Hintergrundtausch im Handumdrehen
Das Einfügen eines neuen Hintergrundes braucht viel Zeit? Nein! Olaf Giermann zeigt Ihnen hier, wie es mit passenden Fotos, „Quick-Composing“ und neuen Freistelltricks in wenigen Minuten geht.
Am liebsten würden wir alle natürlich unsere Modelle direkt an die schönsten Plätze der Welt fliegen, um sie dort on location zu fotografieren: am Südseestrand, an den Originalschauplätzen der „Herr der Ringe“-Film-Trilogie in Neuseeland, inmitten der Pinguine in der Antarktis … am besten auch noch auf einem Eisbären reitend (die es wiederum leider nur auf der Nordhalbkugel gibt).
Am letzten Beispiel sehen Sie schon, dass „echte Fotos“ oft nicht nur an dem logistischen, zeitlichen und finanziellen Aufwand scheitern können, sondern auch daran, dass sie schlicht und ergreifend nicht umsetzbar sind. Einen Eisbären vom Nord- an den Südpol zu fliegen, der dort weder die Pinguine noch das Modell und den Fotografen verspeist, wäre jedenfalls eine Meisterleistung – mit Photoshop ist die Umsetzung dieser Idee im direkten Vergleich kinderleicht.
Doch um derart komplexe Fotomontagen soll es in diesem Workshop gar nicht gehen. Wir widmen uns hier dem Quick-Composing – also dem schnellen Hintergrundtausch, dem Hintergrundtausch im Handumdrehen, der durch das gezielte Fotografieren des Modells vor einem grauen Studiohintergrund ermöglicht wird.
Statt also mit einem großen Team von Assistenten, dem Modell und der ganzen Fotoausrüstung eine nach der anderen Location abzufahren, fotografieren Sie die geplanten Porträts einen Nachmittag lang im Studio und können dann die Hintergründe nachträglich in aller Ruhe bei gewünschtem Licht und passender Witterung aufnehmen. Oder Sie greifen auf Stockfotos zurück, durch die Ihnen nicht nur die ganze fotografierte Welt zur Verfügung steht, sondern auch komplette Fantasywelten, die durch Fotomontagen oder CGI geschaffen wurden. Dank 3D-Stocks können Sie solche Welten auch selbst arrangieren, texturieren, passend beleuchten und rendern – prinzipiell ginge das alles in Photoshop, doch komfortabler sind hierfür 3D-Programme. Aber das ist eine andere Geschichte. Nur um die Omi auf eine Raumstation zu versetzen, müssen Sie kein 3D lernen. Suchen Sie sich einfach die passenden Stockfotos.
Hintergrundtausch im Handumdrehen: Composing?
Denglisch ist modern. Der normale „Digital Artist“ macht heute „Artworks“ und keine Bilder mehr. Klingt ja auch irgendwie „cooler“ als „Kunstwerk“ oder „Illustration“. Im Deutschen hat sich wohl deshalb mittlerweile das schön klingende Wort „Composing“ für alle Arten der Fotomontagen durchgesetzt.
Sollten Sie dieses Wort im englischsprachigen Raum verwenden, wird Sie ein Muttersprachler – sobald Sie Ihr neuestes ,,Composing‘‘ ansprechen – genauso irritiert anschauen, wie wenn Sie ihn darum bitten, sein „Handy“ nutzen zu dürfen, da beide Begriffe für ihn etwas ganz anderes bedeuten. Wie käme er auch darauf, dass Sie mit „Handy“ (deutsch: „praktisch“) sein „mobile phone“ (also sein Mobiltelefon) meinen könnten.
Die korrekte Übersetzung für Fotomontage wäre „Compositing“ – geht es dabei eher um das Arrangieren der einzelnen Elemente, würde man im Englischen eher den Begriff „Composition“ benutzen.
Mittlerweile ist der Begriff „Composing“ im deutschsprachigen Raum aber schon so verbreitet und wird auch von großen Verlagen genutzt, dass auch wir ihn im Folgenden benutzen, da alles andere dem vergeblichen Kampf gegen Windmühlen gliche … Weil Sprache ständig im Fluss ist, gibt es dafür auch keinen Grund. Die Amerikaner haben übrigens eine Reihe von deutschen Wörtern übernommen – deren Bedeutung stimmt aber mit der unseren (meist?) überein.
Hintergrundtausch im Handumdrehen: Kein Fotostudio?
In diesem Workshop zeigen wir Ihnen, wie Sie schnell einen neuen Hintergrund in Fotografien einfügen, die in einem Fotostudio vor einem grauen Hintergrund aufgenommen wurden. Dafür benötigen Sie natürlich entsprechend fotografiertes Bildmaterial.
Nur: Nicht für jeden lohnt sich das Unterhalten eines gut ausgestatteten Fotostudios. Aber zum Glück gibt es auch alternative und günstigere Lösungen.
Zum einen können Sie natürlich auf Stockfotos zurückgreifen – müssen dabei jedoch Abstriche bei der Umsetzung Ihrer eigenen Bildideen machen, wenn es keine dazu exakt passende Stockfotos gibt.
Möchten Sie des öfteren eigene Fotos passend fotografieren, brauchen Sie für ein Heimstudio – um nicht mit Baustrahlern, Bettlaken, Pappkarton-Abschattern und so weiter zu experimentieren – lediglich einen nicht zu kleinen Raum, zwei bis drei Blitze inklusive aufsetzbarer Lichtformer (falls Sie nicht ausschließlich mit hartem Licht arbeiten möchten) und einen grauen Hintergrund. Im einfachsten Fall streichen Sie eine Wand grau; etwas flexibler sind Sie mit einem portablen Hintergrundsystem, das nicht die Welt kostet.
Sollten Sie eher selten im Studio fotografieren, aber viele und aufwendig inszenierte Bilder planen, sind Sie vielleicht der typische Kunde bei einem Mietstudio. Solche Fotostudios können Sie für einen Tag oder eine definierte Anzahl von Stunden mieten und so auf die umfangreiche Ausstattung (Hintergründe, Lichtequipment und vieles mehr) zurückgreifen, deren Anschaffungspreis gern im vier- bis fünfstelligen Bereich liegt.
Wie Sie am besten bei Fotomontagen vorgehen, erklären wir Schritt für Schritt in der neuen DOCMA 67, die Sie am Kiosk kaufen und in unserem Webshop bestellen können. Das sind die Inhalte des Im-Fokus-Workshops:
Gezielt fotografieren
Mit geeigneten Ausgangsfotos für das Modell und den Hintergrund sparen Sie sich bei der späteren Fotomontage viel Arbeit. Wer keine Lust auf aufwendiges Freistellen, umfangreiche Retuschen und sowieso immer viel zu wenig Zeit hat, sollte diese essenziellen Tipps unbedingt befolgen.
Quick-Composing
Ein kreativer Prozess braucht Zeit und Experimentierfreude. Sie müssen eine Bildidee entwickeln, die passenden Bilder fotografieren/malen/in 3D errechnen/suchen … und dann die einzelnen Bilder kombinieren. Vor allem bei Letzterem wird oft mehr Zeit als nötig vergeudet. Mit den hier gezeigten Fotografier-, Quick-Composing- und Freistell-Techniken dauert die Fotomontage oft nur wenige Minuten.
Perspektive und Schatten
Neben den passenden Farben und Kontrasten trägt vor allem eine zueinander passende Perspektive zur Glaubwürdigkeit eines eingefügten Hintergrunds bei. Hier erfahren Sie, wie Sie sich dabei durch den Fluchtpunkt-Filter unter die Arme greifen lassen und wie Sie leichte perspektivische Abweichungen korrgieren.
Finetuning und Variation
Selten reicht allein schon das einfache Überlagern des neuen Hintergrundes aus, um für das gewünschte Ergebnis zu sorgen. Wie Sie den Studiohintergrund bereinigen, mit mehreren Ebenen genauer und sehr viel besser freistellen, die Farben anpassen und vereinheitlichen sowie extrem künstliche „HDR-Porträts“ erhalten, erfahren Sie auf dieser Doppelseite.
Wenn Sie zum Thema Hintergrundtausch im Handumdrehen sofort weiterlesen möchten, kaufen Sie sich im Webshop die PDF-Version des Heftes.