Makro-Legende: Nikon 55/2.8 Micro
Ziemlich genau 20 Jahre nachdem Nikon die erste Normalbrennweite für das F-Bajonett vorgestellt hatte, kam 1979 das Nikon 55/2.8 Micro auf den Markt. Ein Makro-Objektiv mit einem besonderen technischen Feature. Rund 500.000 Exemplare wurden verkauft, es ist noch heute im Nikon Lieferprogramm und kostet stolze 600 Euro. Gebrauchte Exemplare sind deutlich günstiger – wenn man genau hinschaut und auf den Erhaltungszustand achtet.
Preisfrage
Anfangs auf kompromisslose Schärfe im Nahbereich gezüchtet, wurde die Abbildungsleistung von Makro-Objektiven bald auch für die Ferne optimiert – nicht zur Freude aller Nutzer und nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Möglicherweise sollte der angestrebte Kompromiss diese exotische und teure Gattung universeller einsetzbar erscheinen lassen. Denn die meisten Makro-Objektive mit 50 Millimeter Brennweite und wenig rekordverdächtiger Lichtstärke F/3.5 kosteten so viel wie die damals lichtstärksten Normalobjektive mit Lichtstärke F/1.2: 400 bis 500 D-Mark. Was darf Altglas heute kosten? Dieser Beitrag erhellt die Hintergründe.
Einblick ins Innenleben
Im Nikon 55/2.8 Micro sollte der Optimierungsspagat mit einer Close-Range-Correction (CRC) genannten Technik gelingen, die bisher vorwiegend in Weitwinkelobjektiven zum Einsatz kam. Zwei gegeneinander bewegliche Linsengruppen sollen im Nah- und Fernbereich für bestmögliche Abbildungsleistung sorgen. Was banal klingen mag, erfordert in der Umsetzung viel Feinmechanik und präzise Justierung. Olympus bot mit „Floating Elements“ eine ähnliche Technologie in Makro-Objektiven und hatte auch extravagante Versionen mit Lichtstärke F/2.0 im Angebot.
Gebrauchtkauf
Wie sonst auch sollte auf eine leichtgängig und spielfrei laufende Fokussierung sowie ölfreie Blendenlamellen geachtet werden – und 100-prozentig intakte Schraubenköpfe am Bajonett. Deformierte Schrauben deuten auf einen Reparaturversuch hin, der bei einem Objektiv dieser Bauart mit sensiblem Innenleben nichts Gutes vermuten lässt.
Risiko minimieren
Einen exzellenten Ruf genießen auch die Vorgängermodelle mit Lichtstärke F/3.5, die ebenfalls den Zusatz „Micro“ im Namen tragen. Sie setzen auf bewährtes 5/4-Design und robuste Technik. An Schärfe im Nahbereich mangelt es nicht. Und bei Gebrauchtpreisen unter 100 Euro kann es verschmerzbar sein, einen Spezialisten anzuschaffen, dessen Schärfe in Unendlich-Stellung vielleicht nicht vollkommen ist. Dafür hat man sowieso ein lichtstarkes Standardobjektiv, denn „Wer in seiner Fototasche nicht mindestens ein 1,4er hat, dem ist nicht zu helfen“, meinte Winfried Warnke in seiner Kolumne im FotoMagazin (11/2017). Auch wenn Warnke dabei nicht unbedingt an Altglas dachte, haben wir mal geschaut, was dahinter stecken könnte. Doch das ist eine ganz andere Geschichte, die hier nachzulesen ist.
»Vor ziemlich genau 20 Jahren …«
Ist hier etwa ein Artikel veröffentlicht worden, der schon 20 Jahre alt ist? Oder sollte es oben eher »40« heißen?
Hallo an alle Makro-Freunde insbesondere des Nikon Nikkor 55mm f2,8
Ungefähr um 1978 wurden in der Zeitschrift „Color Foto“ erstmals Objektive getestet. In meiner Erinnerung begann dies mit Makroobjektiven mit 55, 55 u. 60mm.
Die Darstellung erfolgte in Testbildern und im MTF-ähnlichen Kurven. Hierbei belegte das alte Nikon-Makro 55mm f3,5 keinen guten Platz im Vergleich zur Konkurrenz von Canon, Minolta, ja sogar Fuji und Mamiya waren besser. Kurze Zeit danach wurde das 3,5 er durch das 55mm f2,8 abgelöst. Obwohl das alte Objektiv in Textbeiträgen überall gelobt wurde. Die Tests von „Color Foto“ wurden ja nicht nur im deutschsprachigen Raum gelesen. Offenbar war die Wirkung für Nikon negativ, sodaas man sich zu einer Neukonstruktion entschloss. 20.11.2020 viele Grüße aus dem Bergischen Land
Danke für den Hinweis! Es ging um die 20 Jahre nach Vorstellung der ersten Normalbrennweite im Jahr 1959.