Mischpinsel-Spuren

Abstrakte Formen wie die links gezeigten Wirbel lassen sich in Photoshop leicht mit dem Mischpinsel erzeugen. Olaf Giermann zeigt Ihnen einige Tricks, die Sie dafür kennen sollten. 01 Freistellen Das Maskieren des Models im oben gezeigten Foto, das ich bei Unsplash (https://unsplash.com) gefunden habe, ist in diesem Fall dank des homogenen Hintergrunds schnell erledigt. Öffnen Sie über »Auswahl > Auswählen und maskieren« den gleichnamigen Dialog und klicken Sie zunächst auf »Motiv auswählen« (a) und dann auf »Haar verfeinern« (b). Hier brachte der Verfeinerungsmodus »Farbbasiert« (c) das bessere Ergebnis. Probieren Sie bei Motiven mit unruhigem Hintergrund aber immer auch einmal den Modus »Objektbasiert« (d) aus. Übermalen Sie mit dem »Kante-verbessern-Pinsel« (e) falsch ausgewählte Bereiche wie etwa zwischen den Fingern, um diese von der Auswahl auszuschließen. Ein »Radius«-Wert (f) von ein bis zwei Pixeln und die Regler unter »Globale Verbesserungen« (g) helfen bei der Optimierung der Körperkonturen. Geben Sie die Auswahl als Maske aus (h). 02 Mischpinsel einstellen Aktivieren Sie das »Mischpinsel-Werkzeug« (a). Die »Laden-« und »Reinigen«-Schaltflächen (b) müssen gedrückt, und die Vorgabe »Trocken/dick aufgetragen« (c) muss gewählt sein. Für weniger detailreiche Linien der Malspuren erhöhen Sie bei Bedarf den »Nass«-Wert (d) etwas. Achten Sie darauf, dass die Checkbox »Alle Ebenen« (e) aktiviert ist. Erzeugen Sie eine leere Ebene unterhalb der Ebene des freigestellten Models. Klicken Sie mit gehaltener Alt-Taste an den Startpunkt der Malspur, um den Bereich als Pinselfüllung zu definieren (f), und malen Sie einen schwungvollen Bogen. Erhalten Sie eine grobe Rasterung der Malspur, wie in [1] gezeigt, müssen Sie im Fenster »Pinseleinstellungen: Pinselform« den »Abstand« reduzieren (g). Die Pinselspur wird weicher [2], der Mischpinsel aber leider auch extrem träge. Tipp: Zur besseren Sichtbarkeit der Malstriche sollten Sie in diesem Fall das Transparenzmuster abdunkeln. Wählen Sie dafür unter »Voreinstellungen > Transparenzeinstellungen/Farbumfang-Warnung« für »Rasterfarben« die Vorgabe »Dunkel«. 03 Pfade nutzen Da der Mischpinsel durch den minimalen Pinselabstand mit Stift oder Maus selbst auf leistungsstarken Rechnern so langsam arbeitet, dass er nicht mehr gezielt verwendbar ist, nutzen Sie einen Photoshop-Trick und definieren Sie die Malspur per Pfad. Aktivieren Sie dafür den »Zeichenstift« (a) oder den »Freiform-Zeichenstift« (b) und erzeugen Sie damit einen Pfad mit dem gewünschten Verlauf. Wechseln Sie bei aktivem Pfad zum »Mischpinsel« mit den in Schritt 2 gewählten Einstellungen und ausgewählter leerer Ebene. Legen Sie mit gedrückter Alt-Taste die Pinselspitze fest und drücken Sie die Eingabetaste (c). Photoshop führt nun die Pinselspitze entlang des Pfades. Das erfolgt in Zeitlupe, aber so erhalten Sie die gewünschten Pinselspuren. Wiederholen Sie den Vorgang für weitere Formen. Schalten Sie dafür die zuvor erzeugten Pfade und Ebenen – bis auf die Ebene mit dem Model und die (neue) leere Mal-Ebene – aus. Per Ebenenmasken blenden Sie einzelne Malspuren an den Stellen aus, wo sie scheinbar hinter anderen Spuren liegen sollen. 04 Hintergrundelemente Fügen Sie als unterste Ebene ein Foto für den Hintergrund ein. Weltraumfotos eignen sich bei so abstrakten Effekten immer gut. Falls Sie noch keine eigene Weltraumfähre haben, greifen Sie dafür am einfachsten auf Stockfotos zurück. Ein beliebtes Grafikelement sind sternförmige Streifen. Erzeugen Sie zunächst mit dem »Dreieck-« oder dem »Polygon-Werkzeug« eine Dreieck-Form-Ebene mit weißer Füllung (a). Rufen Sie »Bearbeiten > Frei transformieren« auf, setzen Sie den Transformationsmittelpunkt an die Dreiecksspitze (b) und drehen Sie die Form mit gehaltener Shift-Taste um 15 Grad nach links oder rechts und bestätigen Sie die Transformation. Dieses Element vervielfachen Sie anschließend, indem Sie »Strg/Cmd-Alt-Shift« halten und dann die Taste »T« so oft drücken, bis die dadurch erzeugten Form-Kopien den Kreis vervollständigt haben. Senken Sie die Deckkraft der Formebene und nutzen Sie das Verlaufswerkzeug in einer Ebenenmaske (c), um für weiche Übergänge zu sorgen. 05 Dodge-and-Burn Eine Kontrasterhöhung der Hintergrund-Elemente lässt die noch flauen Pinselspuren deutlicher hervortreten. Durch eine Einstellungsebene vom Typ »Helligkeit/Kontrast« (a) ist das schnell erledigt. Mit weiteren, gleichartigen Einstellungsebenen, die Sie per Schnittmaske auf die einzelnen Spuren anwenden, erhöhen Sie individuell deren Kontrast und stimmen die Helligkeit ab. Durch Anheben der Sättigung in »Dynamik«-Einstellungsebenen (b) betonen Sie die Farbdetails der Malspuren. Um das Bild plastisch wirken zu lassen, müssen Sie außerdem Licht und Schatten einmalen. Erzeugen Sie dafür leere Ebenen, die Sie als Schnittmasken nur auf die jeweiligen Mischpinselspuren wirken lassen. Nutzen Sie als Ebenenmodus für die aufhellenden Ebenen »Farbig abwedeln« und für die abdunkelnden Ebenen »Multiplizieren«. Hellen Sie die Formen und das Model entlang der dem Licht zugewandten Konturen mit einer hellen Farbe auf, und malen Sie mit einer zum Hintergrund passenden Farbe (hier: Blau) auf den vom Licht abgewandten Flächen Schatten ein. Arbeiten Sie dabei mit einer geringen Pinsel-Deckkraft von 10 bis 20 Prozent. 06 Finale Optimierungen Für die letzten Schritte der Bildoptimierung fassen Sie alle Ebenen mit »Strg/Cmd-Alt-Shift-E« zu einer neuen zusammen und konvertieren das Duplikat in ein Smartobjekt (a). Zur Glättung der Bilddetails wandte ich hier den »Ölfarbe«-Filter an (b). Das eigentliche Arbeitspferd in diesem Schritt ist aber der »Camera Raw-Filter«. Er erlaubt das Optimieren einzelner Farben im »HSL«-Bereich, das »Color Grading« über Farbräder, Kontrast- und Detail-Optimierungen und das Hinzufügen einer Vignette. Richtig spannend wird es, wenn Sie die Masken-Werkzeuge (c) zur Abstimmung einzelner Bildbereiche einsetzen. Hier habe ich etwa vier »Radial-Filter« (e) eingesetzt, um das Innere der Pinselspuren an den unten markierten Stellen aufzuhellen. Damit der Hintergrund nicht ebenfalls aufgehellt wird, schloss ich diesen durch Subtrahieren einer Farbbereichsauswahl (d) aus. Dasselbe hätte traditionell in Photoshop deutlich mehr Aufwand benötigt.