FOF 17: Walter Schels
Walter Schels, Jahrgang 1936, zählt seit Jahrzehnten zu den Größten der deutschen Fotosezene. Er ist ein Meister des psychologischen Porträts – von Menschen vor allem, aber auch von Tieren, wie er 2012, ebenfalls in Zingst, mit der Ausstellung „Tiere sehen dich an“ gezeigt hatte. In diesem Jahr sind im Hotel Vier Jahreszeiten Bilder aus der Serie „Hände“ zu sehen, bei der er mit seiner Frau Beate Lakotta als Autorin zusammengearbeitet hat.
Walter Schels hatte seine berufliche Laufbahn als Schaufensterdekorateur in Barcelona, Kanada und Genf begonnen; zum Fotografen wurde er in den 60er Jahren in New York. 1970 kehrte er nach Deutschland zurück und eröffnete ein Studio in München; seit 27 Jahre lebt und arbeitet er in Hamburg.
Walter Schels ist durch Bildreportagen bekannt geworden, die sich den Extrempunkten des menschlichen Lebens widmen, also Geburt und Tod. In den 70er Jahren porträtierte er für das Magazin „Eltern“ Neugeborene, bei deren Anblick es ihm erschien, als schaue er in „ein Gesicht mit Vergangenheit, wissend, uralt“. 2004 erschien die Serie „Noch mal leben“ (ebenfalls mit Beate Lakotta) mit Porträts von Sterbenden kurz vor und nach ihrem Tod.
Für die Reihe „Hände“ hat Schels das Gesicht und die Handflächen bekannter und unbekannter Menschen abgebildet, jeweils für sich ausgeleuchtet und fotografiert und zu einem Gesamtbild montiert. Während uns die Gesichter der porträtierten Personen teilweise wohlbekannt sind, bieten die Hände oft Überraschungen. Mitsuko Uchida beispielsweise hat keineswegs so feingliedrige Hände, wie man sie unwillkürlich von einer Pianistin erwarten würde. Bei Helmut Schmidt musste Schels auf sein psychologisches Gespür zurückgreifen: Schmidt hatte erst unwillig auf das Ansinnen reagiert, auch seine Hände zu fotografieren, lenkte aber ein, nachdem er erfahren hatte, dass auch der von ihm geschätzte Philosoph Sir Karl Popper mitgemacht hatte.
Walter Schels in Zingst
Montag, 22. Mai 2017
16 Uhr Fotopodium »Hände« – Walter Schels – Beate Lakotta Hotel Vier Jahreszeiten