KI-Plakate: Kreativ gegen die AfD

Florian Dengler, einst Creative Director bei Pixel Park und Metadesign, setzt heute als Solopreneur auf die Kraft der künstlichen Intelligenz. Bei seiner „No AfD“-Aktion nutzt er KI, um politische Statements zu setzen. | Christoph Künne Anfang 2023 entdeckte Florian Dengler Midjourney in der damaligen Version 4 als ernsthaftes Tool, das ihm dabei half, Entwürfe und Illustrationen in unterschiedlichen grafischen Stilen innerhalb kürzester Zeit für Kunden aufzubereiten. Damals waren noch keine komplexeren Entwürfe möglich, aber er konnte sich von der KI bereits grafische Versatzstücke in konsistenter Ästhetik für Montagen und Moodboards produzieren lassen. Inzwischen nutzt er Bild-KI auch für komplexere Aufgaben. So hat er bei einer Inszenierung der Komödie Berlin nicht nur das Plakat und die digitale Kampagne mithilfe von Midjourney illustriert, sondern damit auch die Vorlage für das Bühnenbild geliefert. Seine Karriere startete Florian Dengler als Kommunikationsdesigner in den 90er Jahren. Er arbeitete zunächst als Creative Director bei Pixel Park, später als Head of Creation bei Metadesign. Vor zehn Jahren entschied er sich, wieder selbst zu gestalten, anstatt nur noch Kreative zu briefen und anschließend den Kunden die Ergebnisse zu präsentieren. Er nahm sich einen Sommer lang Zeit dafür, den Umgang mit der für Gestaltungsarbeiten wichtigen Software neu zu lernen und kehrte dann als Solopreneur in die Branche zurück. Bei seiner weiteren Entwicklung legte er viel Wert darauf, sein Projekt nicht wieder zu einer Agentur mit Angestellten wachsen zu lassen, sondern lieber an weniger, dafür aber anspruchsvolleren Projekten zu arbeiten. Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist Florian Dengler allerdings erst kürzlich mit seiner „No AfD“-Aktion. Als im Februar 2024 die Nachwahl in Berlin anstand, ärgerte er sich über die schlecht gestalteten Sticker der Anti-AfD-Aktivisten. Nach seinem Geschmack waren die viel zu nah an der ursprünglichen AfD-Ästhetik, und er beschloss, No-AfD-Plakate mit Midjourney zu entwerfen und in den sozialen Medien zu posten. Zugute kam ihm dabei, dass Midjourney gerade die lesbare Darstellung von Texten in den Bildern eingeführt hatte. Dazu musste man die Textelemente im Prompt nur in Großbuchstaben schreiben und in Anführungszeichen setzen. Das Feedback auf diese Aktion war enorm und er konnte sich auf seinem für KI-Aktivitäten reservierten Instagram-Kanal über Tausende Likes und Reposts freuen. Doch schon nach kurzer Zeit entschied man bei Meta, der Muttergesellschaft von Facebook, Instagram und WhatsApp, angesichts des Wahljahres und der Gefahr von zu viel Fake News, grundsätzlich politischen Posts die Reichweite zu kappen. Dengler ließ sich davon nicht entmutigen und veröffentlichte weiterhin Serien zu AfD-Themen wie zur Europawahl 2024. Nun aber zusätzlich auf seiner eigenen Website und mit der Option, dass man die hochauflösenden DIN A3 großen Bilder auch ausdrucken und auf Anti-AfD-Demos einsetzen kann. Die druckbaren Motive wurden seither viele hundert Male von seiner Website florian-dengler.com herunter geladen. Dengler selbst hat sie schon auf einigen Veranstaltungen im Einsatz gesehen und bekommt auch viele Fotos von Menschen, die er selbst zwar gar nicht kennt, die aber seine Plakate im Einsatz fotografiert haben. Auch hat er inzwischen auf vielen Accounts gesehen, dass Menschen diese Motive als Profilbilder in den sozialen Medien nutzen. Mit dieser Aktion zeigt Florian Dengler, der seit Mai 2023 auch von der KI-Repräsentanz »YesWePrompt« vertreten wird, eindrucksvoll, wie man mit Kreativität und der Nutzung moderner Technologien wie der künstlichen Intelligenz anspruchsvolle Projekte umsetzen und politische Statements setzen kann, die eine breite Öffentlichkeit erreichen.