Weitwinkelobjektive: Verzeichnungen korrigieren
Für viele Anwendungen fallen die Verzeichnungen alter Optiken kaum auf. Doch Weitwinkelobjektive erzeugen bisweilen störende Auffälligkeiten, beispielsweise eine durchgebogene Wasserlinie am Horizont. Durch geschickte Bildkomposition lässt sich diese Störung schon bei der Aufnahme begrenzen. Bei noch vorhandenen Restkrümmungen helfen Lightroom, Photoshop und Co.
Alte Weitwinkelobjektive sind in mehrfacher Hinsicht speziell. Nicht alle können an Vollformatkameras überzeugen. Ihre Abbildungsleistung lässt mitunter auch am Bildrand zu wünschen übrig. Hinzu kommen Verzeichnungen, die die Wahrnehmung stören können. Weil im Gehirn abgespeichert ist, dass eine Wasserlinie waagerecht verläuft. Doch nicht jedem fällt es auf, wenn sie eine dramatische Schieflage aufweist. Aber das ist eine andere Geschichte.
Typische Verzeichnungen
Weitwinkelobjektive sind anfällig für Verzeichnungen, besonders Linien am Bildrand biegen sich durch. Je größer der Bildwinkel des Objektivs, desto ausgeprägter kann dieser Effekt auftreten. Durch die Bildmitte verlaufende Linien zeigen in der Regel kaum Störungen.
Verzeichnungen korrigieren
Bei der Bildkomposition ist auf dominante Linien im Randbereich zu achten. Verzeichnungen moderater Weitwinkelobjektive mit 28 oder 35 mm Brennweite und wenig rekordverdächtigen Lichtstärken sind mit Lightroom (Objektivkorrektur > Manuell > Verzerrung) recht gut korrigierbar und die Wirkung ist sofort im Bild sichtbar. Photoshop bietet ebenfalls nützliche Werkzeuge, ihre Anwendung ist aber nicht so komfortabel wie in Lightroom. Der Filter „Objektivkorrektur“ erlaubt es, eine geometrische Verzerrung manuell anzupassen. Mit der Funktion „Transformieren“ lassen sich solche Fehler ebenfalls kaschieren. Doch bei komplexen Mustern, beispielsweise einer Verzeichnung mit wellenförmigem Verlauf („Schnurrbart“), helfen auch die Photoshop-Tools nur noch bedingt.
Korrekturprofile
Samyang überrascht mit einer Fülle von kostenlosen Profilen für das hauseigene Objektivprogramm. Ansonsten sind Korrekturprofile für alte Optiken in Lightroom und anderen Raw-Entwicklern Mangelware. Eine Ausnahme bildet das in Lightroom enthaltene Profil fürs Nikon 20/2.8 AF. Sein optisches Design orientiert sich am manuell fokussierbaren Vorgänger und kann nützlich sein – nicht nur für Aufnahmen mit Nikon-Kameras. Berichtet wurde über diese Optik hier.
Unterschiedliche Szenarien
Auch ein gut korrigierbares Weitwinkel empfiehlt sich nur bedingt für die klassische Architekturfotografie, während selbst starke Verzeichnungen in Aufnahmen einer verwinkelten Altstadt nicht auffallen. Landschaftsaufnahmen sind weitgehend unkritisch, wenn die Komposition auf eine sensible Wasserlinie verzichtet oder Land und Wolken sie kaschieren. Starker Wellengang bietet ähnliche Optionen – nur stille Wasser fordern besondere Aufmerksamkeit.