Altglas

Attraktive und günstige Normalbrennweiten

Neckermann, Porst und Quelle haben analoge Spiegelreflexkameras in Deutschland für Fotografierende erschwinglich gemacht. Während viele Objektive eher optisches Mittelmaß bieten, finden sich unter den Normalbrennweiten attraktive und günstige Ausnahmen. Wenn sie einem über den Weg laufen und man sie erkennt, lässt sich manches Schnäppchen machen.

Altglascontainer. Attraktive und günstige Normalbrennweiten

Normalbrennweiten sind langweilig? Nicht wenn man sie einzusetzen weiß und seine Bilder bewusst gestaltet. Dazu ist etwas mehr Bewegung nötig als üblich – gezoomt wird mit den Füßen. Und „geh näher ran“ ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Mit einer Vollformatkamera dürfen die Schritte gern etwas größer sein, für Micro-Four-Third Kameras reichen auch kleine. Es dauert nicht lange, bis sich das Gespür für den besten Bildausschnitt und die passende Perspektive entwickelt. Große Blendenöffnungen bieten kreatives Potenzial für das Spiel mit geringer Schärfetiefe. Kein Allheilmittel, aber eine Gestaltungsmöglichkeit, die auch mit Lichtstärke F/1.8 durchaus gegeben ist.

Praktica-Pentacon. Attraktive und günstige Normalbrennweiten
Bewährte Kombination aus dem DDR-Kombinat: Praktica Spiegelreflexkamera mit Pentacon 50/1.8.
Penacon-Autorevuenon. Attraktive und günstige Normalbrennweiten
Auto Revuenon und Pentacon 50/1.8: Bei Porst wurde dieses Objektiv als Pentaflex Auto-Color verkauft.
Revueflex. Attraktive und günstige Normalbrennweiten
Mit anderem Label waren Praktica-Kameras und Pentacon-Objektive auch in der BRD bei Foto Quelle im Sortiment (Deutsches Kameramuseum).

Günstig und attraktiv

Optisch und mechanisch erwähnenswert ist das Auto Revuenon 50/1.8, baugleich zum Pentacon 50/1.8 aus DDR-Produktion im optischen 6/4-Design der 1960er Jahre. Hergestellt wurde der Klassiker seit 1963 im VEB Feinoptischen Werk Görlitz, hieß anfangs Oreston und trug den Schriftzug „Meyer-Optik Görlitz“. Über die verschiedenen Bauformen des Objektivs informiert dieser Beitrag im Digicamclub ausführlich. Dort schildert auch Henry Feddersen, Besitzer des Forums, wie dieses Objektiv „die Einstiegsdroge“ seiner Altglas-Karriere wurde. Und warum es ab 1971 in Pentacon umbenannt wurde, erklärt der Altglas-Blog hier.

mit Pentacon 50. Attraktive und günstige Normalbrennweiten
Pentacon 50/1.8: Der Klassiker von 1963 kann heute noch begeistern – egal mit welchem Label er verkauft wurde.

Mehr von Foto Quelle

Zum ebenfalls attraktiven Auto Revuenon 50/1.9 gibt es außer Marketing-Sprüchen kaum Informationen. Im Herbst-Winter-Katalog 1982 zum 25-jährigen Foto Quelle-Jubiläum wird erwähnt, dass „Objektive … speziell für die REVUE-Kameras entwickelt werden“, was für den Käufer bedeutet, „die optimale Verbindung zwischen Technik und Optik“ zu erhalten. Zu diesem Zeitpunkt war das Objektiv seit gut drei Jahren im Sortiment. Im damaligen Katalog-Geschäft eine erstaunlich lange Zeit.

Autorevuenon-Revueflex. Attraktive und günstige Normalbrennweiten
Zusammen mit der Revueflex SD I tauchte das Auto Revuenon 50/1.9 erstmals im Foto Quelle-Katalog Frühjahr/Sommer 1980 als „5linsiges Hochleistungsobjektiv“ auf. Es war mindestens drei Jahre im Programm (Deutsches Kameramuseum).
AR50-1.9.
Made in Japan, viel mehr ist nicht bekannt. Dennoch ist das Auto Revuenon 50/1.9 keineswegs zu verachten.
Tiger and turtle.
Tiger & Turtle: Stahl in Duisburg aus Sicht des Auto Revuenon 50/1.9.

Alte Kataloge

Wer Lust hat, in alten Katalogen zu stöbern, findet im Deutschen Kameramuseum eine erstaunliche Auswahl alter Foto Quelle-Kataloge. Zum Stückpreis von 8 Euro gibt es eine CD mit sauber gescannten Seiten frei Haus. Wer im Besitz eines nicht in der Liste aufgeführten Katalogs ist, kann ihn einscannen und einschicken. Im Tausch werden drei Kataloge nach Wahl angeboten.

Nifty-Fifty

Im anglo-amerikanischen Sprachraum werden Normalbrennweiten gern als „Nifty Fifty“ tituliert. Über weitere Objektive dieser Gattung haben wir hier berichtet. Und wer sich für einen ausführlichen Bokeh-Vergleich interessiert, wird hier fündig.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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