Altglas

Spaß mit Spiegeln am Objektiv

Anfangs kann der Umgang mit zwei dreh- und schwenkbaren Spiegeln am Objektiv verwirren. Überraschend geraten Dinge ins Bild und überlagern das Motiv. Mit ein wenig Übung gelingen ungewöhnliche Aufnahmen. Sie lassen sich im Sucher ohne Stativ komponieren, die Bildbearbeitung stellt keinen besonderen Anforderungen. Mit 15 bis 20 Euro ist der Spaß nicht besonders teuer.

mit 2 Spiegeln aufgenommen. Spaß mit Spiegeln am Objektiv
Aufgenommen mit zwei Spiegeln am Objektiv: Nikon E 100/2.8 an Fuji X-T2 bei Blende f/4.
Gesamtansicht. Spaß mit Spiegeln am Objektiv
Mit 18 Millimeter Brennweite ließ sich die Gesamtansicht der im vorherigen Bild überlagerten Elemente erfassen. Das Boot links am Bildrand wurde spiegelverkehrt eingeblendet. Die gelben Rohre im Vordergrund verlaufen durch eine leichte Drehung der Spiegel diagonal.
Spaß mit Spiegeln. Spaß mit Spiegeln am Objektiv
Spaß mit Spiegeln: PAR-20-Barndoor mit einer auf der Rückseite verklebten, drehbaren Filterfassung und zwei Taschenspiegeln. Kosten: 15 bis 20 Euro.

Frei nach Karl Valentin

Er würde es heute vielleicht so ausdrücken: Bekanntermaßen ist ja bereits alles fotografiert worden – nur noch nicht mit jedem Objektiv. Erst recht nicht mit zwei daran montierten Spiegeln. Spaß macht es auf jeden Fall und die Bilder sind ungewöhnlich.

Spaß mit Spiegeln. Spaß mit Spiegeln am Objektiv
Bekanntes Motiv im Hafen von Peenemünde neu interpretiert: Die gekippten Spiegel ermöglichen Einblendungen links und rechts vom Schild (Nikon E 100/2.8, Fuji X-T2, Blende f/4).
Gesamtansicht. Spaß mit Spiegeln am Objektiv
Gesamtansicht: Der Zaun am linken Bildrand wird durch den Spiegel am rechten Bildrand eingeblendet. Vergleichbares gilt für das Mauerwerk rechts (18 mm Brennweite, Fuji X-T2).

Cyrill Harnischmacher veröffentlichte die Bauanleitung für den ungewöhnlichen Objektiv-Vorbau im diesjährigen Heft „Foto-Ideen“. Doch der zentrale Baustein, eine PAR-20-Barndoor, war sehr lange nicht lieferbar. Nachdem meine Bestellung letzte Woche endlich eintrudelte, ging es sofort ans Werk. Der 2-Komponenten-Kleber (Uhu-Plus), mit dem die drehbare Fassung eines Polfilters auf der Rückseite verklebt wurde, verlangte 24 Stunden Trockenzeit. Da die Fassung teilweise aus Kunststoff bestand, kam eine Express-Aushärtung im Backofen (10 Minuten bei 100 Grad) nicht in Frage – einen neuen Filter beschaffen hätte mindestens zwei bis drei Tage gedauert.

Erste Schritte

Um ein Gefühl für die Wirkung von Arbeitsblende und Brennweite zu gewinnen, hat sich bei den ersten Schritten ein Autofokus-Zoom bewährt. Anfangs erfordert die Bildkomposition einige Aufmerksamkeit, um den Rest kümmert sich die Kamera. Exif-Daten liefern in Verbindung mit der Bildwirkung Hinweise fürs weitere Vorgehen. Einmal mehr zeigte sich, dass viel Zoomen für die Gestaltung selten förderlich ist. Und in Verbindung mit zwei zu justierenden Spiegeln am Objektiv erst recht nicht. Die maximale Brennweite von 55 Millimeter ermöglichte auch an einer APS-C-Kamera noch nicht die gewünschte Wirkung. Bewährt hatten sich große Blendenöffnungen. Gute Voraussetzungen für das Nikon E 100/2.8, über das hier berichtet wurde. Im Hafen von Peenemünde fanden sich erste brauchbare Motive.

geometrische strukturen
An Motiven mit ausgeprägten geometrischen Strukturen lässt sich die Kamera ohne Stativ nur unzureichend ausrichten. Die kurze Brennweite (26 mm) bildet bei Blende f/3.2 die Außenkanten der Spiegel störend scharf ab (AF-Zoom Fuji 18-55/2.8).
Struktur
Die strukturierte Oberfläche eines Felsbrockens im Streiflicht, aufgenommen mit 45 mm Brennweite aus ungefähr 50 cm Entfernung. Die unscharfen Verläufe oben und unten im Bild erzeugen die Spiegel. Für mich braucht Spaß mit Spiegeln mehr Raum und große Motive (AF-Zoom Fuji 18-55/2.8 bei f/4.5).
Beschnitten
Mitunter sorgen die Spiegel auch für unerwünschte Reflexionen, hier noch am rechten Bildrand sichtbar. Der quadratische Beschnitt half nur bedingt (Nikon E 100/2.8).
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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