Der Hund als Mensch

Anthropomorphe Hunde sind ein beliebtes Motiv. Lasse Behnke zeigt hier, wie er dieses Thema umgesetzt hat. Die Idee, Hunde in menschliche Kleider zu stecken und in typisch menschlichen Posen zu zeigen, ist nicht neu. Bilder der Gemäldeserie „Dogs Playing Poker“ des US-amerikanischen Malers Cassius Marcellus Coolidge (1844–1934), entstanden zwischen 1894 und 1910, finden sich in vielen US-Haushalten. William Wegman (geboren 1943) wurde durch Porträts seiner Weimeraner bekannt, die er in Anzügen, Mänteln und Hochzeitskleidern fotografierte. Eine Google-Suche nach „anthropomorphe Hunde“ fördert eine Vielzahl von Fundstellen zutage. Wer solchen Vorbildern nacheifern will, kann sein Haustier in Jacken und Hosen zwängen, aber solche Tierquälerei sollte man seinem Hund ersparen, indem man die Bildidee als Montage der Fotos von Herrchen und Hund realisiert. In diesem Fall waren die Ausgangsbilder bereits vorhanden. Den Hund eines guten Freundes hatte ich schon oft fotografiert, und nachdem das bereits sehr alte Tier kürzlich eingeschläfert werden musste, bewahrt dieses Bild auch das Andenken an einen nicht nur wegen seiner unterschiedlichen Augenfarben ganz besonderen Hund. Ein heller Fleck unter seiner Schnauze erinnerte bereits an ein weißes Hemd unter einem schwarzen Sakko, womit es sich anbot, ein Foto dieses Hundes für die Montage zu nutzen. Das zweite Foto war ein bei anderer Gelegenheit entstandenes Selbstporträt im Sakko. Auf den folgenden Seiten beschreibe ich in zwölf Schritten, wie ich den Hund in den Anzug schlüpfen ließ. 01 Ausgangsbilder Fotos eines Hundes und eines Mannes im Anzug, jeweils frontal und unter ähnlichen Lichtverhältnissen aufgenommen: Das waren die Anforderungen an die Ausgangsbilder der Montage. Das Selbstporträt stammte aus einem Shooting für ein Poker-Stockfoto und war eigentlich bereits aussortiert, aber da es hier nur auf das Outfit und nicht auf den in diesem Fall missmutigen Gesichtsausdruck ankam, eignete es sich perfekt für meinen Plan, den Hund in einen Anzug zu stecken. 02 Maskieren Zunächst stellte ich Kopf und Hals des Hundes frei. Wegen der notorisch schwierig freizustellenden Haare maskierte ich die Fellkante großzügig, um an der Kante später wieder Haare mit dem Pinsel zu ergänzen. Beim Freistellen des Anzugs kam es nur beim Oberkörper auf Präzision an, da alles unter der Gürtellinie sowieso nicht in der Montage verwendet werden würde. Danach konnte ich beide Teile in zueinander passender Größe zusammensetzen. 03 Beim Hundefrisör Den etwas zu warmen Weißabgleich des Hundeporträts korrigierte ich mit einer Einstellungsebene vom Typ »Gradationskurve«, in der ich die Mitteltöne im Blaukanal anhob und im Rotkanal absenkte (a). Das hellbraune Haar am Hals musste ich bleichen, damit es später zum weißen Hemd passen würde. Dazu legte ich eine neue leere Ebene im Mischmodus »Farbe« an und entsättigte mit einem schwarzen Pinsel die störende Haarfarbe (b). Schließlich rekonstruierte ich die Fellkante, indem ich in einer weiteren neuen Ebene mit einem kleinen, runden Pinsel entlang der Kante links und rechts des Kopfes Haarspitzen malte (c). Damit waren die Vorbereitungen für den Hund abgeschlossen und ich fasste die Ebenen zu einer Gruppe „Hund“ zusammen. 04 Reinigen und Bügeln Im Bereich von Anzug und Hemd gab es noch einige Unvollkommenheiten – Fusseln auf dem Anzug, eine unschöne Delle im Hemd und Bartstoppeln am oberen Rand des Hemdkragens (a). Auf einer neuen Ebene für die Retusche übermalte ich diese kleinen Mängel (b). 05 Dunkler Anzug Der schwarze Anzug wirkte noch etwas zu hell (a), aber eine Einstellungsebene »Tonwertkorrektur«, in der ich den Schwarzpunkt ein wenig nach rechts schob, schuf Abhilfe (b). Damit waren auch die Arbeiten am Anzug abgeschlossen, und ich fasste die dazugehörigen Ebenen zur Gruppe „Anzug“ zusammen. 06 Barthaare Die beim Freistellen des Hundekopfes großzügig abgeschnittenen Haare an den Gesichtskonturen hatte ich weitgehend schon in Schritt 3 ergänzt. Nun fehlten aber noch Haarspitzen unter der Schnauze, also in der Zone, in der Hund und Hemdkragen zusammentreffen. In einer neuen Ebene malte ich mit einem feinen Pinsel kurze Haare entlang der Kontur der Schnauze (b). 07 Retusche Unter der Hundeschnauze ragten zwei etwas unordentlich wirkende Haarbüschel heraus, die nicht zu einem eleganten Hund im Anzug passten und daher entfernt werden mussten (a). Auf einer neuen Ebene für eine weitere Retusche überstempelte ich diese Bereiche (b). 08 Dodge & Burn Für eine plastische Wirkung der gesamten Figur schloss sich ein Dodge & Burn-Schritt an. Ich legte eine neue Ebene mit dem Mischmodus »Weiches Licht« an und modulierte mit einem weichen Pinsel und verschiedenen Grautönen die Licht- und Schattenzeichnung. Schließlich wählte ich alle Ebenen aus und wandelte sie mit »In Smartobjekt konvertieren« in ein Smartobjekt um. 09 Hintergrund In einer neuen Ebene unter dem Smartobjekt legte ich einen Hintergrund an. Im ersten Schritt erzeugte ich eine »Verlaufsüberlagerung« der Art »Radial« mit einem Grauverlauf (a). Eine Einstellungsebene »Farbton & Sättigung« verlieh ihr eine Cyan-Tonung (b). 10 Haut straffen Der dicke Hals des Hundekopfes war noch etwas zu breit für den Hemdkragen (a). Mit dem Filter »Verflüssigen« brachte ich ihn in eine schlankere Form, die den Übergang zwischen Hund und Anzug plausibler wirken ließ (b). 11 Leuchtende Augen Die Augen des Hundes sind schon wegen ihrer unterschiedlichen Farbe besonders auffällig (a), aber ich wollte sie noch stärker hervorheben. Dazu legte ich eine neue Ebene mit dem Mischmodus »Farbig abwedeln« an und verstärkte mit schwarzer Farbe den Kontrast in den Augen (b). 12 Der Look Für den finalen Look fügte ich zwei Einstellungsebenen für eine »Tonwertkorrektur« hinzu, die das Bild durch Verschieben des Weißpunkts leicht aufhellten beziehungsweise den Tonwertumfang reduzierten. Eine Einstellungsebene »Selektive Farbkorrektur« verschob die Tiefen in Richtung Rot. Mit einer letzten Ebene im Mischmodus »Weiches Licht« dunkelte ich die Bildränder mit einem radialen Verlauf ab, um den Hintergrundverlauf zu verstärken und den Blick des Betrachters noch stärker auf den Hundekopf zu lenken.

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