Altglas

Fotografieren auf Usedom

Mit Altglas unterwegs

Mit dem Ende der Hauptsaison macht Fotografieren auf Usedom deutlich mehr Spaß. Und zwar nicht, weil die Strände leer sind, sondern weil die Lichtverhältnisse interessanter sind. Ab September gibt es zu halbwegs zivilen Uhrzeiten wieder die Chance auf Sonnenaufgänge. Im Juni muss man dafür spätestens um 4 Uhr vor Ort sein. Bei weitgehend wolkenlosem Himmel ist das Schauspiel selten fotogen. Aber auch sonst gibt es viel zu entdecken.

Usedom
Ab September warten die ersten Strandkörbe auf ihren Transport ins Winterlager.

Kommt man über Wolgast nach Usedom, zweigt nach wenigen Kilometern eine Straße ab, die über Trassenheide nach Karlshagen führt. Der Norden war über Jahrzehnte militärisches Sperrgebiet und wurde erst 1989 wieder frei zugänglich. Er lockt mit langen Stränden und historischen Relikten. Die Straße endet in Peenemünde. Dort gibt es viel zu entdecken, nicht nur im Historisch-Technischen Museum. Der Blog stellt die Attraktionen von „Rocket-City“ hier ausführlich vor.

Karlshagen/Usedom
Der Inselnorden bietet weite und oft menschenleere Strände.

Ganz im Süden der Insel prägt klassische Bäderarchitektur mit kunstvollen Bauwerken das Bild. Dem Besuch von Kaiser Wilhelm II verdanken Albeck, Bansin und Heringsdorf den Beinamen „Kaiserbäder“ und sie galten lange Zeit als die Badewanne Berlins. Die Seebrücke von Ahlbeck diente als Kulisse in Loritos`s „Papa ante Portas“. Eisenbahnfans bietet der restaurierte, aus dem Jahre 1894 stammende Kopfbahnhof von Heringsdorf Motive und die größte deutsche Strandkorbmanufaktur öffnet regelmäßig ihre Hallen für Besucher. Die Bundesstraße B111 führt dorthin und weiter ins benachbarte Polen.

Swinemünde
Fotografieren auf Usedom: Auch wenn Polnisch vergleichsweise arm an Vokalen ist, findet man sich in Swinemünde auch ohne Kompass gut zurecht.

Auf dem Weg lädt Zinnowitz zu einem Besuch ein. Entlang der Promenade findet sich ebenfalls sehenswerte Bäderarchitektur in entspannterer Atmosphäre als im Süden. Zu DDR-Zeiten wurde der Ort vom Feriendienst der Industriegewerkschaft Wismut dominiert, die Arbeitervertretung der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft. Das Kulturhaus ist ein letzter stummer Zeuge dieser Zeit. 1957 fertiggestellt beherbergte es bis in die 80er Jahre Theater-, Kino- und Speisesäle mit bis zu 900 Plätzen. Seit 2007 steht es unter Denkmalschutz, aktuell wird wieder mal versucht, das Gebäude in eine Wohnanlage umzubauen.

Seebrücke Koserow
Die neue Seebrücke in Koserow bietet mit ihrer ungewöhnlichen Beleuchtung eigene Lichtblicke.
Langzeitbelichtung
Auf Usedom lässt sich die Zeit anhalten. Besonders gut gelingt das mit Langzeitbelichtungen zwischen Zempin und Kölpinsee.

Weit abseits vom Touristenstrom liegt das winzige Fischerdorf Kamminke am Stettiner Haff vis-à-vis der polnischen Grenze, in dem die Zeit stehen geblieben scheint. Der kleine Hafen taucht öfter als Kulisse in Fernsehfilmen auf – deren Handlung aber nicht unbedingt auf Usedom spielen muss. Von Alhbeck liegt Kamminke rund 15 Kilometer entfernt, der Weg führt über waldreiche Nebenstrecke. Von Norden kommend ist der Weg über die Bundesstraßen 111 und 110 etwas länger, bietet aber landschaftlich mehr Abwechslung.

Etwas außerhalb des Dorfes erhebt sich der Golm, höchster Hügel der Insel. Traurigen Ruhm erlangte die dort gelegene Kriegsgräberstätte. In den letzten Kriegstagen wurden hier anonyme Massengräber für Opfer eines Luftangriffs auf Swinemünde angelegt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge berichtet von 6.000 bis 10.000 beigesetzten Toten. In den 60er Jahren erfuhr der Ort eine Neugestaltung als weitläufige Rasenfläche bar jeder christlichen Symbolik. Viele Kreuze, Namenssteine und Einzelgräber wurden eingeebnet und die Grenzen zwischen den ursprünglich vier Friedhofsfeldern entfernt. 1992 erfolgte eine weitere Umgestaltung und in dieser Form zeigt sich die Gedenkstätte bis heute dem Besucher.

Golm/Usedom
Der Herbst verleiht der Kriegsgräberstätte auf dem Golm mit ihren namenlosen Kreuzen eine besondere Atmosphäre.
Usedom
Wenn es im Herbst ruhiger wird auf Usedom, machen Wind und Wellen oft das Gegenteil.
Usedom im Winter
Fotografieren auf Usedom: Eisberge am Strand sind bisher nur selten gesichtet worden, zuletzt im Winter 2021.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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