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Ein Logo wachsen lassen

00 Aufmacher: Ein Logo wachsen lassen
Ein Logo wachsen lassen

Für einen kurzen Tipp in unserer „Photoshop-Sprechstunde“ war die Antwort auf diese Leser­anfrage zu umfangreich: Wie lässt sich ein Firmenlogo so darstellen, als bestände es aus Grashalmen, die auf nacktem Boden wachsen? Doc Baumann hat sich des Problems angenommen.

Ein Leser möchte zu seinem 25-jährigen Firmenjubiläum für Direktmailings und ein großes, gedrucktes Banner sein Firmenlogo auf unbewachsener Erde darstellen: „Das – sehr hochauf­lösende – Logo selbst soll aus Gras sein“, schreibt uns Roy Maihöfer aus Markdorf, „so dass die Wirkung entsteht: Nur der Logobereich wächst in schönem Grün und drum herum ist blanke Erde. Das Gras soll natürlich die Logogrenzen etwas überragen, der Shape des Logos aber erkennbar bleiben“.

Mein Kollege Olaf Giermann schlug gleich vor, das Ganze doch in 3D zu realisieren. Ich mache es lieber auf die altmodische Tour: Ein Foto vom nackten Erdboden, ein Foto von einem Rasenstück, das Logo als Maske für die Grashalm-Ebene … und dann ziemlich viel Handarbeit, um die einzelnen Halme freizustellen.

Geeignetes Gras fand sich in der Fotolia-Bilddatenbank. Dort gab es zwar auch zahlreiche Fotos von unbewachsenem Erdboden, aber meist war der Ausschnitt zu klein, die Beleuchtung passte nicht zum ausgesuchten Rasen, zu große Erdklumpen, zu sandig. Mitten im Winter bei hartgefrorenem Boden das gewünschte Bild selbst aufzunehmen, erwies sich ebenfalls als Fehlschlag. Was tun?

Schließlich entdeckte ich beim Frühstück zufällig einen Ersatz, der weit besser war als realer Erdboden (Abbildung 1). Das ist ein wenig wie beim Vertonen von Filmen: Es geht weniger darum, exakt das Geräusch zu finden, dessen Quelle man im Film sieht, als etwas, das so klingt und unserer Vorstellung davon überzeugend entspricht. Für einen Dokumentarfilm habe ich mal einen passenden Ton für eine im Standgas laufende Harley-Davidson im DVD-Archiv gesucht – als optimal erwies sich ein Traktor.

Zunächst plante ich, in der Logo-Ebenenmaske des Grases alle Lücken und herausragende Halme manuell mit dem Pinsel auf dem Wacom-Tablett herauszuarbeiten. Nachdem ich das bei drei Buchstaben gemacht hatte, fiel mir ein weitaus effektiverer Weg ein (Abbildungen 4 und 5), der viel Arbeitszeit einspart.

Auf einer weiteren Ebene malte ich mit speziellen Pinsel­einstellungen einzelne Grashalme hinzu, die weiter aus den Rasenstücken herausragen als ihre realen Geschwister (Abbildung 8). Zum Schluss kam der Schlagschatten hinzu. Der Gras-Umriss war dafür zu kompakt, deswegen malte ich die Schatten mit einer passenden Spitze, was sie luftiger und weniger gedrängt wirken lässt.

01 Kakao-Boden: Ein Logo wachsen lassen1. Ein Logo wachsen lassen: Kakaopulver als Erdboden

Nachdem die Suche im eigenen Fotoarchiv sowie in Bilddatenbanken keine wirklich befriedigenden Ergebnisse gebracht hatte  – meist waren die Ausschnitte zu klein – und der gefrorene Boden draußen auch keine passenden Aufnahmen erlaubte, fiel mir beim morgendlichen Müsli-Anrühren auf, dass Fertigkakaopulver eigentlich genau die gewünschte Oberfläche hat: eine Mischung aus verschieden großen Klümpchen. Also schüttete ich das Pulver auf ein großes Tablett und fotografierte es so, dass die Beleuchtungsrichtung mit der des bereits ausgesuchten Gras-Bildes übereinstimmte. Die Färbung lässt sich später leicht modifizieren.

Rasen: Ein Logo wachsen lassen2. Ein Logo wachsen lassen: Rasen aus der Bilddatenbank

Die meisten Rasenstücke aus meinem Archiv zeigten entweder eine – hier unerwünschte – perspektivische Tiefenerstreckung oder einen zu kleinen Bildausschnitt beziehungsweise zu wildes Gras mit anderen Kräutern dazwischen oder zu sauber und kurz gestutzten Rasen. Bei Fotolia wurde ich schließlich nach einem Hinweis unseres Fragestellers fündig. Wichtig für eine problemlose Kombi­­nier­barkeit mit Foto 1 sind Strukturgröße (das Gras wurde anschließend noch etwas verkleinert), Beleuchtungsrichtung (in einem solchen Fall gar nicht so einfach zu ermitteln) und andere Beleuch­tungscharakteristika. Auch hier würde später eine Angleichung der Farben nötig sein.


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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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