fülle unterschiedlicher Sichtweisen und Detailinformationen zu einzelnen Objektiven, die die Kaufentscheidung unterstützen können.
Bokeh unter der Lupe
Bokeh fungiert als Sammelbegriff. Es kann als schön, unschön, cremig, weich, kringelig, ruhig, aufgeregt, swirly, nervös oder sonst wie beschrieben werden. Mancher Kritiker bringt diese Eigenschaften mit der Anzahl vorhandener Blendenlamellen sowie der Lamellenform in Verbindung. Das ist weder ganz falsch noch ganz richtig. Stark vereinfacht besteht ein Zusammenwirken von Brennweite, Blende, den Relationen der Abstände zwischen Objektiv, Motiv und Hintergrund in Zusammenhang mit der optischen Konstruktion. Auf den Webseiten von Michael Hußmann finden sich dazu gut illustrierte und anschauliche Erklärungen. Auch Olypedia bietet interessante Einsichten, garniert mit Zitaten aus dem „Zynischen Wörterbuch der Fotografie“.
Bokeh aus wissenschaftlicher Sicht
Wer die Zusammenhänge im Detail ergründen möchte, findet im Zeiss-Whitepaper „Schärfentiefe und Bokeh“ des legendären Zeiss-Objektiv-Entwicklers Hubert Nasse alle relevanten Fakten aus erster Hand mit Bildbeispielen und überraschenden Ergebnissen. Da die Ablage-Struktur auf den Zeiss-Servern immer wieder verändert wurde, hilft hier nur eine Suchmaschine weiter. Unterschiede im Bokeh spiegeln auch die technischen Möglichkeiten verschiedener Epochen. Das Bokeh von Trioplan und Tessar lässt sich noch deutlich unterscheiden, während es bei den Objektiven der 70er Jahre immer ähnlicher wird.