Trioplan-Objektive haben nur drei Linsen und bilden Lichter im Bokeh als kreisrunde Ringe mit leuchtendem Rand ab, wie es keine andere Optik vermag. Die Meinungen zu diesen Bildern polarisieren, was vielfach in einem simplen „Hass mich oder lieb mich“ gipfelt. Und häufig ist es auch keine Liebe auf den ersten Blick. Besonders im optischen Sucher einer DSLR wirken Trioplan-Bilder brillant, doch am PC betrachtet flau und kraftlos. Dieser Beitrag zeigt Schritt für Schritt, wie die neue Liebe zum Leben erweckt werden kann. Es bedarf keineswegs teurer Geschenke, wie CC-Abo oder edler Trioplan-Neubauten. Ein 50-mm-Trioplan-Objektiv mit M42-Adapter muss nicht mehr als 30 Euro kosten und liefert an einer Crop-Kamera – artgerecht eingesetzt – überzeugende Resultate. Für Liebhaber des Vollformats gibt es weitere Wege, ihre Liebe zu zeigen – dazu später mehr.
Trioplan-Aufnahmen: Lightroom Grundeinstellungen
Leicht angepasste Grundeinstellungen in Lightroom hauchen dieser Aufnahme Leben ein. Da die Randschärfe von Triplet-Objektiven eher schwach ist, erfolgt meistens ein Beschnitt. Der Weißabgleich bleibt in der Regel unangetastet. Die Regler für Kontrast, Lichter und Klarheit zeigen die stärkste Wirkung, wollen aber vorsichtig dosiert werden. Insbesondere wenn später mit Photoshop weiter bearbeitet wird. Vergleichbares gilt auch für die HSL-Regler in Lightroom. Diese Aufnahme wurde ausschließlich mit Lightroom behandelt, eine Photoshop-Bearbeitung brachte keine sehenswerten Verbesserungen.
Photoshop Hochpassfilter
Sind die Bildinhalte diffiziler, bewirkt ein Hochpassfilter in Photoshop (Radius 20-80 Pixel) als Smart-Objekt kleine Wunder. Zum Start sind 40 Pixel im Modus Ineinanderkopieren eine gute Ausgangsbasis. Je nach Motiv und gewünschter Wirkung ist Experimentieren gefragt, die Modi „Weiches Licht“ und „Hartes Licht“ lohnen einen Versuch. Manchmal ist eine mit dem Pinsel eingemalte Maskierung an Kanten des Hauptmotivs nötig, um Artefakte zu unterdrücken. Die Dichte der Maske wird gegebenenfalls angepasst.
Einstellungen im Farbbereich des Ebenenstils begrenzen die Filterwirkung auf Mitteltöne und sind ausschlaggebend für den gezeigten Effekt. So bearbeitet entfalten auch schwache Lichtkreise starke Wirkung. Meistens ist es für die Gesamtwirkung sinnvoll, die Deckkraft der Ebene zu regulieren.
Feintuning mit Photoshop
Herzstück der Luminanz-Gruppe ist eine Schwarzweiß-Einstellungsebene, deren Werte zum Start auf 50 gesetzt sind. Auch wenn das hier gewählte Bild monochrom wirkt, kitzeln Veränderungen der Rot-, Gelb- und Blautöne Feinheiten heraus, die eine spätere Schwarzweiß-Umsetzung unterstützen können. Eine Gradationskurve verstärkt den Kontrast, die Tonwertkurve darüber dient der Clipping-Kontrolle. Sie reduziert den Tonwertumfang standardmäßig am unteren und oberen Ende um 1 beziehungsweise auf 254. Die Sättigung wird auf +5 bis +10 angehoben.
Zum Schluss werden über die Schwellenwert-Ebene Tiefen und Lichter kontrolliert und gegebenenfalls mit der Clipping-Kontrolle nachjustiert. Alle Ebenen dieser Gruppe sind auf den Modus Luminanz gesetzt. Auch hier ist meisten eine abschließende Anpassung der Gesamtdeckkraft angebracht. 09-Trioplan-BEA-Ebenen Geschärft wurde in diesem Beispiel mit OptimalSharp von Digital Outback Photo. Der Charme des Plug-ins liegt in der automatisch erzeugten Maske, die fein regulierbar ist und dunkle Bildbereiche von der Schärfung ausnimmt. Alle Einstellungen wurden für dieses Bild übertrieben, um die Wirkung sichtbarer zu machen.
Feintuning mit Lightroom
Lightroom bietet im HSL-Panel gegenüber Photoshop zusätzliche Regler für Orange und Lila, was bei Aufnahmen mit bunten Lichtern, beispielsweise Jahrmärkte, von Vorteil sein kann. Da keine Masken zur Verfügung stehen, muss unter Umständen etwas mehr mit den Reglern experimentiert werden. Nutzt man Lightroom zum Schärfen, sollte man die Maskierung nutzen, um dunkle Bildteile auszusparen. Alternativ macht Lightroom es leicht, Schärfe nur in vordergründige Motive typischer Trioplan-Aufnahmen einzupinseln.
Meine Trioplan-Aufnahmen leben oft von vielfarbigen Lichtern. Aber auch zur Blauen Stunden können farbige Reflexionen auf an sich neutralen Flächen auftreten, die von der Bildwirkung ablenken.
Welche Möglichkeiten sich zur Neutralisierung anbieten, erläutert der zweite Teil dieses Beitrags.
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Trioplan-Aufnahmen: Mehr über Auswahl und Kauf günstiger Trioplan-Objektive mit Brennweiten zwischen 50 und 135 mm finden sich im E-Book „Trioplan Fotografie – Historische Objektive digital nutzen“. Neben anschaulichen Erklärungen zu Aufnahmebedingungen, Motivauswahl und Handhabung wird auch gezeigt, welche Triplet-Optiken aus Projektoren sich mit wenigen Handgriffen in feinfühlig fokussierbare Adapter einsetzen lassen.
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Vielen Dank für diesen sehr interessanten Gastbeitrag!
Ich habe zwar keine Erfahrungen mit Trioplan-Objektiven, aber ich bin jetzt von dem, was man damit so erreichen kann, fasziniert.