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Apple plant umfassende Neugestaltung seiner Benutzeroberflächen

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In Cupertino arbeitet Apple an einer bedeutenden Überarbeitung seiner Software. Das Unternehmen bereitet nach Branchenberichten eine der umfangreichsten Software-Neugestaltungen seiner Geschichte vor, mit dem Ziel, die Benutzeroberflächen von iPhone, iPad und Mac zu modernisieren. Diese Entwicklung ist in ihrer Bedeutung vergleichbar mit dem Wechsel zu iOS 7 im Jahr 2013, der das Ende des Skeuomorphismus markierte – jenes Designansatzes, bei dem digitale Elemente das Aussehen physischer Objekte nachahmen, etwa Notizanwendungen mit Lederoptik oder digitale Bücherregale mit Holzstruktur.

Interne Projektnamen und Richtung

Die Neugestaltung läuft intern unter den Codenamen „Luck“ für iOS 19/iPadOS 19 und „Cheer“ für macOS 16. Die Überarbeitung umfasst alle wesentlichen visuellen Elemente: Icons, Menüs, Anwendungen, Fenster und Systemschaltflächen werden neu gestaltet. Die angestrebten Designprinzipien sind Vereinfachung, Intuition – also das unmittelbare Verständnis ohne Lernaufwand – und Klarheit, als Reaktion auf die zunehmende Komplexität der aktuellen Systeme.

Einfluss des Vision Pro-Designs

Bemerkenswert ist die neue Apple-Designsprache. Sie soll Elemente von visionOS übernehmen, dem Betriebssystem der Apple Vision Pro. Dies könnte zu einer Benutzeroberfläche führen, die kreisförmige Elemente und schwebende Komponenten in die klassischen Betriebssysteme integriert – ein Schritt von der traditionellen zweidimensionalen Darstellung hin zu einer räumlicheren Gestaltung.

Historische Einordnung

Dieser anstehende Paradigmenwechsel – diese grundlegende Veränderung der vorherrschenden Designrichtung – steht in einer Reihe mit früheren bedeutenden Umgestaltungen bei Apple. Wie bei den Übergängen vom klassischen Mac OS zu OS X oder von iOS 6 zu iOS 7 ist zu erwarten, dass auch diese Neuorientierung zunächst unterschiedliche Reaktionen hervorruft, bevor sie als Standard akzeptiert ist. Diese Entwicklung folgt dem Muster von These, Antithese und Synthese – einem Prozess, bei dem eine bestehende Idee durch einen Gegenentwurf herausgefordert wird, um schließlich in einer neuen, verbesserten Form zusammenzufinden.

Auswirkungen für die Fotografie

Für die Fotografie-Branche sind diese Änderungen von besonderem Interesse. Die erwartete Überarbeitung der Apple Foto-App könnte nicht nur die Organisation von Bildern verändern, sondern auch deren Präsentation – möglicherweise mit einem Wechsel vom chronologischen Raster zu einer inhaltsbezogenen Gruppierung. Diese Neukonzeption könnte das digitale Fotoalbum näher an die Bedürfnisse künstlerisch orientierter Nutzer heranführen.

Herausforderungen und Ausblick

Die für Sommer 2025 geplante Vorstellung dieser neuen digitalen Gestaltung wird zeigen, ob Apple die Balance zwischen fortschrittlicher Vision – dem zukunftsweisenden gestalterischen Ansatz – und praktischen Nutzeranforderungen findet. Die Herausforderung liegt im Gleichgewicht zwischen Innovation und Benutzerfreundlichkeit für die Millionen bestehender Anwender.

Diese Neugestaltung der digitalen Oberflächen ist mehr als eine technische Anpassung: Sie spiegelt einen kulturellen Wandel wider, der unsere Interaktion mit Technologie neu definiert – auf subtile Weise, durch feine, unterschwellige Veränderungen, die dennoch weitreichende Auswirkungen darauf haben, wie wir digitale Medien nutzen und wahrnehmen.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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