Fotograf bei KI-Wettbewerb disqualifiziert
In meinem Blogbeitrag „KI-Verdacht: Unechte Videos im Faktencheck und echte Fotos in Wettbewerb disqualifiziert“ hatte ich Ihnen einen Fall vorgestellt, bei dem ein Foto für ein KI-Bild gehalten und deshalb disqualifiziert wurde. Jetzt gibt es auch den umgekehrten Fall.
Foto bei einem KI-Wettbewerb eingereicht
Der Fotograf Miles Astray reichte das oben gezeigte, unwirklich oder retuschiert wirkende Bild eines kopflosen Flamingos bei den 1839Awards ein (ausführlicher Original-Bericht auf Petapixel). Es gewann zunächst eine Bronze-Medaille und den Publikums-Award … in der Kategorie »Künstliche Intelligenz«. Tatsächlich handelte es sich jedoch um ein Foto, was niemandem in der hochkarätig besetzten Jury auffiel (wie auch?). Das Foto wurde aufgrund der falschen Kategorie anschließend disqualifiziert. Denn die Kategorien sind nicht umsonst „aus Gründen der Fairness“ geschaffen worden. Nur dass sich hier eben ein echtes Foto gegen KI-generierte Bilder durchsetzen konnte. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, wenn man so will. Und natürlich Kalkül. Der Fotograf dazu:
„Ich wollte zeigen, dass die Natur immer noch die Maschine schlagen kann und dass echte Arbeit von echten Kreativen immer noch ihren Wert hat“, erklärt Astray gegenüber PetaPixel per E-Mail.
„Nachdem ich in letzter Zeit gesehen habe, dass KI-generierte Bilder echte Fotos in Wettbewerben geschlagen haben, habe ich darüber nachgedacht, die Geschichte und ihre Auswirkungen umzudrehen, indem ich ein echtes Foto bei einem KI-Wettbewerb einreiche.“
KI-Bild in Foto-Wettbewerb
Über den umgekehrten Fall hatten wir an anderer Stelle schon berichtet: 5 Fragen an den KI-Künstler Boris Eldagsen. Der Berliner Boris Eldagsen gewann mit diesem KI-generierten Bild den Sony World Photography Awards 2023 in der Creative-Kategorie – lehnte den Preis dann aber ab.
Fazit
Beide hier gezeigten Fälle sind letztlich ein Plädoyer für die Fotografie und ihre Möglichkeiten – nur aus gegensätzlicher Richtung. Sie zeigen aber auch, dass wir uns von einer gewissen Objektivität, die Fotografien immer mehr oder weniger zugeschrieben worden ist, verabschieden dürfen. Bildmanipulationen gab es schon immer – die für ein glaubhaftes Ergebnis erforderliche Expertise nahm aber von den ersten Dunkelkammer-Retuschen bis zur digitalen Ära von Photoshop & Co. ab. Mit KI kann nun im Grunde jeder glaubhafte, eindrucksvolle Bilder erzeugen. Das Ergebnis lässt nur noch eine handwerkliche Bewertung und dazu eine nach den eigenen Maßstäben gemessene Wertschätzung zu, wenn man den Entstehungsprozess kennt. Und dazu braucht es „nur“ eines: Aufrichtigkeit der Fotografen beziehungsweise Künstler.
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Eines geht beim AI-Hype unter: Ohne Fotos gäbe es keine AI-Bilder!
Die gäbe es schon. Nur eben keine fotografischen. Bei Grafikern, Malern, Illustratoren und weiteren Künstlern wurde sich ja auch fleißigst für das KI-Training bedient.
Und ohne Schriftsteller oder wer auch immer Ihnen dazu einfällt, man kann eine umfassende Liste in die Antworten schreiben, gäbe es keine AI-Texte.
Das heißt, dass eben AI nur abkupfern kann und mangels irgendeiner Art von Intelligenz und auch ohne den Hauch von Kreativität, nichts kreieren kann.
Wären Maschinen nicht schneller, kräftiger und was ich noch alles, würde man sie nicht verwenden.
Ist ja toll, dass Computer Menschen beim Schachspiel schlagen können. Doch welches Spiel wurde von AI erfunden? Oder würde AI in absehbarer Zeit je ein Spiel erfinden?
In 10 oder 20 Jahren wird niemand von AI reden, weil sie eben nur eine Art von Software ist, die eben in maschinellen Anwendungen integriert ist.
Falls dann noch DOCMA besteht, weren die DOCMA-Blogger mit ganz anderen, sensationellen Themen ihr Geld verdienen. Oder die zukünftige Software hat alle Blogs der letzten 10 oder 20 Jahre eingelsen und adaptierrt daraus unzählige Blogs. Oder was immer es zukünftig als Nachfolger von Blogs geben wird.
Ohne die Leistungen vieler Generationen vor unserer wären wir noch Menschen der Altsteinzeit, ganz egal, wie schlau wir sein mögen. Denn die Menschen der Altsteinzeit waren nicht weniger intelligent als wir. Unsere Leistungen basieren ganz entscheidend auf den Vorarbeiten anderer, und in dieser Hinsicht sind wir den KI-Systemen nicht wirklich überlegen.
Eine generative KI kann durchaus Neues erschaffen, das es so noch nicht gegeben hat – nichts fundamental Neues zwar, aber auch die allermeisten Menschen sind bestenfalls talentierte Epigonen. Die Galileis, da Vincis und Einsteins waren immer seltene Ausnahmeerscheinungen.
Was das Erfinden von Spielen betrifft, so ist das nicht so schwer, aber die meisten neu erfundenen Spiele geraten schnell in Vergessenheit. Das ursprüngliche Schachspiel zum Beispiel hatte ganz andere Regeln als das Spiel, wie wir es heute kennen; es hat Jahrhunderte gedauert, bis daraus das uns bekannte Schachspiel entwickelt war, und dazu war Spielpraxis nötig. Zeitgenössische Spieleentwickler von erfolgreichen Spielen wie „Siedler von Catan“ machten dieselbe Erfahrung: Man kann eine Idee für ein neues Spiel haben, aber die letztendlich erfolgreiche Form ergibt sich erst durch die Spielpraxis. Weder Menschen noch KI-Systeme sind besonders gut darin, einfach Kraft ihrer Genialität erfolgreiche Spiele zu entwickeln.
KI unterscheidet sich kaum von unserem humanen neuronalen Netzwerk. Die wesentlichen Unterschiede sind, dass unsere Neuronen deutlich schneller Verbindungen herstellen und auf viel mehr Informationen aufbauen. Mediziner schätzen derzeit um den Faktor 100 (!)
Aus der rasanten IT-Entwicklung wissen wir aber dass die Zunahme an Geschwindigkeit und Speicherplatz nur eine Frage der Zeit ist.
Aus meiner Sicht ist eher zu befürchten dass der Plot von ‚Terminator‘ Realität werden könnte und Maschinen irgendwann unsere humanen Defizite erkennen…