Frohe Saturnalien!
Da Doc Baumanns Beitrag – statistisch unvermeidlich – nun auch einmal auf einen 24. Dezember fällt, nimmt er das zum Anlass, die Ursprünge weihnachtlichen Verschenkens unter die Lupe zu nehmen … und Ihnen natürlich das Beste zum Feste zu wünschen.
Ich will Ihnen ja nicht die Festtage vermiesen, aber haben Sie schon mal darüber nachgedacht, warum die Geburt des christlichen Religionsstifters an diesem Tag mit der Übergabe von Bergen von Geschenken gefeiert wird? Der eine oder andere wird sich aus dem Kindergottesdienst an die drei Weisen aus dem Morgenland – später zu drei heiligen Königen umgemodelt – erinnern. Die brachten ja bekanntlich jede Menge wertvoller Geschenke aus dem Morgenland mit. (Die seltsamerweise später im Neuen Testament nirgendwo mehr auftauchen, obwohl die arme Familie des Zimmermanns mit dem plötzlichen Reichtum an Gold und anderen Gaben nun doch zu den Wohlhabenden gezählt haben müsste.)
Also, kommen die Geschenke von diesen Mitbringseln der drei Weisen?
Vielleicht hilft es, wenn man nachforscht, warum Weihnachten an diesem winterlichen Tag gefeiert wird (an dem auch in Judäa kaum Herden auf den Weiden gestanden haben dürften). Mit der kurz zuvor begangenen Wintersonnenwende mag es auch zu tun haben. Vor allem aber wurde in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung der Geburtstag des Gottes Mithras an diesem Tag gefeiert. (Nicht die einzige Parallele zum christlichen Religionsstifter übrigens. Es gibt derer so viele, dass nicht einmal die frühen Theologen das abstreiten konnten und daher lieber den Satan dafür verantwortlich machten, der mit seiner satanischen List dies alles bereits vorweggenommen hatte.)
Weihnachtliche Saturnalien
Nun fiel zufällig in dieselbe Zeit ein anderes wichtiges römisches Fest, die Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn, festgelegt auf den angeblichen Baubeginn des Saturnus-Tempels auf dem Forum Romanum (dessen Foto ich in der Montage oben verwendet habe).
Dieses Fest lag zwar eigentlich auf dem 17. Dezember, dehnte sich aber im Laufe der Jahrhunderte auf weitere sieben Tage aus (also bis zum 24.) und später sogar bis zum 30. Dezember. (Die ausführlichste Beschreibung dafür findet man in der „Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaften“ von Pauly und Wissowa, während das Stichwort in der Neuauflage des „Pauly“ gar nicht mehr vorkommt.) Kennzeichnend für die Saturnalien waren nicht nur eine spielerische Gleichsetzung oder gar Umkehrung der sozialen Rollen von Herren und Sklaven, sondern auch das Abhalten üppiger Festmähler (wahrscheinlich nicht mit Gänsebraten und Klößen).
Vor allem aber waren die Saturnalien das Fest, an dem ausgiebig Geschenke verteilt wurden – so ausgiebig, dass manche antike Autoren beklagen, dass sich arme Familien deswegen in Schulden stürzten, um sozial mithalten zu können.
Ich weiß nicht, ob die Namensgebung einer bekannten Elektromarkt-Kette, die alljährlich in den Wochen vor den Saturnalien … äh, Weihnachten … gewaltige Umsätze durch Geschenkeeinkauf macht, durch dieses römische Fest zu ihrer Namensfindung verleitet wurde. Passen würde es ja.
Also, in diesem Sinne wünsche ich Ihnen im Namen der ganzen DOCMA-Mann- und Frauschaft erholsame Festtage, Geschenke, über die Sie sich wirklich freuen (und die in den Tagen danach weder im Keller noch mit Umtauschzettel wieder im Laden landen). Wenn Sie Christ sind, von einem Ungläubigen herzliche Weihnachtswünsche, wenn nicht, einfach ein paar ruhige Tage, und in Erinnerung an die alten Römer: Frohe Saturnalien!
(PS: Um Beschwerden vorzubeugen, in meinem Text sei es ja schon wieder nicht um Bildbearbeitung gegangen: Nun sagen Sie bloß, ich hätte Ihr Bild von Weihnachten mit diesen Informationen nicht bearbeitet.)