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Altglas-Krankheit: Putzspuren

Altglas-Klink

Die Linsen alter Objektive sind anfällig für Putzspuren. Ihre Oberflächen kennen noch keine zusätzlich härtenden Schichten. Ungeeignete Mittel und zu starker Druck beim Reinigen lassen Putzspuren entstehen. Sehr feine Kratzer auf der Frontlinse nehmen nicht immer Einfluss auf die Abbildungsqualität. Doch wenn Sand ins Spiel kommt, der nicht vorher mit Pinsel oder Blasebalg entfernt wurde, können Putzspuren entstehen, die sichtbare Nebenwirkungen haben.

Putzspuren
Diese Putzspuren sind mit bloßem Auge zu erkennen und sollten beim Verkauf nicht verschweigen werden. Auch wenn die Abbildungsqualität durch den Schaden noch nicht sichtbar leidet.

Das Aufbringen von Oberflächenvergütungen auf Glas meldete Zeiss 1935 zum Patent an. Der Vorgang war kompliziert und mit viel Ausschuss verbunden. Bis zur Markteinführung vergingen noch einige Jahre. Die hauchdünn aufgedampften Schichten kamen zunächst ausschließlich für „wehroptische Geräte“ zum Einsatz. 1940 stellte Zeiss auf der Leipziger Frühjahrsmesse vergütete Biotar- und Sonnar-Objektive vor. In Laufe der 1940er Jahre kamen auch andere Hersteller mit ähnlichen Verfahren auf den Markt. Ab 1950 waren alle Zeiss Objektive vergütet und mit einem roten T gekennzeichnet. Das knapp 80 Seiten starke Zeiss Whitepaper About the reduction of reflections for camera lenses von 2016 beschreibt, wie sich Oberflächenvergütungen im Laufe der letzten 80 Jahre entwickelt haben. Vergleichsbilder dokumentieren die Fortschritte.

Handbuch der Kamerakunde

In seinem Standardwerk schrieb Richard Grittner1958: Die ersten Antireflexschichten konnte man schon mit einem Borstenpinsel wegwischen, heute hergestellte Schichten sind dagegen Weitgehend wischfest. Man sollte jedoch immer daran denken, daß ihre Stärke nur etwa 0,12 ‚u beträgt, das heißt: zweihundert derartiger Schichten aufeinandergelegt würden noch nicht die Dicke eines Menschenhaares erreichen. Ein energisches „Schrubben“ derartig dünner Schichten vermag mehr Schaden anzurichten als kleinere Unsauberkeiten, die man damit beseitigen will. Man sollte darum seine Objektive nach Möglichkeit so behandeln, daß eine Reinigung möglichst selten erforderlich wird. Grittner konnte nicht vorhersehen, dass die alten Objektive rund 40 Jahre später adaptiert werden. Nach dem Ausmustern und der späten Wiederentdeckung hatten Wertschätzung und Behandlung der alten Schätze mitunter arg gelitten.

Putzspuren
Keine Putzspuren, aber mangelhaft gereinigt. Feste Ablagerungen lassen sich mit Wasser, Isopropanol, Feuerzeugbenzin oder einer 3,5-prozentigen Wasserstoffperoxid-Lösung entfernen. Wattestäbchen und ein weiches Tuch helfen dabei.

Kratzer auf der Hinterlinse können die Abbildungsqualität erheblich beeinträchtigen. Sie sind häufig die Folge unsachgemäßer Aufbewahrung während des Transports. Wenn der hintere Objektivdeckel nicht benutzt wird oder unbemerkt abgefallen ist, können Kratzer entstehen.

Kratzer auf der Hinterlinse
Diese Kratzer zeigten – je nach Motiv und Blendenstellung – Auswirkungen im Bild. Ein bekannter Fotofachhändler hatte das Objektiv bei eBay verkauft, ohne den Schaden zu erwähnen.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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