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Fotoprojekt: Jill Greenberg-Style

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Der Jill Greenberg-Style, also heulende Kinder vor monochromen Studiohintergründen: Das war das Rezept, mit dem die Fotografin ihren internationalen Erfolg begründete. Klingt eigentlich nicht wirklich kompliziert, dachten sich Christoph Künne und Ralf Mohr an einem langweiligen Wochenende und versuchten die Mischung – natürlich nicht mit einem Kind, sondern mit dem Fotomodel Lucky – „nachzukochen“. Die Fotoretusche und diesen Artikel übernahm Olaf Giermann.

Der Anblick von Tränen trifft den Menschen ins Herz, dachte sich 2006 die amerikanische Werbefotografin Jill Greenberg. Sie lud mehrere etwa dreijährige Kinder zu sich ins Studio, gab ihnen Süßigkeiten, nahm sie ihnen nach kurzer Zeit wieder weg und fotografierte das darauf folgende heulende Elend.

Diese Serie hat Greenberg berühmt gemacht – aber nicht nur im positiven Sinn. Denn laut Wikipedia wurde Greenberg im Gästebuch ihrer Website – ja, damals gab es so etwas noch – auf das Heftigste beschimpft und mit Michael Jackson und sogar Adolf Hitler verglichen. Die Kritiker warfen ihr Missbrauch der Kinder vor, die sie allein für den Profit gequält hätte. Zwischenzeitlich nahm sie ihre Arbeiten aufgrund der Proteste sogar aus dem Internet.

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„Auslaufschwierigkeiten“: Kleingehackte Zwiebeln sorgten nicht für den für das Foto benötigten Tränenfluss.

Rotz und Wasser heulen

Um uns nicht derartigen Vorwürfen aussetzen zu müssen, haben wir statt eines Kindes eine junge Dame ins Studio gebeten und sie schon im Vorfeld über unsere Absichten aufgeklärt. Allerdings beraubten wir uns mit dieser Vermeidungsstrategie auch der Chance auf echte Frustrations-Tränen. Das mit der Schokolade haben wir gar nicht erst probiert, sondern unserem Modell Lucky stattdessen zunächst eine aufgeschnittene Zwiebel unter die Augen gehalten. Der erhoffte Effekt blieb jedoch aus, bis Lucky von sich aus vorschlug, mit einer ordentlichen Dosis Augentropfen nachzuhelfen. Danach liefen die Tränen wie gewünscht in unkontrollierbaren Sturzbächen.

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Erst der massive Einsatz von Augentropfen führte zum ­gewünschten Ergebnis.

Kleinbild oder Mittelformat?

Muss es denn unbedingt Mittelformat sein? Die Frage stellt sich, weil Jill Greenberg den Einsatz von Mittelformatkameras bevorzugt. Deshalb haben wir bei diesem Shooting eine Phase One mit 60-Megapixel-Rückteil eingesetzt. Allerdings zeigte sich bereits im Vor-Ort-Abgleich der Daten am Studio-Monitor, dass bei diesem Licht-Set-up auch die Pixel-Qualität einer hochauflösenden Sony-Voll­formatkamera (a7 rII) nicht nur ausreicht, sondern allen Anforderungen genügt. Als Objektiv kam das Sigma f/1.4 50mm Art zum Einsatz.

Das Aufnahmesetting

Gemäß der Greenberg-Vorlage hatten wir unser Model Lucky gebeten, den Oberkörper von störenden Textilien zu befreien und für ein Lichtsetting gesorgt, das zum einen das Gesicht modelliert, zum anderen auf allzu dunkle Schattenpartien verzichtet. Im Grunde würden dazu vier Lampen ausreichen: zwei weiche Lichter von vorne links und rechts (hier: Durchlichtschirme). Dazu zwei Lampen mit härterem Licht, also kleineren Reflektoren (hier: Beauty-Dishes), von hinten rechts und links. Wie man aber in Videos im Internet sehen kann, arbeitet Greenberg mit bis zu neun Lampen. Also haben wir auf Höhe des Models rechts und links jeweils eine zusätzliche Lampe zur Aufhellung gesetzt sowie ein Haarlicht von oben.

TIPP: Die Jill-Greenberg-Originale zeigen zudem einen hinter dem Kopf aufgeblitzten blauen Hintergrund. An dieser Stelle wollten wir ­flexibel bleiben, und entschieden uns für einen Hintergrund in Grau, der sich später nach Bedarf in Photoshop leicht durch eine andere Farbe ersetzen ließ.

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Lichtsetting: Das volle Programm – acht Studiolampen sorgen für eine möglichst schattenfreie, aber dennoch mit Akzenten versehene Ausleuchtung.

Jill Greenberg-Style: Wie es mit der Entwicklung und Nachbearbeitung weiterging, beschreibt Olaf Giermann Schritt für Schritt in der aktuellen DOCMA 78 (Ausgabe September/Oktober 2017)


 

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2 Kommentare

  1. Nun, so wirklich gelungen finde ich die Ausleuchtung nicht. Die bei vielen Fotos der Fotografin deutlich erkennbaren harten Seitenlichter, die die Form des Gesichts hervorheben und Nachbearbeitungen als Grundlage dienen, fehlen bei den nachgestellten Bildern zur Gänze.
    Man eben, dass man bei einer solch komplexen Lichtgestaltungen nicht einfach ein paar Lichter weglassen kann und nur durch das Drehen an vielen Schrauben tatsächlich schaffen kann, das benötigt viel Zeit und einen kritischen Blick. Dazu dann auch noch die Erfahrung, welches Ausgangsmaterial man für die Nachbearbeitung benötigt.
    Nichts für schnell-schnell.

  2. Unechte Tränen erkennt man auf den ersten Blick. Es reichen keine Tropfen die die Wangen runter kullern, man muss schon echt verzweifelt sein um zu weinen.
    Wer hat denn die Augen weit geöffnet wenn er weint? Deshalb würde ich von solchen Shootings die Finger lassen, bei GNTM klappt das auch nie.

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