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Immer dabei

„Die beste Kamera ist gerade die, die man dabei hat“, lautet ein populäres, dem amerikanischen Fotografen Elliott Erwitt zugeschriebenes Zitat. Heutzutage ist es meist das Smartphone, das man immer dabei hat, aber es gibt qualitativ hochwertige und trotzdem kompakte Alternativen – wie die Ricoh GR III, mit der ich heute Erfahrungen sammeln konnte.

Zugegeben: Auch ich zücke oft mein iPhone, um spontan etwas im Bild festzuhalten – nicht zuletzt deshalb, weil eine Aufnahme vom Smartphone schnell den Weg in die sozialen Netze findet. Aber trotz aller Fortschritte in der Technik von Handy-Kameramodulen kann eine „richtige“ Kamera immer noch mehr bieten, sofern sie einen größeren Sensor und ein proportional größeres Objektiv hat. Damit sind solche Kameras aber auch meist größer und schwerer, und im Zweifelsfall hat man sie deshalb eben nicht dabei. Meine aktuelle Kompromisslösung ist die Fuji X70, eine Kompaktkamera mit 18,5 mm f2,8 Festbrennweite (umgerechnet 28 mm) und 16-Megapixel-APS-C-Sensor, die ich in die Umhängetasche stecke, ohne mich damit zu belasten.

Immer dabei
Immer dabei: Die Ricoh GR III (vorne ist mit 109,4 x 61,9 x 33,2 mm noch kleiner und auch leichter als die Fuji X70 (112,5 x 64,4 x 44,4 mm) dahinter. Dafür muss man auf ein Klappdisplay und einen eingebauten Blitz verzichten.

Aber es geht noch kleiner und leichter, wie Ricoh jetzt mit der schon auf der photokina vorangekündigten GR III beweist: Die Kenndaten des Objektivs sind identisch, aber das Gehäuse ist noch kleiner, zumal das Objektiv erst beim Einschalten auf die volle Größe ausfährt. Das Gewicht beträgt inklusive Akku nur 257 Gramm. Das sind Eckwerte, wie man sie früher nur von Kompaktkameras mit fingernagelgroßen Sensoren kannte, während in der GR III ein ausgewachsener APS-C-Sensor mit 24 Megapixeln und Phasendetektions-Pixeln für einen schnellen Autofokus steckt. Im Interesse höchster Auflösung hat Ricoh auf ein Tiefpassfilter vor dem Sensor verzichtet, und zur Vermeidung von Verwacklungsunschärfe ist der Sensor beweglich gelagert, womit sich Bewegungen um die drei Drehachsen stabilisieren lassen. Ungewöhnlich für eine Kompaktkamera ist, dass der bewegliche Sensor auch durchgeschüttelt wird, um möglicherweise anhaftenden Staub abzuschütteln. Entgegen einer verbreiteten Meinung ist die Staubproblematik keineswegs auf Kameras mit Wechselobjektiven beschränkt.

Ganz ohne Kompromisse lässt sich eine solche Miniaturisierung nicht erreichen. Für einen eingebauten Blitz fehlt der Platz und das Display ist nicht beweglich – für Selfies greift man besser weiterhin zum Smartphone. Auch ist der Akku der GR III etwas kleiner als jener meiner X70. Die im Betrieb entstehende Wärme wird über das Magnesium-Gehäuse abgeführt, was in der Praxis wohl kein Problem ist, aber hierin dürfte der Grund dafür zu finden sein, dass die GR III nur HD- statt 4K-Video unterstützt (was die X70 ebensowenig tut, dafür aber Fujis neuere XF10). Aber wie auch immer: Das Ergebnis ist, dass man die GR III in die Hosentasche stecken kann, sofern man keine allzu hautengen Schnitte bevorzugt oder Kommentare der Art „Ist das eine Kamera in Deiner Tasche oder freust Du Dich nur, mich zu sehen?“ fürchtet.

Immer dabei
Immer dabei: Die GR III wird über drei Rändelräder, eine Funktionstaste und das Touch-Display gesteuert. Drei Konfigurationen der Einstellungen lassen sich speichern und über das Moduswahlrad abrufen.

So weit ich das beim echt hamburgischen Schmuddelwetter heute in der Speicherstadt feststellen konnte, hat sich Ricoh bei der Bildqualität, um die es ja schließlich vor allem geht, auf keine Kompromisse eingelassen. Das Objektiv zeichnet auch offenblendig schon erfreulich scharf und eignet sich auch für Makroaufnahmen bis zur Naheinstellgrenze von 6 Zentimetern. Die folgenden Bilder habe ich in Lightroom aus den DNG-Dateien entwickelt.

Immer dabei
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Falls Sie interessiert sind: Ganz billig ist das Vergnügen nicht, denn für die GR III werden rund 900 Euro aufgerufen. Auf der anderen Seite: Mein iPhone X war teurer.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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3 Kommentare

  1. Habe ich mir auch angesehen, aber dann doch die SONY RX100 V gekauft – 160€ günstiger, Klappdisplay mit Selfiestellung (wers braucht), elektr. Sucher zum Dazuschalten, ebenso der integr. Blitz (reicht für snapshots, ist auch noch kippbar). Ich halte die Sony für das eindeutig bessere Gerät, wobei „besser“ für mich die Palette der einstellbaren Optionen und eben Blitz + Sucher ist. Die Sony hat 20,1mpx, als Ergänzung zu einer DSLR völlig ausreichend und die erzeugten Videos sind wirklich gut.

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