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Unfreiwilliges Psychogramm

„Wie Bilder wirken“ von George Barr ist ein lesenswertes Buch über Fine-Art-Fotografie. Man lernt hier an vielen Beispielen, welche Haltung ein Fotograf braucht, um erfolgreich zu sein.

Man sollte sich nicht vom Vorwort des Buches irritieren lassen, wenn dort steht: ??„Obwohl für George die Qualität eines Fotoabzugs von großer Bedeutung ist, so glaubt er doch, dass der Bildinhalt noch wichtiger ist.“ Wer danach an der Bild-Kompetenz des Autodidakten Barr Zweifel hegt, wird schon in der Einführung beruhigt. Barr erklärt, er habe „mehr als 100 Bücher über Fotografie“ in seiner Bibliothek. Aus diesem Fundus und dem Internet hat er über 50 zumeist wirklich bemerkenswerte Fotos unterschiedlicher Fotografen zusammengetragen. Er hat alle Bilder analysiert, die Autoren zu ihren Arbeiten Stellung nehmen lassen und jeweils eine ausführliche Selbstdarstellung des Kreativen angefügt. Leider bleiben die Analysen an der Oberfläche. Sie erweisen sich eher als Sehhilfen denn als systematische Untersuchungen, die ihren Gegenstand in seine Bestandteile zerlegen, um Unsichtbares sichtbar zu machen. Dafür ist es umso erhellender zu lesen, was sich die Fotografen beim Gestalten und Produzieren ihrer Bilder gedacht haben. Die meisten hier vertretenen Bildautoren stammen aus dem englischsprachigen Raum und haben in der einen oder anderen Form Kunst, Fotografie und/oder artfremde Disziplinen studiert. Entsprechend eloquent sind ihre Texte formuliert. Außerdem leben fast alle – laut eigener Aussage – vom Verkauf ihrer Prints in Kombination mit Lehraufträgen an Fotoschulen, Buchveröffentlichungen und freien Workshops. Die meisten der Vorgestellten arbeiten ohnehin großformatig analog oder maximal teildigital, indem sie ihre Plan- oder Mittelformat-Filme scannen und anschließend mit Tintenstrahlern auf Edelpapiere drucken. Man lernt hier an vielen Beispielen, auf welche Haltung es ankommt, will ein Fotograf erfolgreich sein: Er muss eine Mission verfolgen oder sich zumindest über Jahre mit einem Thema befassen. Und er sollte viel Energie und Sachverstand in die Ausarbeitung seiner Bilder stecken, damit perfekte Abzüge herauskommen – aber das ist ja nur fast so wichtig wie das Bildmotiv.
Wie Bilder wirken:
52 große Fotografien und was sie einzigartig macht
von George Barr
broschiert, 228 Seiten
dpunkt, 2011
39,90 Euro

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Christoph Künne

Christoph Künne ist Mitbegründer, Chefredakteur und Verleger der DOCMA. Der studierte Kulturwissenschaftler fotografiert leidenschaftlich gerne Porträts und arbeitet seit 1991 mit Photoshop.

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