KI-Bilder mit 100 Megapixel

Viele Kreative lehnen generative Bild-KI ab, weil sie ein Problem mit der geringen Auflösung der Bilder haben. Christoph Künne erklärt, was man dagegen tun kann. Erst bescheidene 512 mal 512 Pixel, später 1024 mal 1024 Pixel – das sind die Größenordnungen, in denen KI-Systeme wie Midjourney, Stable Diffusion oder Dall•E ihre Ergebnisse in die Welt bringen. Man muss kein Mathematiker sein, um sich auszurechnen, dass mit Auflösungen von bestenfalls einem Megapixel nur wenige Zentimeter große Drucke in hoher Qualität möglich sind. Selbst auf größeren Bildschirmen sieht man die Auflösungsdefizite fast sofort. Die Älteren unter uns werden sich an Fotos der ersten Digitalkameras erinnert fühlen. Externe KI-Vergrößerer Längst in die Nische vorgedrungen sind KI-Vergrößerer-Apps wie Gigapixel AI oder Photo AI von Topaz Labs. Für 100 bis 200 Euro einmalige Lizenzgebühr vergrößern sie Bilder sehr zufriedenstellend bis zum Faktor sechs. Allerdings nur dann wirklich gut, wenn man nicht erwartet, dass die KI mehr als den Schärfeeindruck verstärkende Oberflächentexturen erzeugen soll. Beide Programme sind (noch) nicht darauf ausgelegt, die typischen Schwachpunkte von KI-Motiven wie fehlende oder verzerrte Gesichter zu kompensieren oder zusätzliche Details zur Anreicherung hinzuzufügen. Skalierung im System So ist es nicht verwunderlich, dass kostenpflichtige Angebote wie Midjourney längst eine eigene Skalierung für die hier berechneten Bilder anbieten. Seit Version 6 kann man etwa zwischen einer einfachen und einer „kreativen“ Vergrößerung wählen. Beides kostet zusätzliche Rechenzeit und die Ergebnisse der kreativen Vergrößerung wirken oft zu glatt, anstatt mit vielen zusätzlichen Details angereichert zu sein. Außerdem gibt es eine Größenbeschränkung, die je nach gewähltem Bildformat bei vier bis fünf Megapixeln liegt. Für Stable Diffusion und damit für viele Angebote im Netz, die auf dieser Software basieren, stehen ebenfalls verschiedene interne Skalierer zur Verfügung. Spezielle Dienste Wer es mit der KI-Vergrößerung wirklich ernst meint, greift zur Kreditkarte und bucht für rund 50 Euro im Monat bei magnific.ai den Zugang zum Platzhirschen unter den Detailerfindern. Seit Januar dieses Jahres skaliert der darauf spezialisierte Dienst Bilder bis zu einer Größe von 10000 mal 10000 Pixel, also bis zu 100 Megapixel. Bei solchen Größen sind die 2800 Token, die man zum oben genannten Preis pro Monat zur Verfügung hat, allerdings schnell aufgebraucht. Mix-Strategie Wer die Kosten im Auge behalten muss, kann eine Mischstrategie fahren. Als ich Anfang des Jahres 60 Bilder meiner CAISPAR-Ausstellung für den Druck auf je 100 Megapixel hochrechnen wollte, habe ich den Job auf mehrere Tools verteilt. Von in Midjourney erzeugten Motiven mit vielen Detailfehlern habe ich zunächst relativ kleine (und damit günstige) Varianten in Magnific.ai berechnen lassen. Wenn mir dort ein Ergebnis gefiel, speicherte ich die Bilder mit vier oder acht Megapixeln ab und skalierte sie anschließend in Topaz Photo AI auf die gewünschten 100 Megapixel. Zur abschließenden Optimierung der Schärfe sowie der Farbigkeit für den Druck kam in meinem Fall noch eine Nachbearbeitung mit der 170 Euro teuren Software Radiant Photo hinzu. Natürlich kosten alle diese Tools zusammen auch ein paar hundert Euro, aber wenn man regelmäßig damit arbeitet, spart man bei größeren Projekten viel Zeit und Nerven. Das gilt natürlich auch für die Digitalfotografie. Die Auflösung allein ist eigentlich kein Problem mehr. Zudem lassen sich mit der neuen KI-Technik selbst die ersten, nach heutigen Maßstäben winzigen und stark komprimierten Digitalfotos von vor über 20 Jahren in hoher Auflösung und mit vielen Details zu neuem Leben erwecken. Munter bleiben!