Meural Canvas II: Die Rückkehr der digitalen Bilderrahmen
Vor Jahren waren digitale Bilderrahmen eine wichtige Produktkategorie, deren Hersteller auf Messen kleinere Hallen füllten; dann gingen sie parallel zum Aufstieg der Smartphones und Tablets etwas unter. Netgear bringt nun mit Meural Canvas II neue Bilderrahmen auf den europäischen Markt, die eher an Flachbildfernseher erinnern. Wie das aussieht und funktioniert, habe ich mir in einem Appartment in der Elbphilharmonie angeschaut.
Bei Netgear denkt man unwillkürlich an Netzwerkprodukte, aber nachdem der Hersteller im vergangenen Jahr den Entwickler der Meural Canvas-Bilderrahmen aufgekauft hat, haben sie diese gründlich überarbeitet und bieten die zweite Generation Meural Canvas II jetzt auch in Europa an. „Meural“ spricht sich wie „Mural“, also Wandbilder – die Bilderrahmen mit den Diagonalen 21,5 und 27 Zoll sollen ein variables Kunstprogramm an die Wohnzimmerwand bringen und fügen sich mit ihren vier verschiedenen Rahmen – schwarz, weiß, Birke oder Walnuss – zwischen Gemälden und Grafiken ein (alternativ kann man sich auch von einem Rahmenmacher einen eigenen Rahmen anfertigen lassen). Der Preis für die 21,5-Zoll-Variante beginnt bei 649 Euro, der der größeren 27-Zoll-Version bei 849 Euro.
Die Displaypanels haben eine reflexfreie, matte Oberfläche und eine Full-HD-Auflösung (1920 × 1080 Pixel) – das mag heutzutage etwas wenig erscheinen, aber aus dem typischen Betrachtungsabstand eines Bildes würde ein Gemälde auf einem 4K-Display wohl auch nicht viel anders aussehen. Das Meural Canvas II lässt sich an die Wand hängen oder auf eine Staffelei stellen, wahlweise im Hochkant- oder Querformat – die Swivel-Montierung macht es möglich, ein an die Wand montiertes Bild zu drehen. Als Prozessor ist ein Quad Core ARM Cortex A17 mit 1,8 GHz verbaut, dazu 2 GB RAM und 8 GB Flashspeicher für die lokale Speicherung von Bildern und Videos.
Nach dem Auspacken und dem Anschluss an das Stromnetz bucht man den digitalen Bilderrahmen in das vorhandene WLAN ein. Über das Internet haben Sie dann eine Auswahl von derzeit rund 30.000 Kunstwerken in der Meural Art Library – für den vollen Zugriff darauf muss man allerdings noch ein Abo abschließen, das 75 Euro pro Jahr kostet. Die Lizenzen für 100 vorausgewählte Bilder sind im Kaufpreis enthalten. Natürlich können Sie auch eigene Bilder auf den Schirm bringen, über eine USB-Schnittstelle und einen SD-Kartensteckplatz im Rahmen selbst, über das Internet oder eine Smartphone-App für Android und iOS.
Der digitale Bilderrahmen lässt sich am flexibelsten über die App steuern, aber auch direkt mit Wischbewegungen, wenn man vor dem Rahmen steht. Sie können einzelne Bilder auswählen, aber auch zuvor zusammengestellte Sammlungen als Diaschau mit wählbarer Standzeit. Die Bilddateiformate JPEG, PNG, BMP, GIF und SVG werden unterstützt, dazu die Videoformate MP4 und QuickTime (MOV). Der Bilderrahmen berücksichtigt seine Orientierung und zeigt entsprechend nur Bilder oder Filme im Hoch- beziehungsweise Querformat an. Über Amazons Alexa ist bereits eine Sprachsteuerung möglich; an weiteren Features der Software wird bei Netgear gearbeitet, heißt es.
Falls Sie sich jetzt fragen, was Greta dazu sagen würde: Der Rahmen hat eine typische Leistungsaufnahme von 20 Watt; über die App können Sie ihn so konfigurieren, dass er sich beispielsweise über Nacht selbsttätig ausschaltet. Die Helligkeit des Displays passt sich optional der Umgebungshelligkeit an.
Und wie sieht so ein digitaler Bilderrahmen nun aus? Auf dem matten Display zeigen Bilder zwar nicht dieselbe Brillanz wie auf einem Hochglanzdisplay, aber neben echten Gemälden an die Wand gehängt fügen sich die digitalen Bilder gut ein. Die Kosten eines Meural Canvas II sind zwar hoch – ich würde zur größeren 27-Zoll-Variante greifen – aber wenn Sie Ihre eigenen Bilder an die Wand hängen wollen und eine größere Auswahl in hoher Qualität printen lassen, wird das auch nicht ganz billig. Die Beschränkung auf eine Full-HD-Auflösung ist unproblematisch; dagegen stört das Seitenverhältnis von 16:9, das sich bei bildenden Künstlern keiner großen Beliebtheit erfreut und oft dazu zwingt, die Bilder zu beschneiden. 3:2 oder gar 4:3 wären universeller nutzbar.
Übrigens eignen sich die digitalen Bilderrahmen nicht nur für den Einsatz in der Wohnung; insbesondere die größere Variante ist auch für Aufgaben im Bereich Digital Signage geeignet – ein Restaurant beispielsweise könnte darauf die Gerichte des Tages anzeigen.