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Bleibt Adobe ein rotes Tuch für Fotografen?

In einem kürzlich veröffentlichten Podcast von PetaPixel stellten Fotografen Fragen an Adobe, deren Beantwortung mehr Unmut als Zufriedenheit hervorrief. Viele Zuhörer reagierten ablehnend bis gehässig, einige sogar bevor sie den Podcast ganz gesehen oder gehört hatten. Diese Reaktionen verdeutlichen einmal mehr das tiefe Misstrauen, das Adobe mittlerweile entgegengebracht wird.

Der Unmut hat seinen Ursprung vor allem in der Einführung des Abo-Modells, das bei vielen Fotografen bis heute auf Ablehnung stößt. Die Entscheidung, von einer dauerhaft lizenzierten Software auf ein Subskriptionsmodell umzusteigen, liegt zwar schon mehr als zehn Jahre zurück, doch die Enttäuschung darüber hält bis heute an.

Zudem hat Adobe in den letzten Jahren die Kommunikation mit der Fotografen-Community und den Fachmedien vernachlässigt. Zusammen mit der negativen Berichterstattung hat dies zu einem drastischen Imageverlust geführt. Eine schlüssige Erklärung, warum das Unternehmen die einst guten Beziehungen zur Community vernachlässigt hat, bleibt Adobe schuldig. Zwar räumt Adobe ein, Fehler gemacht zu haben, es wird aber nicht deutlich, ob das Unternehmen aus diesen Fehlern lernen will.

Betrachtet man die Entwicklung des Aktienkurses (hier seit 1999), wird deutlich, wie erfolgreich die Einführung des Cloud-Modells 2013 bisher war. Vielleicht ist bei so viel Wachstum die Community immer unwichtiger geworden.

Ein Großteil der Unzufriedenheit richtet sich gegen das Management, das von vielen als abgehoben und unnahbar empfunden wird. Die Entwickler von Photoshop und Co. mögen sich bemühen, gute Arbeit zu leisten, aber das reicht nicht aus, um Vertrauen zurückzugewinnen. Viele Fotografen ärgern sich darüber, dass Adobe auf Abo-Gebühren setzt, statt einmalige Lizenzmodelle anzubieten.

Der Wunsch nach Veränderung geht jedoch über reine Preismodelle hinaus. Die Anwender wünschen sich eine flexiblere Auswahl an Software, anstatt gezwungen zu sein, ungenutzte Programme im Abonnement zu erwerben. Auch die mobile Strategie von Adobe steht in der Kritik: Die iPad-Version von Photoshop ist zu eingeschränkt und die verschiedenen Versionen von Lightroom verwirren. Videobearbeitungs-Apps für mobile Geräte wirken unprofessionell.

Statt sich ausschließlich auf die Entwicklung neuer Technologien wie künstliche Intelligenz zu konzentrieren, wünschen sich die Fotografen, dass Adobe die bestehenden Produkte verbessert und ein kohärenteres Ökosystem zwischen Desktop- und mobilen Anwendungen schafft. Auf diese Weise könnte Adobe Vertrauen zurückgewinnen. Das wird aber nur gelingen, wenn auch das Management mehr auf die Bedürfnisse der Community eingeht.

Wer sich das fast eineinhalbstündige Corporate-Interview nicht antun will, kann sich in den derzeit 370 Kommentaren unter dem Youtube-Video ein ungeschminktes Bild von Adobe, seinen Kundenbeziehungen und Glaubwürdigkeitsproblemen machen.

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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9 Kommentare

  1. Peta Pixel ist nun nicht unbedingt ein Unternehmen, dass man ernst nehmen sollte als Fotograf.
    Mal abgesehen davon ist die eigene Filterblase nicht wirklich neutral……wer schon einmal versucht hat, die Resultate eines selbst ernannten Fotogotts zu kritisieren, weiß, was ich meine.
    Kritik an einem „Berufsfotografen“, der KI braucht, um Portraits mit Bokeh zu machen, weil ja gute Objektive teuer sind wird dann schon mal mit „Du dummes Arschloch“ und anschließendem Blockieren beantwortet.
    Ja, Adobe ist oft etwas schwerfällig, aber sie merzen Fehler doch aus, wenn sich genug Betroffene melden:
    Ein bekanntes Fotografen-Duo hat ein Korrektur-Set für Photoshop verkauft. Irgendwann nach einem PS Update liefen die nicht mehr. Es hat etwa 2 Monate gedauert, bis der Fehler behoben wurde.

      1. Das bezieht sich auf den „Fotogott“.
        Mal abgesehen davon, dass sich der Kauf einer neuen Kamera oder eines Objektivs natürlich steuermindernd auswirkt, sollte man als Fotograf, der damit Geld verdienen will, erwarten können, dass der die Grundlagen beherrscht.
        Selbst die Objektive mit nicht so gutem Bokeh sind um Längen besser als irgendeine von KI generierte Unschärfe (denn mehr ist das nicht).
        Aber eigentlich geht es ja um Adobe. Ich finde nicht, dass Adobe ein rotes Tuch ist für Fotografen. Es ist allerdings ein Unterschied, ob ich kleiner Popelfotograf an Adobe herantrete und etwas möchte oder ob Du (ich darf Du sagen?) das tust. Und dann ist es auch etwas anderes, ob ein Einzelner bspw. eine Funktion möchte oder hunderte. Meiner Meinung nach…..Je größer der Aufschrei (wenn eine Funktion gestrichen wurde oder man eine bestimmte Funktion möchte) desto eher ist Adobe auch bereit, das umzusetzen.

  2. Unabhängig von der Wertung von Beurteilungen gibt es schon Fakten, die Adobe und laufenden Praktiken von Softwarefirmen mehr als kritisch erscheinen lassen.
    1. Mit welchen Recht verweigert Adobe die Aktivierung von CS6? Die Lizenz für die Software wurde nach der damaligen AGB gekauft. Für unbegrenzte Zeit. Sie funktioniert mit aktueller Hardware und auch noch unter Windows 11 einwandfrei, es gibt also keine Ausrede irgendwelcher Inkompatibilität. Mutwillig schaltete Adobe im Lauf des Jahres den Zugang zu dem Server, der für die Aktivierung erforderlich ist, ab. Das Argument, dass es eben neue Versionen gibt, sticht nicht, denn es liegt am Nutzer, ob die Features ausreichen oder nicht. Gut, dass Adobe keine Autos verkauft, denn die würde ab einem von Adobe bestimmten Tag nicht mehr in Betrieb genommen werden können, nur weil Adobe neue Modelle angeboten hat. Es ist kein Support erforderlich, denn bis zur Version CS5 reichte die Seriennummer, um z.B. Photoshop nach der Installation uneingeschränkt zu verwenden.
    2. Viele andere Softwarehersteller haben die Methode, dass eine Aktivierung der Software nur mit Onlineverbindung oder bestenfalls nach Kontakt mit dem Server des Herstellers ermöglicht, eingeführt. Das ist eine mehr als bedenkliche Entwicklung. Sie schafft eine Abhängigkeit. Wird eine Softwarefirma verkaft, wird mit einer anderen fusioniert oder geht pleite, kann eine gekaufte Lizenz nicht mehr verwendet werden. Früher erhielt man beim Kauf der Lizenz alle Installationsdateien und einen Aktivierungscode und konnte ohne Internetanschluss und ohne Verbindung zum Server des Herstellers die Software in Betrieb nehmen. Dies funktioniert heute immer seltener.
    Faktum ist, dass damit schleichend die Abschaffung des PCs, des „Persönlichen Computers“, erfolgt. Der lokale Computer wird immer mehr zu einem Terminal unzähliger Rechner mit etwas lokaler Intelligenz.
    Leider hat das die Politik nicht verstanden. Es ist einsichtig, dass die US-Politik daran nicht interessiert ist, dass die EU-Politik nichts unternimmt ist nicht verständlich. Sich nur auf ein paar medienwirksame Rülpser gegen Google und & Co zu beschränken ist mehr als schwach. Jedenfalls nicht konsumentenfreundlich.

  3. Es sind nicht nur Fotografen die sich gegen die Adobe-Preis- und Abo-Politik wehren, indem sie in großer Anzahl sich von Adobe-Programmen abwenden, und das oft unter Schmerzen, weil eingeübte Workflow und Bedienungsabläufe umgelernt werden müssen oder nicht mehr funktionieren.
    Aber auch Firmen wie SAP, Maxon/Nemschek fahren auf die margenträchtige Abo-Modelle ab. Dabei besteht zwischen Progammnutzer und Softwarehersteller ein Verhältnis wie zwischen Dealer und Rauschgiftabhängigen. In Schul- und Studienzeiten werden die Jüngeren mit Studien-Abos angefüttert, einmal das Werkzeug gelernt, kommt man davon gar nicht so schnell wieder weg.
    Für viele Selbständige, Senioren, Künstler und Abundzu-User rechnet sich das Abo nicht. Gleichfalls ist das aber auch die Gruppe, die Adobe mit groß gemacht haben. Alte gekaufte Lizenzen sind wertlos.
    Verbraucherschutz und Politik interessiert die Problematik nicht. Zum Glück gibt es mittlerweile wieder einige einigermaßen nutzbare Alternariven.

    1. „Für viele Selbständige, Senioren, Künstler und Abundzu-User rechnet sich das Abo nicht. Gleichfalls ist das aber auch die Gruppe, die Adobe mit groß gemacht haben.“

      War das wirklich so? Für Photoshop als Kaufversion habe ich Preise um 1000 Euro in Erinnerung, und inklusive Updates hatte man dann in einigen Jahren 1500 bis 2000 Euro gezahlt. In den 90er Jahren und Anfang der Nullerjahre habe ich auch deshalb nicht mit Photoshop, sondern verschiedenen Alternativen gearbeitet, die es ja auch damals bereits gab. Die Leute in meinem Bekanntenkreis, die mit Photoshop arbeiteten, nutzten größtenteils Raubkopien und zählten daher nicht zu denen, die Adobe groß gemacht haben.

      Heute zahlt man für das Foto-Abo als Selbstständiger rund 10 Euro im Monat und bekommt zu Photoshop noch Lightroom, Lightroom Classic und Lightroom Mobile dazu. Und natürlich kann das Photoshop von heute weit mehr als das von ehedem. Das ist ein deutlich günstigerer Deal. Wer Photoshop nicht von jetzt auf gleich braucht, kann auch besondere Aktionen abwarten und zahlt dann noch einmal deutlich weniger, was für Hobbyisten attraktiv sein dürfte; solche Aktionen gibt es durchweg in jedem Jahr.

  4. Ich hatte damals für viel Geld das Produktion Premium CS6 gekauft. Der Rechner ist noch in Benutzung und selten aber manchmal nutze ich Photoshop noch. Da ich früher zwar selbständig war und Photoshop fast täglich in Benutzung war, gab es nichts vergleichbares. Mittlerweile arbeite ich privat mit einem IPad Pro (m4) und nutze unter anderem ProCreate (Einmalige Zahlung) und habe hier fast ähnliche Arbeitsabläufe. Dennoch kann es nicht sein, dass Adobe meine gekaufte Suite einfach abschaltet! In den AGBs stand nichts von einer Zeitlichen Nutzungsbeschränkung! Dann sollte man einfach klagen. Den Laden habe ich nach der Aktion mit der Cloud-Anbindung eh den Rücken gekehrt. Die werden von mir mit Sicherheit hören.

  5. Ich war ein Gegner des Abo-Modells. Heute muss ich feststellen, dass es für mich vortreilhaft ist.
    Für rd. 80 Euro p.a. bekomme ich LR und PS. Als Kaufversion hätten sie mich über 1.000 Euro einmalig gekostet – Aktualisierungen wären (zeitlich begrenzt) für rd. die Hälfte des Neupreises = gut 500 Euro möglich gewesen.
    Das war vor 10 Jahren, heute wären die Preise vermutlich höher.
    Um mit einer Kaufversion ähnlich gut oder schlecht (wirtschaftlich) wie mit der Abo-Version zu fahren, hääte ich erst nach 12 Jahren oder mehr eine erste Aktualisierung vornehmen dürfen und danach ca. alle 6 Jahre.
    Im Abo-Modell habe ich alle Aktualisierungen zeitnah enthalten – beim Kaufmodell muss ich, wenn es finanziell vergleichbar sein soll, viele Jahre warten und muss in der Zwischenzeit etwas umständlich z. B. über den (kostenfreien) DNG-Converter arbeiten, wenn ich eine aktuelle Kamera verwende.
    Weshalb sollte ich es schlecht finden, wenn ich für weniger Geld mit einer jederzeit aktuellen Software arbeiten kann? Passt mir mal die Bedienung nicht oder (unwahrscheinlich) die technischen Fähigkeiten der Software sind mir zu begrenzt, kann ich jederzeit auf eine andere Software wechseln und habe nur die bis zu diesem Zeitpunkt gezahlten Abo-Gebühren „am Hals“. Eine Kaufversion könnte ich verkaufen, aber wer kauft sich ernsthaft eine Bildbearbeitungssoftware mit technischen Stand von vor z. B. 6 Jahren?
    Andererseits ist mir unverständlich, weshalb Adobe nicht parallel Kaufversionen mit Updates verkauft. Wie oben vorgerechnet würden sie damit mehr Geld verdienen – müssten vielleicht aber noch zusätzlich für Dienste über den Adobe-Server (KI-Funktionen) von den Nutzern der Kaufversionen noch extra Geld für Credits verlangen.
    Vermutlich ist Adobe der Aufwand dafür zu hoch.

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