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Die Erfindung des Rollfilms

Altglas-Report

Die Geschichte der Kinematografie begann mit der Erfindung des Rollfilms. Ein entwickelter Filmstreifen wurde durch einen Projektor bewegt und warf das Bild an die Wand. Die Erfindung des Rollfilms machte das möglich. 1887 meldete Hannibal Goodwin sie zum Patent an, welches ihm aber erst 12 Jahre später zugesprochen wurde.

Historische Kino-Objektive
Am Prinzip der Filmprojektion hat sich seit der ersten öffentlichen Vorführung im Jahr 1895 nicht viel geändert: Ein entwickelter Filmstreifen wurde durch einen Projektor bewegt und warf das Bild an die Wand (Wikimedia, gemeinfrei).

Die Frage, wer den Rollfilm erfunden hatte, war nicht so einfach zu beantworten wie in der TV-Werbung für ein bekanntes Schweizer Husten-Bonbon. Kodak hatte 1888 ein eigenes Verfahren patentieren lassen und ungeachtet zu erwartender Patentstreitigkeiten im Jahr darauf den 35-Millimeter-Kinofilm auf den Markt gebracht und bald als Standardformat im Kino etabliert. Die erste öffentliche Filmvorführung fand 1895 in Paris statt. Nachdem das Urteil zugunsten des Goodwin-Patents 1914 in letzter Instanz rechtskräftig geworden war, zahlte Kodak fünf Millionen Dollar an die Goodwin-Erben und damit 25 Jahre Vorsprung erkauft. Kein anderer Hersteller hatte ob der unklaren Rechtslage vergleichbare Rollfilmprodukte auf den Markt gebracht.

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Für die Vermarktung der Kodak Nr. 1 entstand der Slogan „You press the button, we do the rest.” Zur Filmentwicklung musste die Kamera eingeschickt werden.

Der Rollfilm revolutionierte auch die Fotografie. Die Kamera Kodak Nr. 1, 1889 als fotografisches Notizbuch angepriesen, war mit breiter geschnittenem Material für 100 Aufnahmen bestückt und fand prominente Nutzer. Die Website Zeitpunkte vermittelt einen Eindruck vom Look der kreisunden Aufnahmen.

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Die 1895 erfundene Tageslichtverpackung für den Rollfilm wird bis heute nahezu unverändert genutzt.
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Auch die handliche Ermanox-Kamera (1924) mit dem von Ludwig Bertele errechneten Ernostar-Objektiv nutzte Rollfilm. Anfangs wurde das im Vergleich zur Plattenkamera kleine Bildformat belächelt. Letztlich lief der Rollfilm mit Rollei- und Hasselblad-Kameras zur Höchstform auf.

Das winzige Kleinbildformat der ersten Leica hatte es schwerer. Der verwendete 35-Millimeter-Kinofilm zeigte in der Vergrößerung sein grobes Korn. Vom Prototyp aus dem Jahr 1914 zum Serienmodell von 1925 war es für den Erfinder Oskar Barnack ein langer Weg. Mehr dazu im Altglas-Blog.

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Vom 1932 eingeführten besonders feinkörnigen Agfa Isopan-Film profitierte der Schmalfilm. Und dem Kleinbildformat verhalf das neue Material endgültig zum Durchbruch. Zahlreiche weitere Hersteller brachten jetzt Kleinbildkameras auf den Markt. Agfa zog mit der Karat erst 1936 nach.
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Zeitgleich zur Retina I führte Kodak die bis heute übliche 135er-Kleinbildpatrone ein, die in Deutschland erst nach 1945 Verbreitung fand. Über die Entwicklung der Leica, ihre ersten Objektive und das Kleinbildformat berichtet der Altglas-Report (Teil IV) ausführlich.
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Das neue Altglas-E-Book präsentiert auf 340 Seiten historische Kino-Objektive. 240 Abbildungen ergänzen den Text. Eine Leseprobe vermittelt einen ersten Eindruck. Die Printausgabe ist auf dem Weg in die Druckerei und erscheint in Kürze.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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