Attraktive und günstige Normalbrennweiten
Neckermann, Porst und Quelle haben analoge Spiegelreflexkameras in Deutschland für Fotografierende erschwinglich gemacht. Während viele Objektive eher optisches Mittelmaß bieten, finden sich unter den Normalbrennweiten attraktive und günstige Ausnahmen. Wenn sie einem über den Weg laufen und man sie erkennt, lässt sich manches Schnäppchen machen.
Normalbrennweiten sind langweilig? Nicht wenn man sie einzusetzen weiß und seine Bilder bewusst gestaltet. Dazu ist etwas mehr Bewegung nötig als üblich – gezoomt wird mit den Füßen. Und „geh näher ran“ ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Mit einer Vollformatkamera dürfen die Schritte gern etwas größer sein, für Micro-Four-Third Kameras reichen auch kleine. Es dauert nicht lange, bis sich das Gespür für den besten Bildausschnitt und die passende Perspektive entwickelt. Große Blendenöffnungen bieten kreatives Potenzial für das Spiel mit geringer Schärfetiefe. Kein Allheilmittel, aber eine Gestaltungsmöglichkeit, die auch mit Lichtstärke F/1.8 durchaus gegeben ist.
Günstig und attraktiv
Optisch und mechanisch erwähnenswert ist das Auto Revuenon 50/1.8, baugleich zum Pentacon 50/1.8 aus DDR-Produktion im optischen 6/4-Design der 1960er Jahre. Hergestellt wurde der Klassiker seit 1963 im VEB Feinoptischen Werk Görlitz, hieß anfangs Oreston und trug den Schriftzug „Meyer-Optik Görlitz“. Über die verschiedenen Bauformen des Objektivs informiert dieser Beitrag im Digicamclub ausführlich. Dort schildert auch Henry Feddersen, Besitzer des Forums, wie dieses Objektiv „die Einstiegsdroge“ seiner Altglas-Karriere wurde. Und warum es ab 1971 in Pentacon umbenannt wurde, erklärt der Altglas-Blog hier.
Mehr von Foto Quelle
Zum ebenfalls attraktiven Auto Revuenon 50/1.9 gibt es außer Marketing-Sprüchen kaum Informationen. Im Herbst-Winter-Katalog 1982 zum 25-jährigen Foto Quelle-Jubiläum wird erwähnt, dass „Objektive … speziell für die REVUE-Kameras entwickelt werden“, was für den Käufer bedeutet, „die optimale Verbindung zwischen Technik und Optik“ zu erhalten. Zu diesem Zeitpunkt war das Objektiv seit gut drei Jahren im Sortiment. Im damaligen Katalog-Geschäft eine erstaunlich lange Zeit.
Alte Kataloge
Wer Lust hat, in alten Katalogen zu stöbern, findet im Deutschen Kameramuseum eine erstaunliche Auswahl alter Foto Quelle-Kataloge. Zum Stückpreis von 8 Euro gibt es eine CD mit sauber gescannten Seiten frei Haus. Wer im Besitz eines nicht in der Liste aufgeführten Katalogs ist, kann ihn einscannen und einschicken. Im Tausch werden drei Kataloge nach Wahl angeboten.
Nifty-Fifty
Im anglo-amerikanischen Sprachraum werden Normalbrennweiten gern als „Nifty Fifty“ tituliert. Über weitere Objektive dieser Gattung haben wir hier berichtet. Und wer sich für einen ausführlichen Bokeh-Vergleich interessiert, wird hier fündig.