Digitaler Kupferstich
Kann man mit Photoshop – und ohne Plug-in-Unterstützung – aus einem Foto eine Grafik im Stil einer alten Radierung machen, das wie ein digitaler Kupferstich aussieht? Doc Baumann geht dieser Leserfrage in der aktuellen DOCMA nach und zeigt Ihnen verschiedene Vorgehensweisen, um zu überraschenden Ergebnissen zu gelangen.
„Kennst du eine einfache Methode, allein mit den Bordmitteln von Photoshop einem Panorama ein kupferstichartiges Aussehen so nach der Art der Merian-Stiche aus dem 17. Jahrhundert zu geben? Oder geht das doch nur mit extremem Aufwand? Schöne Grüße, Walter.“
Wenn man den Anspruch hat, dass das Ergebnis tatsächlich einigermaßen aussieht wie von Merian oder einem anderen Meister der Radierung oder des Kupferstichs, ist die Antwort eindeutig: Es geht nur mit extremem Aufwand. Im Prinzip bleibt einem nichts anderes übrig, als die Vorlage mit dem Stift eines Graftiktabletts Strich für Strich umzusetzen.
Der Grund: Gestochene Linien haben eine doppelte Funktion. Zum einen sind es Konturlinien, die Objekte oder Objektteile umranden – zum anderen dienen sie als Schraffuren dazu, zu schattieren. Bei herausragenden Kupferstechern überkreuzen sich diese Schraffurlinien aber nicht (nur), sondern sie werden zum einen je nach Helligkeitsgrad dicker oder dünner (vergleiche etwa Abb. 14 von Francesco Piranesi), zum anderen folgen sie den Oberflächenwölbungen. Das ist eine Leistung, die – einstweilen – nur ein geübter Künstler umsetzen kann; Photoshop ist als Werkzeug damit jedenfalls überfordert.
Immerhin zeigt dieses Tutorial zum Thema Digitaler Kupferstich Verfahren, mit denen Sie Schraffurlinien an- und abschwellen lassen können, einen Trick zur Erzeugung einer einfachen Konturenzeichnung und schließlich einen Weg, um Abdunklung durch überlagernde Schraffuren darzustellen (siehe Aufmacherillustration oben). Was also noch fehlen würde, um einen meisterhaften Kupferstich zu erschaffen, wäre die Orientierung der Strichlagen an der Oberfläche von Gegenständen.
Um den Umfang dieses Workshops nicht unnötig aufzublähen, lasse ich diesen Aspekt hier unberücksichtigt. Nur so viel dazu: Es geht im Prinzip (auch ohne Grafiktablett und tagelanges Stricheln), aber es kostet schon eine Menge Arbeit und ist sicherlich nicht mit einem Knopfdruck erledigt. Bei entsprechendem Leserinteresse kann ich in der nächsten Ausgabe aber gern auch diese Technik vorstellen.
Wer es lieber ohne viel Handarbeit und per Plug-in machen möchte: Ich habe bei meinen Recherchen interessante neue Plug-ins gefunden, die ich im nächsten Heft vorstellen werde. Die Ergebisse sind umwerfend, wenn man sich ein wenig eingearbeitet hat und die Parameter kennt.
Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zu dieser Aufgabenstellung finden Sie in der neuen DOCMA 61, die Sie im Zeitschriftenhandel bekommen und in unserem Webshop bestellen können.
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