Perutz hatte für Luftbildaufnahmen im Ersten Weltkrieg einen feinkörnigen und vergleichsweise lichtempfindlichen Film produziert. Mitte der 1920er-Jahre erschien eine lichthofgeschützte Version als Perutz-Leica-Spezialfilm. Der Begriff Antihalo gewann dabei eine fast magische Bedeutung.

Ein Manko war die spektrale Empfindlichkeit der Schwarzweißfilme mit ihrer unterschiedlich ausgeprägten Umsetzung von Farben in Graustufen. Orthochromatisches Material ist besonders empfindlich für blaues Licht, jedoch nicht für rotes. Das war in der Dunkelkammer von Vorteil, da eine Verarbeitung bei schwachem Rotlicht möglich war. Allerdings wirkte es sich beim Fotografieren nachteilig aus: Rote Bereiche erschienen sehr dunkel, während der Himmel zur Überbelichtung neigte. Beides prägte den typischen Ortho-Bild-Look. Panchromatische Filme hingegen konnten fast das gesamte sichtbare Farbspektrum differenzierter in Graustufen umsetzen, wobei es herstellerspezifische Unterschiede gab. Diese Filme waren jedoch erst ab 1906 verfügbar und deutlich teurer als ihre Vorgänger. Zudem musste die Verarbeitung in absoluter Dunkelheit erfolgen – vom Konfektionieren der Filmpatronen bis hin zur Entwicklung.

Der Einsatz von Filtern vor dem Objektiv war üblich, um die Umsetzung von Farben in Grautöne und die Kontraste gezielt zu steuern. Abhängig von der Lichtsituation und der gewünschten Bildwirkung nutzten Fotografen Gelb-, Grün-, Orange-, Rot- und Blaufilter. Je nach Dichte des Filters verlängerte sich die Belichtungszeit, da weniger Licht auf den Film gelangte. Was bei den damals geringen Filmempfindlichkeiten die Verwendung einschränkte. Leica Ambassador Paul Wolff experimentierte mit Farbfiltern und beschreibt in seinem Buch zum Teil überraschende Erfahrungen. Mehr zum Wolff-Bestseller von 1934 hier im Blog.
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