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Die neue Sachlichkeit: Ikonische Fotografien

Altglas-Report

Die Neue Sachlichkeit in der Fotografie, geprägt von nüchternen Realismus, entstand in den 1920er Jahren als Gegenbewegung zum Piktorialismus. Bedeutende Vertreter wie August Sander und Albert Renger-Patzsch schufen ikonische Aufnahmen von Menschen, Arbeitswelten und Landschaften. In der Nachkriegszeit führte Robert Häusser diesen Stil fort. Aber anders und auf seine Weise, was Buch und Ausstellung (22.9.2024 – 27.4.2025) besonders interessant macht.

Jedes Bild für sich ist sehenswert. Noch interessanter werden sie durch die Gegenüberstellung ausgewählter Sujets aus den 1920er und 1930er Jahren mit Aufnahmen aus der Nachkriegszeit von Robert Häusser. Die verfügbaren Pressefotos schöpfen das Potenzial nur bedingt aus. Buch und Ausstellung bieten in dieser Hinsicht deutlich mehr.

Die Neue Sachlichkeit
August Sander, Mädchen im Kirmeswagen, 1926, © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2024
Die neue Sachlichkeit
Robert Häusser, Landfahrerkind, 1946, © Robert Häusser – Robert-Häusser-Archiv / Curt-Engelhorn-Stiftung, Mannheim

Die Neue Sachlichkeit ist eine fotografische Stilrichtung, die in den 1920er Jahren aufkam und durch einen nüchternen, realistischen Blick auf das Motiv geprägt ist. Statt künstlerischer Verfremdungen oder romantischer Stilisierungen zeigt sie die Welt in klaren, präzisen Bildern. Der Begriff wurde 1923 von Gustav Friedrich Hartlaub, dem damaligen Leiter der Mannheimer Kunsthalle, geprägt. Eine wegweisende Ausstellung im Jahr 1925 festigte diesen Ansatz als Gegenpol zum Piktorialismus, einer Strömung, die stark auf ästhetische Inszenierung setzte. In der Neuen Sachlichkeit dominiert hingegen ein kühler, distanzierter Realismus.

Neue Sachlichkeit
August Sander, Jungbauern, Westerwald, 1914, © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2024
Neue Sachlichkeit
Albert Renger-Patzsch, Kühe an der Ruhrmündung, Duisburg-Ruhrort, 1930 © Albert Renger-Patzsch Archiv / Ann und Jürgen Wilde, Zülpich / VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Sachlich neu: Bildband zur Ausstellung
Sachlich neu: Bildband zur Ausstellung mit Beiträgen von I. Herold, K. Honnef, C. W. Sui, 168 Seiten, 140 Abbildungen in Farbe, 22 x 25 cm, gebunden, 39,90 Euro.

Das Begleitbuch “ Sachlich Neu “ bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung dieser fotografischen Stilrichtung und stellt die Werke ihrer wichtigsten Vertreter vor. Im Zentrum stehen die Meisterfotografen August Sander (1876–1964) und Albert Renger-Patzsch (1897–1966), deren ikonische Aufnahmen der 1920er und 30er Jahre den kühlen Realismus der Neuen Sachlichkeit maßgeblich prägten. Ihre Fotografien von Menschen, Arbeitern und Arbeitswelten, ebenso wie von Industrie und Landschaften, setzten neue Maßstäbe und schrieben Fotogeschichte. Diese legendären Bilder treffen auf Werke von Robert Häusser (1924–2013), einem der herausragenden Fotografen der Nachkriegszeit, dessen Porträts und Naturaufnahmen die Tradition der Neuen Sachlichkeit fortführten. Die Zusammenstellung verdeutlicht eindrucksvoll, wie sich der sachliche Blick durch die Jahrzehnte entwickelt hat und welche Bedeutung diese Bildsprache für die Fotografie bis heute hat.

Ausstellung in Mannheim

Alle Informationen finden sich auf der Website zur Ausstellung. Vorab einen Einblick und zahlreiche Fotos bietet ein SWR-Artikel, der anlässlich der Eröffnung erschien.

Neue Sachlichkeit
August Sander, Handlanger, um 1928, © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln; VG Bild-Kunst, Bonn, 2024
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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