Standard plus Extras

Ein lichtstarkes Standardzoom für spiegellose Kleinbildkameras gab es bereits in Sigmas Portfolio, doch nun hat dieses einen in vielerlei Hinsicht verbesserten Nachfolger gefunden. Michael J. Hußmann konnte erste Erfahrungen damit sammeln. Der Zoombereich von 24 bis 70 Millimetern ist eine beliebte Wahl für ein erstes Objektiv, wenn man in ein neues Kamerasystem einsteigt. Für die hochwertige Variante mit einer durchgehenden Lichtstärke von f/2,8 entscheidet sich, wer nach dem kostspieligen Kamerakauf nicht dafür am Objektiv sparen will. Ein solches Zoom wird seinen Platz in der Fototasche auch dann noch behaupten, wenn das Objektivsortiment später gewachsen ist. Wer bereits ein Sigma 24–70 mm F2.8 DG DN | Art besitzt, wird es daher vielleicht nicht unbedingt gegen den Nachfolger tauschen wollen, auch wenn einiges dafür spricht. Neukäufern bietet das 24–70 mm F2.8 DG DN II | Art mit E- oder L-Mount für rund 1350 Euro mehr Verbesserungen, als die unscheinbare „II“ erwarten ließe. Optik Der Aufbau des Objektivs aus 19 Linsen in 15 Gruppen scheint sich auf den ersten Blick nicht fundamental geändert zu haben. Der Fortschritt in der Abbildungsqualität, vor allem am Bildrand und bei längeren Brennweiten, ist zwei weiteren asphärischen Elementen zuzuschreiben. Komplexe asphärische, das heißt von der Kugelform abweichende Oberflächen, wie sie jetzt fünf Linsen aufweisen, geben den Objektiventwicklern mehr Freiheiten bei der Korrektur von Abbildungsfehlern, sind aber aufwendiger zu produzieren. Es handelt sich um sogenannte blankgepresste Linsen, deren bis zum zähflüssigen Zustand erhitztes Glas zwischen Stahlstempeln in die gewünschte Form gebracht wird. Sind die polierten Stempel nicht absolut glatt, zeichnen sich die Unebenheiten später als konzentrische Ringe in den Unschärfekreisen ab, aber das butterweiche Bokeh des 24–70 mm F2.8 DG DN II lässt erkennen, dass Sigma hier keine qualitativen Kompromisse eingegangen ist. Die Naheinstellgrenze liegt zwischen 17 und 34 Zentimetern. Die offene Blende (hier bei 34 mm) hebt das Hauptmotiv hervor. Fokussierung Die zur Fokussierung dienende Linsengruppe wird von einem Linearmotor bewegt, der kein Getriebe benötigt und die Linsen unmittelbar durch Elektromagnete verschiebt. Daher ist er nicht nur sehr schnell, sondern arbeitet auch praktisch lautlos. Videofilmer werden begrüßen, dass es kein merkliches Focus Breathing gibt, sich der Bildwinkel und der Abbildungsmaßstab also nicht verändern, wenn man die Schärfe verlagert. Der Bildwinkel hängt von der Bildweite ab, die sich bei einer Innenfokussierung ebenso wie bei einer Auszugsverlängerung ändern kann – aber beim 24–70 mm F2.8 DG DN II tut sie es nicht. Mit der überarbeiteten optischen Rechnung geht auch eine Verkürzung der Naheinstellgrenze einher – um einen Zentimeter bei der kürzesten und vier Zentimeter bei der längsten Brennweite. Die Distanz zur Frontlinse ist dann schon so gering, dass man auf die Streulichtblende besser verzichtet. Der Abbildungsmaßstab beträgt, je nach Brennweite, zwischen 1:2,7 und 1:4, womit das Sigma-Zoom auch viele Aufgaben im Nahbereich bewältigt. Die Rastung des Blendenrings kann mit dem „Click“-Schieber abgeschaltet werden (a). Programmierbare AFL-Tasten gibt es jetzt zweimal: links (b) und für Hochformataufnahmen oben (c). Design und Bedienelemente Die überarbeitete Formgebung wirkt eleganter; die Schalter am Objektiv, die in der alten Version aufgesetzt waren, sind nun in den schlanker wirkenden Außentubus integriert. Das Objektiv ist um 2,7 Millimeter verkürzt; auffälliger ist die Gewichtsreduktion um 95 Gramm (in der Variante für den Sony E-Mount; in der L-Mount-Variante sind es 90 Gramm). Bei einem Immer-dabei-Objektiv lernt man das zu schätzen. Ein Blendenring galt lange als veraltet, da man die Blende über ein Rändelrad an der Kamera wählte, aber der Retrotrend in der Fotografie hat ihn zurückgebracht. Auch beim 24–70 mm F2.8 DG DN II kann man die Blende nun wieder am Objektiv einstellen. Die Rastung in Drittelstufen lässt sich optional ausschalten; dann ist ein stufenloses Auf- und Abblenden möglich, wie es im Moviemodus nötig ist. Wer eine Blendenwahl mit einem Rändelrad vorzieht, stellt den Blendenring auf „A“. In dieser Position lässt er sich gegen ein versehentliches Verstellen arretieren, und umgekehrt auch gegen ein Verdrehen von einer festen Blende auf „A“. Aus einer AFL-Taste sind in der neuen Version zwei geworden – im Winkel von 90 Grad angeordnet, so dass sich die Taste bei der Kamerahaltung im Quer- wie im Hochformat an derselben Stelle ertasten lässt. Der Bezeichnung „AFL“ zum Trotz kann man ihr statt der Speicherung der Fokussierung auch verschiedene andere Funktionen zuordnen, die im Kameramenü zur Wahl stehen. Das Handling des 24–70 mm F2.8 DG DN II entspricht damit dem von neueren Sigma-Art-Objektiven etablierten Standard. Bei 70 mm und f/2,8 eignet sich das Zoom auch für Porträts. Die Unschärfekreise machen das gute Hintergrundbokeh augenfällig.

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