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Verstreute Pixel – Eine Bildbearbeitungsaufgabe

Bild in Pixel auflösen
Foto & Montage: Doc Baumann

Mit Photoshop ist es gar nicht so einfach, ein Bild in einzelne Pixel aufzulösen und diese beliebig zu verstreuen. Einen Filter dafür gibt es nicht. Doc Baumann hat eine Weile darüber gegrübelt und schließlich eine Lösung gefunden. Das Tutorial finden Sie in der aktuellen DOCMA-Ausgabe.

Wie regelmäßige DOCMA-Leserinnen und -Leser wissen, gibt es fast seit den Anfängen von DOCMA eine Heftrubrik, in der ich versuche, Antworten auf knifflige Bildbearbeitungs-Fragen unserer Leser zu finden. Diese veröffentlichen wir dann in Form kurzer Tutorials als „Photoshop-Sprechstunde“.

Kürzlich erreichte uns die Frage eines Fotografen, wie er das Porträt einer Kundin, das auf dem Monitor eines Smartphones aufgenommen worden war, in Pixel auflösen und diese aus dem Gerät herausrieseln lassen könnte. (Es müssen nicht wirklich die winzigen Pixel sein, da würde man wenig erkennen – aber kleine Quadrate mit den Farben des Bildes würden denselben Zweck erreichen.)

In 3D-Software gibt es Partikel-Filter, mit denen man Elemente wunderbar verteilen kann. Photoshop oder seine Plug-ins bieten nichts Gleichwertiges. Zunächst waren meine Überlegungen in eine völlig falsche Richtung gelaufen und ich hatte lange mit dem Strukturierungsfilter »Kacheln« experimentiert. Geben Sie dort für »Verschiebung« einen hohen Wert ein, werden die kleinen Kachel-Elemente (deren Größe Sie bestimmen können) tatsächlich ein wenig aus ihrer Ursprungsposition verrückt. Das geschieht aber gleichmäßig über den kompletten, ausgewählten Bereich und das war für unser Problem viel zu eng; Ausdünnen der „Pixel“-Dichte oder seitliches Wegdriften ist nicht möglich.

 


Erst mal überschlafen


Irgendwann gab ich es auf und ging ins Bett. Wie die Erfahrung lehrt, bringt es oft wenig, sich über gewisse Probleme den Kopf zu zerbrechen und stundenlang vergeblich nach Lösungen zu suchen. Mitunter ist es erfolgversprechender, das Gehirn sich selbst zu überlassen und solche Fragen zu „überschlafen“. In diesem Fall klappte das hervorragend: Am nächsten Morgen beim Aufwachen lag die Antwort komplett ausgearbeitet vor.

Dazu muss man allerdings um ein paar Ecken denken: Zunächst einmal muss der Bereich, der sich in Pixel auflösen soll, in die Länge gezogen werden, da sein Inhalt ja anschließend auf eine größere Fläche (unterhalb des Ursprungsbereichs) verteilt werden muss. Also ist die Ebene des Bildes zu duplizieren und auf ihrer neuen Ebene zu verzerren.

Dann wählen Sie dieses verzerrte Bild aus und definieren es über das »Bearbeiten«-Menü als neues Muster. Und ein Muster lässt sich ja mit dem »Muster-Stempel« malen. Nehmen Sie also eine quadratische Pinselspitze, deren zufallsgesteuerten Drehwinkel Sie über die Pinsel-Optionen bestimmen und der Sie einen hohen (Mal-) Abstand zuweisen, so können Sie das Muster verstreut auf eine neue Ebene malen.

Da sich der Bildinhalt jedes Pinselabdrucks nicht mit dessen Rotationswinkel dreht, könnte das Ergebnis bei zu großen „Pixeln“ merkwürdig aussehen. Daher aktivieren Sie unter den Werkzeug-Optionen noch »Impressionist«. Das führt dazu, dass jeder Abdruck den durchschnittlichen Farbwert des Musters an dieser Stelle annimmt und monochrom ist.


Pixel aus dem Rahmen gefallen


Ich zeige Ihnen das Verfahren hier an einem anderen Bildbeispiel – Leonardos Porträt der Mona Lisa, das ich vor vielen Jahren mitsamt Museumsbesuchern im Pariser Louvre aufgenommen habe. Hier bot sich natürlich an, die „Pixel“ des Porträts aus dessen Rahmen zu Boden rieseln zu lassen. Dank der weichen Ebenenmaske für die unscharfen Personen im Vordergrund lässt sich hier noch mehr Tiefe erzeugen.

Eine ausführlichere Beschreibung der notwendigen Vorgehensweise finden Sie in einem Tutorial der aktuellen DOCMA-Ausgabe 72 ab Seite 42.

Für diese Lösung gibt es natürlich zahllose Anwendungsmöglichkeiten, die Sie gegebenenfalls auch in Ihrer eigenen Praxis einsetzen können. Und falls Ihnen spontan keine in den Sinn kommen sollte … überschlafen Sie das Ganze mal, dann wird Ihnen schon etwas Passendes einfallen.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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