Das Ende geheimer Foto-Spots – per KI?
KI hat potenzielle Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Einige, wie die der Erzeugung von Illustrationen, sind leicht verständlich. Andere sind dabei noch gar nicht abzusehen. Hier ein Beispiel, an das ich gar nicht gedacht hätte.
Geheimniskrämerei
Manche Fotografen machen aus dem genauen Standort ihrer Fotos ein großes Geheimnis. Manchmal ist das lustig, etwa bei allseits schon bekannten Touristen-Hot-Spots. Manchmal ist es notwendig, um etwa in visuell beeindruckenden Naturschutzgebieten eine fast schon zwangsläufige Touristen- und Influencer-Schwemme zu vermeiden. Außerdem ist es auch verständlich, wenn jemand viel investierte Recherchearbeit für einen Foto-Spot schützen möchte. Ich möchte hier also niemanden verurteilen.
Hier zwei Links zum Thema Fotos, Influencer und Naturschutz:
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Der genannte Trick ist übrigens, falsche Geo-Tags nutzen.
Das neue KI-Modell
Ein falscher Tag wird in Zukunft aber nicht ausreichen. Denn eine von Stanforder Studenten entwickelte KI namens Predicting Image Geolocations (PIGEON) kann die Location eines Bildes mit verblüffender Genauigkeit bestimmen (Link zum Original-Paper). Am Ende eines komplexen Prozesses gibt die KI für gesuchte Bilder die geografischen Koordinaten aus:
Das Land wurde dabei zu 92 Prozent richtig erraten und die konkrete Position eines Fotos konnte in über 40 Prozent der Fälle mit einer Genauigkeit von 25 km bestimmt werden. Angesichts des noch beschränkten Bildbestands, der für das Training genutzt wurde, ist das beachtlich.
Geo-Lokalisierung
Trainiert wurde die KI mit dem Bildbestand des Spieles Geoguessr. Bei diesem macht der Spieler genau dasselbe, was die PIGEON-KI tut. Und falls Sie sich einmal entsprechende Videos auf YouTube oder TikTok anschauen, ist es schon beeindruckend, wie schnell und genau die Menschen die korrekte Location finden können.
Neben meinem Photoshop/Firefly-Vortrag auf der Fachtagung der Phantombildzeichner in Potsdam Anfang Dezember 2023 erfuhr ich dort auch von den großen Fahndungserfolgen sogenannter Super-Recognizer. Das sind Menschen, die in hunderten Bildern oft nur anhand kleiner Ausschnitte Menschen wiedererkennen. Aber auch diese bekommen jetzt Konkurrenz in Form von entsprechenden KI-Modellen. Bei der Geo-Lokalisierung ist das ähnlich.
Wie üblich: Chancen und Gefahren
Bekäme die Geo-Lokalisierungs-KI (live) Zugriff auf den gesamten Bildbestand des Internets, dürfte kein Foto-Spot mehr sicher sein. Spannend ist das Ganze aber auch für Historiker, die mit solchen Mitteln alte Fotos oder gar Gemälde geografisch zuordnen können. Gefährlich wird es, wenn Sie gedankenlos Fotos aus dem Alltag in den sozialen Medien veröffentlichen. Aus diesen ließe sich oft anhand von mutmaßlich unscheinbaren Indizien vielleicht die genaue Position feststellen und bei mehreren Fotos sogar ein Bewegungsprofil erzeugen – selbst wenn GPS-Daten aus den Smartphone-Fotos entfernt worden sind. Das geht zwar alles dank inverser Bildsuche und Menschen mit entsprechendem … Elan 😉 auch jetzt schon. Aber nicht so einfach und nicht für jedermann.
Fluch und Segen wie immer. Ich würde eine solche Funktion begrüßen, um alte Fotos zuordnen zu können. Gerade Bergpanoramen die sich sehr ähneln und schon viele Jahre im Kasten oder der Festplatte herumliegen könnten damit besser zugeordnet werden.