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Analog

91YzsJ1tZoLAuf der Rückseite dieses Buches steht zuoberst „Direkte Einflussnahme bei der Entwicklung als elementarer und kreativer Bestandteil des ­Bildes“. Als ich das las, musste ich sofort an die Entwicklung in Camera Raw und Lightroom denken. ­Allerdings geht es hier nicht um digitale Raw-­Bilder, sondern um die Fotografie mit Film und die Entwicklung der Ergebnisse im Foto­labor. Aus der Sicht eines Veteranen, der ­dieser Welt entflohen zu sein glaubte, ein unnötiges Unterfangen. Etwa genauso unsinnig wie Fahrradfahren ohne Gangschaltung, Telefonie mit einem schnurge­bun­denen Wählscheibenapparat oder Aufnehmen der wöchentlichen Top 10 aus dem Radio auf Musik-Kassetten.

Dennoch, wenn man all das mangels Alternativen nicht tun musste, sondern es nur als eine freiwillige Übung in Sachen Retro-Ästhetik begreift, bereitete es vielleicht Spaß. Marc ­Stache, der Autor dieses Buches, unternimmt hier eine Art Hafenrundfahrt durch die Welt der ­analogen Amateurfoto­grafie. Nach wenigen Worten zu Grundlagen und Kameratechnik geht es um die Wahl des „richtigen“ Schwarzweißfilms, die fotografische Praxis beim Belichten analogen Materials, die eigene Dunkelkammer mit all ihren Spielzeugen, die Entwicklung von Schwarzweißfilmen, die Welt des Fotopapiers und der dazugehörigen Chemie sowie im Anschluss um die praktische Anwendung all dieses Wissens. Abgerundet wird das Buch durch kurze Kapitel darüber, wie man digitale Bilder analog entwickelt, worauf man in Sachen Umweltschutz achten muss sowie Checklisten, ­Listen mit häufigen Fehlern und mit Adressen.

Zugegeben, ich habe mich während der ­Lektüre immer wieder bei dem Gedanken ertappt, ob ich meine alte Technik nicht doch mal wieder entstauben und zum Einsatz bringen sollte. Am Ende habe ich mich dagegen entschieden. Allerdings hätte ich mir damals, als es noch keine Alternativen zur Dunkelkammerarbeit gab, genau so ein Buch gewünscht, das die Vorgänge kompakt und dennoch umfassend erklärt.

Analog fotografieren und entwickeln: Die eigene Dunkelkammer
von Marc Stache
broschiert, 256 Seiten
Mitp, 2015
29,99 Euro


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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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