Punktfarbe

Für die Feinabstimmung von Farbbereichen gibt es ein neues Werkzeug namens „Punktfarbe“ in Camera Raw, dem Camera Raw-Filter, Lightroom und Lightroom Classic. Die beste Neuigkeit dabei ist, dass es auch zur selektiven Farboptimierung im Maskierungs-Bereich nutzbar ist. Olaf Giermann erklärt, wie Sie jetzt Farbbereiche präzise auswählen und verändern können. Bislang gab es in Adobes Raw-Entwicklungsprogrammen zur Abstimmung der Farben eines definierten Farbbereichs nur den »Mischer« – entweder im HSL- oder wie auf dem Screenshot unten gezeigt im »Farbe«-Modus: In acht vordefinierten Farbbereichen von Rot bis Violett kann man damit Farbton, Sättigung und Luminanz verändern. Ein Nachteil: Die einzelnen Bereiche lassen sich nicht anpassen. So erfordert manche Farbänderung das Hin- und Herspringen zwischen den einzelnen Bereichen, um eine gewünschte (Misch-) Farbe zu erhalten. Ein weiterer Nachteil des Farbmischers ist, dass es ihn nicht im Maskieren-Bereich gibt und Korrekturen so nur für das ganze Bild vorgenommen werden können. Mit dem neuen Bereich »Punktfarbe« verspricht Adobe bei beiden Problemen nun Abhilfe und dürfte damit viele Nutzer glücklich machen, obwohl die Oberfläche zunächst komplex und verwirrend wirkt. Schade ist, dass es keine Homogenisierungs-Parameter gibt, mit denen sich etwa leichte Farbvariationen glätten ließen. Merkwürdig ist, dass Adobe in Camera Raw die kryptischen Abkürzungen „Sa“ und „Lum“ benutzt. Für das Ausschreiben von »Sättigung« und »Luminanz« ist genug Platz vorhanden. 01 Das Funktionsprinzip Klicken Sie im Panel »Farbmischer« auf »Punktfarbe« (a). Aktivieren Sie die Pipette (d), um damit im Bild (b) eine Farbe auszuwählen. Diese Farbe wird neben der Pipette als Farbfeld (e) angezeigt. Mit den Schiebereglern (g) stellen Sie »Farbton«, »Sättigung« und »Luminanz« der Zielfarbe ein, die im Ergebnis (c) zu sehen sein soll. Beim Vergleich der ursprünglichen Farbe mit der Zielfarbe hilft die Gegenüberstellung der beiden im Balken in der Mitte des Panels (f). Hinweis: Der Farbton lässt sich bei »Punktfarbe« wie auch im »Mischer« mit dem »Farbton«-Regler nur eingeschränkt verändern. Für größere Verschiebungen durch das gesamte Farbton-Spektrum nutzen Sie den unglücklicherweise identisch benannten Regler (h) durch Anlegen geeigneter Masken-Ebenen im »Maskieren«-Bereich (siehe Schritt 6). 02 Einfachere Nutzung Mit dem unscheinbaren Pfeil-Icon (a) klappen Sie ein größeres Farbfeld aus, mit dem die Farbkorrektur deutlich intuitiver wird. Im Balken rechts (b) legen Sie die Luminanz der Zielfarbe fest (oben = heller, unten = dunkler). Farbton und Sättigung der Zielfarbe bestimmen Sie durch Klicken und Ziehen im linken Bereich (c). Horizontal verändern Sie den Farbton, vertikal die Sättigung. Bei der genauen Abstimmung hilft es oft, alle nicht von der Korrektur betroffenen Farben auszublenden (e). Diese Ansicht aktivieren Sie mit einem Klick auf das Masken-Symbol (d). 03 Der Bereichsregler Hier wurde wie oben der dunklere grüne Bereich als Punktfarbe gewählt und in Richtung eines gesättigten Orange verschoben. Unter den Schiebereglern des »Punktfarbe«-Panels finden Sie den Parameter »Bereich«. Mit diesem stimmen Sie die Toleranz zur aufgenommenen Farbe ab. Niedrige Werte erlauben nur geringe Abweichungen zur Ausgangsfarbe (a). Die Maximaleinstellung lässt dagegen auch Farbänderungen im gelben Regenmantel zu (b). Da »Punktfarbe« nur zur Feineinstellung eines Farbbereichs dient, sind die Auswirkungen meist subtil. 04 Bereiche verfeinern Mit einem wiederum leicht zu übersehenden Pfeil-Symbol (a) öffnen Sie unter dem Regler »Bereich« weitere Verbesserungsmöglichkeiten für die farbbasierte Auswahl. Das Prinzip ist bei »Farbtonbereich«, »Sättigungsbereich« und »Luminanzbereich« dasselbe: Mit dem Rechteck (b) definieren Sie den vollständig ausgewählten Bereich; mit den vertikalen Linien (c) legen Sie einen weichen Übergang zu den nicht ausgewählten Bereichen fest. Damit kann man jeden beliebigen Farbbereich präzise selektieren (d) und optimieren. Beginnen Sie am besten immer mit dem »Farbtonbereich« (e) und nutzen Sie die anderen beiden Regler nur, wenn Sie bestimmte Sättigungs- und Helligkeitsbereiche ausschließen möchten. 05 Mehrere Farbbereiche »Punktfarbe« erlaubt nicht nur das Ändern eines einzigen aufgenommenen Farbbereichs. Mit jedem Klick der Pipette (a) fügen Sie einen weiteren hinzu. Maximal stehen acht »Farbbeispiele« zur Verfügung (b). Mit einem Rechtsklick löschen Sie im Kontextmenü eines oder alle der erzeugten Farbbeispiele wie auch die zugehörigen Korrekturen (c). Falls Sie mehr Korrekturen benötigen, erzeugen Sie einfach Maskenebenen im Bereich »Maskieren«. Mehr dazu im nächsten Schritt. 06 Selektive Anwendung Eine der besten Neuerungen ist, dass »Punktfarbe« auch im Bereich »Maskierung« (a) von Camera Raw, dem »Camera Raw-Filter«, Lightroom und Lightroom Classic verfügbar ist. Sie können also mit einem der Masken-Werkzeuge eine Auswahl erzeugen und nur diese farblich per »Punktfarbe« optimieren. Bei dem Ara im Beispiel lässt sich so die Farbe des linken Flügels getrennt vom rechten ändern, indem Sie mit dem »Pinsel« (b) großzügig den Flügel auswählen und dann mit »Punktfarbe« (c) nur den gewünschten Farbbereich verschieben. Das wäre früher nur mit deutlich mehr Aufwand gelungen.