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Makrofotografie

Von Sachbüchern erhofft sich der Leser Antworten auf konkrete Fragen, und in dieser Reihe befragt Michael J. Hußmann Fachbücher dazu, welche Antworten sie geben können. „Makrofotografie“ führt ein in die Welt der kleinen Dinge und zeigt, wie man sie ins Bild setzt.

Die Fähigkeit, Kleines riesengroß erscheinen zu ­lassen, gehört zu den faszinierendsten Eigenschaften der Fotografie. Schon mit vielen Kompaktkameras oder Smartphones kann man seinen Motiven äußerst nahe kommen, aber wer in der Makrofotografie zu wirklich überzeugenden Bildergebnissen gelangen will, muss sich intensiver mit den Grundlagen beschäftigen. In „Makrofotografie. Die große Fotoschule“ beginnen die Autoren Kyra und ­Christian Sänger mit einer kurzen Darstellung der fotografischen Grund­lagen, um dann die nötige Ausrüstung zu beschreiben, mit der man weit in den Nahbereich vordringen kann. Im Hauptteil des Buches geht es um die verschiedenen Motive der Makrofotografie und die Anforderungen, die sie an den Fotografen stellen, woran sich Kapitel zu Spezialthemen wie der abstrakten Makrofotografie, HDR- und Panoramaufnahmen sowie Filmaufnahmen im Nahbereich anschließen. Wir be­fragen das Buch zu diesen Themen, und es antwortet mit der Stimme seiner Verfasser.

Was ist eigentlich Makrofotografie?

Im Allgemeinen wird von Makrofotografie gesprochen, wenn der Abbildungsmaßstab mindestens 1 : 1 beträgt. Das Motiv wird dann auf dem Sensor genauso groß dargestellt, wie es in der Realität ist.

Wie groß ein Motiv bei verschiedenen Abbildungsmaßstäben auf einem Kleinbildsensor erscheint
Wie groß ein Motiv bei verschiedenen Abbildungsmaßstäben auf einem Kleinbildsensor erscheint

Bei einem Abbildungsmaßstab von 2 : 1 wird das Objekt doppelt so groß abgebildet und bei 1 : 2 nur halb so groß [1]. Achten Sie daher bei Objektiven, die die Bezeichnung „Makro“ tragen, auf die Angaben zum Abbildungsmaßstab. Steht dort beispielsweise 1 : 3,9, handelt es sich nicht wirklich um ein Makroobjektiv.

Was hilft bei der Fokussierung im Nahbereich?

Sie können sich das Scharfstellen mit einem Einstellschlitten erleichtern, mit dem sich die Kamera auf einer Schiene präzise vor- und zurückbewegen lässt [2]. Bei Aufnahmen im Maßstab 1 : 1 oder größer geht es um eine millimeter­genaue Kamerapositionierung, die über ein Verschieben des Stativs nur umständlich zu erreichen wäre.

Der Kreuzeinstellschlitten CASTEL-CROSS Q von Novoflex
Der Kreuzeinstellschlitten CASTEL-CROSS Q von Novoflex

Achten Sie auf eine präzise Mechanik mit gut handhabbarer Verstellbarkeit, denn gerade bei starken Vergrößerungen ist es nervig, wenn der Verstellmechanismus schlackert, ruckelt, hängt oder zu grob arbeitet.

Wie lockt man Insekten an?

Eine Sonnenblumenblüte ist gut geeignet, um ­Fluginsekten dorthin zu locken, wo man sie gerne hätte. Pflanzt man Feuerlilien an, tauchen im Frühling mit ziemlicher Sicherheit Lilienhähnchen auf – knallrote Blattkäfer [3].

Lilienhähnchen im Dreierpack auf einer Feuerlilie
Lilienhähnchen im Dreierpack auf einer Feuerlilie

Wenn Sie einige Brennnesseln in Ihrem Garten stehen lassen, erhöhen Sie die Chance, dass brennnesselaffine Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs darauf ihre Eier ablegen. So können Sie alle Stadien der Tagfalterentwicklung auf bequeme Weise makrofotografisch festhalten.

Was spricht gegen einen elektronischen Verschluss?

Da ein elektronischer Verschluss Bildfehler verursachen kann, empfehlen wir für Insektenflugaufnahmen den mechanischen Verschluss. Dann kann es nicht passieren, dass Insektenflügel unnatürlich verbogen oder wie abgetrennt im Bild erscheinen [4].

Durch den Rolling Shutter scheint ein Teil des Flügels vom Rest ­abgetrennt zu sein.
Durch den Rolling Shutter scheint ein Teil des Flügels vom Rest ­abgetrennt zu sein.

Solche Effekte, die mit dem Begriff Rolling Shutter bezeichnet werden, basieren auf der zeilenweisen Auslesung der Sensorinformationen. Es werden nicht alle Bildpixel gleichzeitig belichtet, so dass sich bei einer ultraschnellen Motivbewegung zum Beispiel die Insektenflügel am Ende der Belichtung an einer anderen Stelle befinden als zu Beginn.

Funktioniert die Panoramafotografie im Nahbereich?

Die Panoramafotografie hat auch in der Welt der kleinen Dinge ihre Berechtigung. Ein Beispiel dafür ist das Bild eines Nashornkäfers [5].

Der Nashornkäfer wurde in neun Hochformatbildern aufgenommen und mit der Software PTGui zum Panorama verarbeitet.
Der Nashornkäfer wurde in neun Hochformatbildern aufgenommen und mit der Software PTGui zum Panorama verarbeitet.

Kyra und Christian Sänger haben ihn in neun Einzelbildern aufgenommen und diese dann zu einem Panorama fusioniert, um das Tier in seiner natürlichen Umgebung zu zeigen. Im Gegensatz zu einer bildfüllenden Aufnahme des Käfers vermittelt das breite Format das Gefühl, eine ganze Landschaft vor sich zu haben. So wirkt der Käfer fast wie ein Rhinozeros, das durch seine Steppe, in diesem Fall den moosigen Waldboden, streift.

Kyra und Christian Sänger:Makrofotografie. Die große FotoschuleRheinwerk Verlag, 2024372 Seiten, gebunden39,90 Euro

www.rheinwerk-verlag.de/5755

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