Blog

Ist das Kunst, oder kann das weg?

Bild: Olaf Giermann
Bild: Olaf Giermann

Moin! Olaf Giermann hier! So wie letzten Dienstag, möchte mal wieder einige Fragen in den Raum stellen. 😉

Dieses Mal geht es um Kunst und Erfolg.

Was Kunst ist, und was nicht – darüber kann man sicher mit Doc Baum als Fachmann trefflich streiten; ich – ohne kunstwissenschaftlichen Hintergrund – bin da eher der falsche Diskussionspartner. Doch ich kann ja für mich sprechen und sagen, was mir gefällt, was mir gefällt und was mich beim Betrachten beschäftigt. Und dabei wundere ich mich dann schon oft, wie weit ich mitunter vom Geschmack jemand anderen entfernt bin.

Klar – Geschmäcker sind unterschiedlich. Die meisten mögen Bilder von traumhaften Landschaften, hübschen Menschen, süßen/starken/wilden Tieren …  Klar. Doch nicht jeder mag körnige Schwarzweißfotografie, Gemälde von Picasso, Fotomontagen, Science-Fiction, Fantasy, Darkart … Das ist genau wie bei der Musik. Der eine mag es, der andere nicht.

Aber offensichtlich zählt „der Name“, eines Künstlers, wie viel seine Arbeit bzw. das Ergebnis seiner Arbeit wert ist. Doch was macht diesen Namen aus? Etwas Bekanntheit? Gute Referenzen? Beziehungen? Herkunft? Zeitgeist/Zeitgeschichte?

Diese Fragen stellten sich mir, als ich neulich die oben gezeigten Bilder auf Facebook hochlud. Es gab einige Likes und wohlwohlende Anmerkungen, doch einer schrieb sinngemäß, dass es wohl nur einen Namen braucht, damit es die Leute gut finden. Gut, zu mir kleinem Licht schreiben wir mal nix weiter; aber irgendwie könnte da etwas dran sein …

Denn nicht alles, was viele Menschen gut finden, was viel Geld bringt oder was gar viele Likes bei Facebook hat, ist das qualitativ beste, was die Menschheit so hervorbringt. Und natürlich spielen alle genannten Faktoren dabei mit.

Und so ist es doch ein kleines Bisschen ungerecht, wenn der eine Fotograf einzelne, eher unterdurchschnittliche Fotos für Millionen verkauft, während ein anderer Fotograf ein kleines Kunstwerk nach dem anderen inszeniert, im gleichen Markt jedoch nichts verkaufen kann. Oder wenn ein Maler Farben auf die Leinwand spritzt und damit viel Geld macht, während es unterbezahlte Concept-Artists gibt, wo allein deren Skizzenbüchern stilistisch so vielfältig und zudem so ideenreich sind, dass es zum Niederknien ist – und wo von alledem nur ein Bruchteil in Form von manchen Hollywood-Blockbustern an die Oberfläche dringt.

Nun könnte man sich empören, ob das denn alles verhältnismäßig ist. Und das ist es natürlich genauso wenig, wie die hochbezahlten Rennfahrer, Fußballspieler und … (pensionierten) Politiker. Bringt das etwas?

Eher nicht. Denn so funktioniert die Welt in der wir gerade leben.

Oder? 😉

Wie  sehen Sie das?

Ihr Advocatus Diaboli,

Olaf Giermann

Zeig mehr

Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

Ähnliche Artikel

10 Kommentare

  1. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit!“ (Karl Valentin)

    Wenn ich mir die Doku über Gursky – einen der höchstbezahlten Fotokünstler aller Zeiten – ansehe, dann komme ich doch ins Grübeln: seine Fotos sind eigentlich Collagen, die er sich von einem profess. Bildbearbeiter an einer Quantel Paintpox zusammenbauen lässt. Auch wenn die Ergebnisse (hier waren es Bilder aus einer Kohlenzeche) wirklich schön anzusehen sind: ist das Kunst? Zumind. wenn es als Fotografie bezeichnet wird, fragwürdig. Und ob ein Bild wie das vom Rhein Millionen wert ist, vermag ich auch nicht zu verstehen – es ist wohl der Name, der die Produkte einiger Künstler vergoldet, die Suche nach guten Wertanlagen (die die Kunstwelt so befeuert) und der Wunsch der Käufer, ein Unikat zu besitzen in dieser Welt, die alles und jedes in millionenfacher Weise kopiert und in unzähligen, unterschiedl. Verpackungen auf den Markt wirft.
    Die Frage, was nun Kunst ist, dürfte ein verbales Perpetuum mobile sein, das niemals schlüssig zu beantworten sein wird, weil es eben auch und vor allem eine Geschmacksfrage ist und kaum mit vorgegebenen Parametern zu beurteilen ist. Drum halte ich es wie Karl Valentin, respektiere die Arbeit, die dahinter steckt. Und wenn ich das Geld hätte, hinge ein Hundertwasser in meinem Wohnzimmer, direkt neben Bild von Rudolf Hausner. Ein Gursky wohl eher weniger – ich fotografiere selbst 😉

  2. Ist das Kunst, oder kann das weg?

    Allein die Frage in der Headline empfinde ich Provokant.

    Es ergibt sich daraus der Gedanke, dass du unbedingt Kunst produzieren möchtest. Wenns nicht so gesehen wird,kann das weg.

    Weggeschmissen, ab auf den Müll – mach es dir nicht so einfach.
    Sei nicht so streng mit dir, Olaf.
    Stelle bitte an dich selber niemals den Anspruch Kunst zu produzieren – lass es andere entscheiden.

    Kunst ist immer ein Blickpunkt von dem Mensch, der dem anderen Mensch etwas besonderes geben will.

    Nun mal zu mir: Ich bin selbständiger Systemadministrator u.a. auch in einer Institution die staatlich anerkannter Bildungsträger ist.

    Ich habe überhaupt keine Ahnung von Kunst – geschweige von Kunstgeschichte.
    Aber was ich habe, sind zwei Augen die etwas betrachten – dann sage ich selber zu mir: Mag ich – oder mag ich nicht.

    Nun mal eine Geschichte die sich so (oder ähnlich) zugetragen hat:

    Eine Frau malte ein Bild – Abstrakt – „eine Frau schaut „in die Ferne““

    Ich sah das Bild und konnte mir vieles vorstellen – aber nichts was mich berührte. Ich fühlte mich „alleingelassen“ mit dem Bild.

    Dann kam der Dozent – schaute das Bild an und fragte: Was ist das – was soll es bedeuten – welche Gefühle stecken in diesen Bild? REDE!

    Das Bild kann für den Betrachter Traurigkeit – Hoffnung – Sehnsucht – Liebe – Bitterkeit – Verzweiflung und vieles mehr sein.

    Der Dozent hat der Frau den Tipp gegeben, das Bild zu benennen.
    Sie nannte es Hoffnung
    und sie hatte es erfolgreich ausgestellt – arbeitet nun in einer Künstleragentur – dazu noch für gutes Geld.

    Nun komme ich zu dem Bild (Foto) wo du gemacht hast.
    Benenne es so, was du dir dabei gedacht hast.
    Gib Deinem Bild – Dein Werk einen Namen.
    Sprech mit deinen Fans – diskutiere – stelle auch projektive oder auch progressive Fragen.
    Was gefällt dir an dem Bild nicht – wo siehst du Möglichkeiten das Bild anders zu platzieren – wie ist der Farbeindruck usw. da sind viele Möglichkeiten doch vakant.

    Noch etwas zum Schluss:
    So viel Rückgrad muss sein, ich bin der, der in Facebook das Thema angesprochen hat.

    Zu Deinem Foto: Kamera abschwenken 🙂

    Liebe Grüße
    Peter Poteralla
    auch via Facebook

  3. Hallo Peter,

    danke für deine Antwort.

    „Allein die Frage in der Headline empfinde ich Provokant.“ bezieht sich auf eine Begebenheit, bei der die Putzkräfte sauber gemacht hatten und dabei eben eine Kunstinstallation entfernt hatten.

    Die Headline ist eher der Aufhänger für den Artikel. Es geht mir gar nicht um meine Bilder und um das Kunst machen. Das kam auch bei vielen Facebookusern wahrscheinlich falsch an, die nur die Überschrift gelesen haben dürften.

    „Kunst ist immer ein Blickpunkt von dem Mensch, der dem anderen Mensch etwas besonderes geben will.“

    Da ist etwas dran!

    Frohes Restfest! 😉

    Beste Grüße,

    Olaf

  4. Was ich darüber denke?

    1. Es lohnt sich ein paar Dinge auseinanderzuhalten:
    – Das eine, was jemand als künstlerische Arbeit erstellt: sein kreativer Ausdruck
    – Das andere, wie ein Kunstmarkt funktioniert: die Preise, die er damit erzielen kann.

    Meiner Erfahrung nach hat das Zweite mit dem Ersteren so nicht viel zu tun. Preise werden durch Nachfrage bestimmt, die Formel dafür lautet: Höhe x Breite x Faktor. Und der Faktor ist eben komplett marktbestimmt. Und hat nur selten was mit der Angebotsseite zu tun (heute vllt top, morgen ganz schnell flop: Damien Hirst, seinerzeit Shootingstar, wird kaum noch wahrgenommen).

    2. Was ist für mich eine künstlerische Arbeit?
    Es müssen für mich zwei Dinge erkennbar sein:
    – Es muss einen Ausdruck tragen. Ein Gefühl, ein Gedanke, etwas, das vom Künstler „erzählt“ wird.
    – Es muss gestaltet sein. Ich muss erkennen können, dass jemand aktiv etwas kreiert hat.
    Und ich möchte gerne erkennen können, dass die Gestaltungsentscheidungen etwas mit dem Ausdruck zu tun haben.

    Ein Ready-Made (z.B. Duchamps Fountain) ist für mich grenzwertig. Ich kann den Gedanken und den Ausdruck erkennen, aber mir fehlt die Gestaltung dabei. Die Signatur alleine reicht mir nicht.

    Handwerklich Fähigkeiten sind fein, aber nicht entscheidend. Es ist auch nicht nötig, dass ich den Ausdruck verstehe, oder die Gestaltung „mag“. Ich muss aber erkennen können, dass es bewusst gestaltet ist, und mit genau dieser Gestaltung etwas vermittelt werden soll.

    Beim obigen Bild kann ich die Gestaltung erkennen, aber nicht, warum es so gestaltet ist, und was es mir vermitteln soll. Rhein II von Gursky ist (für mich) eine Meditation (für ihn möglicherweise auch: es ist seine Laufstrecke). So geht es mir bei einigen seiner Bilder. Wie sie entstanden sind, ist für mich nicht erheblich. Auch nicht, ob er selbst Hand anlegt oder nicht. Er als Künstler trifft die Entscheidungen und formt den Ausdruck. Selbst, wenn es rein digital erzeugt würde, wäre es ein künstlerischer Ausdruck, (obgleich in dem Fall kein fotografischer mehr, siehe z.B. Thomas Ruff: Fotogramme).

  5. Für mich ist der größte Fehler unserer Zeit in Bezug auf Kunst der immer wiederkehrende Ausdruck: „Geschmäcker sind verschieden“. In der Kunst geht es eben nicht um Geschmack und Gefallen, sondern – aus meiner Sicht – um Abbilder sozialer und gesellschaftlicher Sichtweisen zu schaffen. Dadaismus ist da so eine Form der ich optisch gar nichts abgewinnen kann, ihr künstlerisches Potenzial aber sehr schätze.

    Das Thema des Beitrages ist aber – so verstand ich es – auch, neben dem Diskurs über die Wertigkeit, wie man den Umgang mit den eigenen Zufallsprodukten gestalten soll. Und da gehen mir ehrlich gesagt auch die „Birnen“ hoch! Warum? Weil das so typisch unsere Zeit ist. Man wird schnell mal Fotograf, schnell mal Künstler, weils gefällt, is es gut usw. Wir leiden an maßloser Selbstüberschätzung.

    Ich finde es ist nichts dagegen zu sagen, wenn einem selbst so ein Bild mal gefällt und es auch zu printen oder aufzuhängen. Sich deswegen dann aber mit einem Gursky zu vergleichen der seit Jahrzehnten konzeptionell unglaublich dokumenative Bilder (nicht Fotos) über unsere heutige Zeit macht finde ich dann schon auch etwas anmassend.

    Und natürlich gibt es da draussen jede Menge Leute die genauso gut arbeiten. Aber es ist halt so wie einer meiner Lehrer auf der Kunsthochschule sagte: „90% Kaufmann und 10% Künstler – alles andere frustriert dich auf Dauer!“

    PS: jhurst bringt das sehr schön auf den Punkt!

  6. Also mir gefällt obiges Bild. Mir gefallen die Farben und der mystische, verzauberte Wald. Ein schöner Olaf Giermann… Er ist nicht berühmt??? :-), schade….
    Mit gefällt nicht: Nietsch, wer Gefallen an seinen Blutorgien hat ist meiner Meinung nach auch etwas pervers. – auch das Gursky-Bild vom Rhein wäre mir keinen Euro wert. Da sehe ich in der Fotocommunity weitaus großartigere Fotos.
    Aber ich bin auch nur ein kleines Lichtlein, welches Kunst in mir gefällt oder mir gefällt nicht einteilt.
    lg aus Wien

  7. Zitat;
    “Allein die Frage in der Headline empfinde ich Provokant.” bezieht sich auf eine Begebenheit, bei der die Putzkräfte sauber gemacht hatten und dabei eben eine Kunstinstallation entfernt hatten.
    Zitat Ende.
    das konnte ich nicht wissen – ist jedoch ein guter „Aufreißer“ (im positiven)

    Zitat von „adimel“:
    „Kunst ist für mich wenn ich irgend etwas schaffe wo der Betrachter einfach nur sagt wow.“
    da gehe ich konform mit dir.

    das schrieb ich mit meinen Worten: „Kunst ist immer ein Blickpunkt von dem Mensch, der dem anderen Mensch etwas besonderes geben will“

    Zitat von WAAS:
    „. . . Man wird schnell mal Fotograf, schnell mal Künstler . . .“
    Ja da stimme ich dir voll zu.
    Gerade in der Zeit wo wir Leben wo „viele Bilder „knipsen“ kein Geld kostet“ FRüher als es lediglich Negativfilme und danach Diafilme gab hatte ich mir schon mehr Gedanken über ein Motiv gemacht. Filter gekauft – Farbfilter – Schwarzfilter – und auch son Ding was Kaleidoscope heißt.
    Und heute geht vieles über Photoshop – Gimp und anderen Programmen.
    Der Mensch als ernsthafter Fotograf (nicht umsonst ist es ein Lehrberuf) hat nun viel mehr Möglichkeiten.
    Ich frage mich: sind dort nicht „lässigkeiten“ also keine Konzentrazion auf das Objekt schon vorgegeben?

    Zitat von axthammer:
    „Mir gefallen die Farben und der mystische, verzauberte Wald. Ein schöner Olaf Giermann… Er ist nicht berühmt??? :-), schade…“

    den Olaf Giermann schätze ich sehr.
    Und nein – Er ist nicht Berühmt – er Bekannt – Bekannt in der Welt der Fotografie – und dort ist meiner Meinung nach sein „Zuhause – wo er sich wohlfühlt“

    Dankeschön Olaf das ich als kleines Licht mit meiner Ehrlichkeit einen dich angestups hab eine Blog/ Thread zu eröffnen.
    Ich bin verwundert und auch Froh – fast Göücklich das es SO viele Ansichten zu diesem Thema gibt.

    liebe Grüße aus Wattenscheid
    Peter

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Das könnte Dich interessieren
Close
Back to top button