Rost Rot: Das Buch zum Landschaftspark Duisburg-Nord
Der Wettbewerbsentwurf von Latz + Partner bildete 1991 die Grundlage der Entwicklung des Landschaftsparks Duisburg-Nord. 25 Jahre später berichtet Peter Latz in seinem Buch „Rost Rot“ entspannt, unterhaltsam und mit viel Liebe zum Detail über ein Projekt, das weltweit Aufmerksamkeit erhielt. Latz überzeugte im weiteren Verlauf immer wieder mit Ergebnissen. Leise Zwischentöne lassen unglaubliche administrative Hürden als auch Freude im kreativen Umgang mit Budgets erkennen.
Die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) initiierte 1989 einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Hinterlassenschaften der Montanindustrie im Ruhrgebiet und ebnete den Weg für einen von Latz angestrebten neuen Typus von „Industriefolgelandschaft“ – der keineswegs spontan Gefallen fand. Später galt er als richtungsweisend und dürfte im Jahr 2000 zur Aufnahme der Liegenschaft in die Denkmalliste des Landes Nordrhein-Westfalen beigetragen haben. Thyssen hatte als letzter Hüttenbetreiber 1985 Abriss und Verschrottung der Anlagen angestrebt, auch die Stadt Duisburg lehnte die Park-Idee lange ab.
Annäherung, Strukturen, Methoden, Orte, Visionen
Mit diesen fünf Kapiteln beschreibt Latz die Integration von Industrieruinen und Natur zu einer neuen, lebendigen Landschaft, die seinerzeit weder Vorbilder noch Gemeinsamkeiten mit klassischer Parkgestaltung hatte. Radikal war auch sein Gedanke, dass der Landschaftspark nur durch Nutzung auf Dauer überlebensfähig ist, sie darf aber seiner Vegetation und Bausubstanz nicht schaden. Dieser Aspekt hat ebenfalls zum Erfolg beigetragen und überrascht vielleicht am meisten beim Parkplatz-Konzept. Auch „die Dolomiten von Duisburg“, so nennen Kletterer ihren Klettergarten in den Bunkern, den der Deutsche Alpenverein betreibt, tragen dazu bei. Weit über die Stadtgrenzen bekannt sind das Sommerkino, die Photo+Adventure und die Extraschicht.
„Wir lernten zu laufen, wie die Lokomotive fährt“
Die Annäherung an das Gegebene erfolgte primär über die Strukturen alter Schienen- und Wasserwege. Die Geometrie ihrer Verläufe wurde unverändert übernommen. Latz entwickelte Methoden zur Gestaltung: Gleistrassen machte er zu Promenaden und Alleen oder ließ sie als begehbare Stege in luftiger Höhe über Erzbunker laufen. Der Klarwasserkanal und die restaurierte Pfeilerbahn entlang der Emscherpromenade entwickelten sich zu einem weiteren Wahrzeichen des Parks. Neben alten Fotos illustrieren Skizzen im Buch die Visionen und ihre schrittweise Umsetzung, teilweise unterstützt von aktuellen Luftbildern. Besonders klar treten die umgenutzten Strukturen auf einem Winterbild hervor, dass dem Kapitel III vorangestellt ist. Erkunden lassen sich die neuen Wege zu Fuß und mit dem Fahrrad.
Orte
Der Hochofen ist das weithin herausragende „Megazeichen“ im Landschaftspark Duisburg. Nach Latz „der verrückteste, interessanteste, coolste und wahrscheinlich teuerste Aussichtsturm, den man sich jemals ausdenken konnte“. Vergnüglich zu lesen ist auch Karl Gansers Exkurs zum Lichtkonzept von Jonathan Park, mit wohl platzierten Seitenhieben Richtung Administration und Licht-Epigonen. Anyway: Mr. Park kam aus London, kletterte scheinbar planlos durch den Park, illuminierte die von ihm ausgewählten Orte eigenhändig – und überzeugte auf ganzer Linie. Der WDR widmete dem 2022 verstorbenen Ganser, dem „Vater der Industriekultur“, einen kurzen Audio-Beitrag.
Den Park mit dem Buch erkunden
Peter Latz’ persönliche Erinnerungen, seine detaillierte Dokumentation und Reflexion sowie die Fülle anregender Fotos machen Lust, die Vielfalt des Parks mit dem Buch in der Hand zu erkunden. Was mit dem E-Book besonders leicht ist, der Umfang von 288 Seiten fällt hier nicht ins Gewicht. Einen ersten Blick ins Buch gibt es hier. Welche Vorteile E-Books, bieten wurde hier ausführlich vorgestellt.
Weitere Tipps für die eigene Planung
Für die Erkundung des rund 400 Kilometer langen Wegenetzes der Route der Industriekultur zwischen Dortmund und Duisburg auf eigene Faust gibt es zahlreiche Informationsquellen. Die wichtigsten wurden hier zusammengestellt. Sie bieten eine solide Ausgangsbasis für die Planung.