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La Gacilly Baden 2024 – die Highlights

Das diesjährige Fotofestival La Gacilly Baden Photo steht unter dem Motto „Welt.Natur.Erbe“. Die Veranstaltung zeigt – seit nunmehr sieben Jahren auch in Österreich – beeindruckende Fotografien, die die Schönheit der Natur in den Mittelpunkt stellen und den Blick auf unsere Umwelt verändern. Die ausgestellten Werke behandeln Themen wie Artenvielfalt, Umgang mit natürlichen Ressourcen, Umweltverschmutzung und Verstädterung. Dabei wird deutlich, wie stark der Mensch in die Natur eingreift und welche langfristigen Folgen diese Eingriffe haben.

Im Rahmen des Festivals präsentieren renommierte Fotografen ihre Arbeiten in den Parkanlagen und der historischen Innenstadt von Baden. Das Festival findet von 13. Juni bis 13. Oktober 2024 statt und macht Baden für diesen Zeitraum zur österreichischen Hauptstadt der Fotografie.

Das Festival blickt inzwischen auf eine lange Tradition zurück. Seit der ersten Veranstaltung im Jahr 2004 in La Gacilly, Frankreich, hat es sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein für die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt zu schärfen. Trotz erdrückender Fakten zum Klimawandel hat die Menschheit ihre Gewohnheiten seither kaum geändert. Naturkatastrophen häufen sich.

Zu den herausragenden Künstlern des Festivals La Gacilly Baden gehört Sebastião Salgado, der mit seiner Arbeit „Amazônia“ die bedrohte Schönheit des brasilianischen Regenwaldes dokumentiert. Seine Bilder sollten in Zukunft nicht als Zeugnisse einer verlorenen Welt gelten.

Es ist eine Hommage an die indigenen Völker und eine Feier des Überlebens ihrer Kulturen, Bräuche und Sprachen. (Sebastiao Salgado)
Es ist eine Hommage an die indigenen Völker und eine Feier des Überlebens ihrer Kulturen, Bräuche und Sprachen. (Sebastiao Salgado)

Auch andere Fotografen wie Maxime Riché, Beth Moon und Brent Stirton setzen sich mit den Folgen der Zerstörung von Wäldern und der Bedrohung von Tierarten auseinander.

Der Fotojournalist Brent Stirton verbrachte mehrere Wochen in Brasilien, im Herzen des Pantanal, um sich ein Bild von der Zerbrechlichkeit dieses Naturschutzgebietes zu machen.
Der Fotojournalist Brent Stirton verbrachte mehrere Wochen in Brasilien, im Herzen des Pantanal, um sich ein Bild von der Zerbrechlichkeit dieses Naturschutzgebietes zu machen.

Neben der Naturfotografie widmet sich das Festival auch den sozialen Aspekten des Lebens. Fotografen wie Lorraine Turci und Lucas Lenci beleuchten das Leben in Fischerdörfern und den Widerspruch zwischen der Idealisierung der Natur und ihrer Zerstörung durch den Menschen. Nadia Ferroukhi und Evgenia Arbugaeva zeigen, wie sich Menschen in matriarchalischen Gesellschaften und den kalten Regionen der Arktis an ihre Umwelt anpassen.

Zukunftsvisionen spielen ebenfalls eine Rolle auf dem Festival. Künstler wie Cássio Vasconcellos und Luca Locatelli entwerfen Bilder von einer möglichen Welt, die entweder durch Überindustrialisierung oder durch innovative, nachhaltige Städte geprägt ist.

Humorvoll setzt sich Sacha Goldberger mit einer Erde auseinander, die von außerirdischen Invasoren heimgesucht wird, nachdem diese ihre eigenen Ressourcen aufgebraucht haben.

Das Festival La Gacilly Baden setzt sich zum Ziel, nicht nur auf Probleme hinzuweisen, sondern auch zum Nachdenken über mögliche Lösungen anzuregen. Esmöchte den Blick auf die Welt neu justieren und die Fantasie beflügeln, um der grauen Realität etwas entgegenzusetzen. Die Herausforderung besteht darin, die Welt wieder zu einem lebenswerten Ort zu machen, bevor es zu spät ist.

Die langjährige DOCMA-Herausgeberin Ina Künne ist in diesem Jahr ebenfalls mit einer Ausstellung vertreten. Sie hat das Festival 2023 als »Artist in Residence« begleitet.

Preisträger Martin Parr (links) und Festivaldirektor Lois Lammerhuber
Preisträger Martin Parr (links) und Festivaldirektor Lois Lammerhuber

Dem renommierten britischen Fotografen Martin Parr wurde der Lammerhuber Award für sein Lebenswerk verliehen, eine Auszeichnung, die von Silvia und Lois Lammerhuber, den Köpfen hinter dem Festival in Baden, gestiftet wird. Die Verleihung des Preises wurde von Standing Ovations begleitet.

GB. England. New Brighton. From ‚The Last Resort‘. 1983-85.

Martin Parr gilt als Chronist unserer Zeit. Inmitten der wachsenden Bilderflut der Medien bieten seine Fotografien eine unverwechselbare Perspektive auf die Welt. Seine Werke zeichnen sich durch fremdartige Motive, grelle Farben und ungewöhnliche Perspektiven aus. Parr beschreibt die überwältigende Macht der veröffentlichten Bilder als „Propaganda“ und setzt dieser mit den Mitteln von Kritik, Verführung und Humor entgegen. Seine Fotografien sind originell, unterhaltsam, zugänglich und dennoch tiefgründig. Sie halten uns eindringlich vor Augen, wie wir leben, wie wir uns präsentieren und was uns wichtig ist. Freizeit, Konsum und Kommunikation sind zentrale Themen, die Parr seit Jahrzehnten auf seinen Reisen um die Welt untersucht. Dabei beleuchtet er sowohl nationale Eigenheiten als auch internationale Phänomene und hinterfragt deren Bedeutung als Symbole, die künftigen Generationen ein Verständnis unserer kulturellen Besonderheiten ermöglichen könnten. Parrs Arbeiten öffnen die Augen für das Alltägliche, das plötzlich in einem neuen Licht erscheint. Mit seinem eigenen Bild der Gesellschaft bringt er uns dazu, das Vertraute neu zu betrachten.

GB. England. Elland. From ‚Bad Weather‘. December. 1978.

Besonders eindrucksvoll ist, wie Parr unser Unterbewusstsein anspricht. Seine Fotografien hinterlassen einen bleibenden Eindruck, der sich im Alltag immer wieder bemerkbar macht. Wir erkennen uns in seinen Bildern wieder und können über uns selbst lachen – ein Lachen, das sowohl mit einem Gefühl des Wiedererkennens als auch der Befreiung einhergeht.

 

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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