Gastbeitrag: Bildberbeitung für Reisebilder
Wer seine Reisebilder anderen präsentieren will, sollte bei der Nachbearbeitung ein paar Grundregeln beachten. Karsten Rose zeigt, worauf es ankommt.
„You Press The Button, The Camera Does The Rest“. Diesen abgewandelten Kodak-Werbespruch kann man so übernehmen und alles ist gut für das Familienalbum. Was aber wenn man mehr möchte? Wenn man dem Betrachter zeigen will, wie es einem auf der Reise ergangen ist, welche Gefühle und Emotionen sie in einem geweckt hat? Bei meinen Reisebildern möchte ich vor allem dies dem Betrachter zeigen. Ich möchte das er mit mir zusammen diese Reise erlebt, als wäre er dabei gewesen. Dafür gibt es eine Reihe eher fotografischer Lösungen: Perspektive geplant einsetzen, Brennweite bedacht wählen, Schärfe und Unschärfe gekonnt koppeln, geplant verwackeln oder bei bewegten Motiven die Kamera mitziehen. Die heutige Kameratechnik bietet unzählige Möglichkeiten.
Reisebilder: Detailkorrekturen in der Raw-Entwicklung
Die Stupa von Bodnath bei Kathmandu. Durch die Langzeitbelichtung sind keine Menschen zu sehen und die Lichter überstrahlen leicht. Als wichtigstes Heiligtum der Buddhisten in Nepal wollte ich diese Stupa mächtig, positiv, glänzend und leuchtend dargestellen. Der Himmel sollte noch leicht bläulich sein. Die Belichtung ist so gewählt, das die wichtigsten hellsten und dunkelsten Partien noch Zeichnung aufweisen. Für das Strahlen der Lichter erhöhen Sie zuerst das Weiß bis die weißen Wände teilweise überstrahlen. Für den blauen Himmel hellen Sie dann die Tiefen auf. Damit die hellen Bereiche noch heller und überstrahlter wirken, dunkeln Sie die Lichter leicht ab. Die Gebetsfahnen werden detailreicher, die Farben und das Gold fangen an zu leuchten. Um diesen Effekt noch zu verstärken, erhöhen Sie die Klarheit.
Reisebilder: Monochrom und kleine Geschenke
Menschen stehen bei der Street- und Reisefotografie an erster Stelle. Verzichten Sie auf lange Brennweiten. Trauen Sie sich, mit den Menschen, Kontakt aufzunehmen. Die wenigsten beißen. Wenn man die Sprache nicht spricht, reicht meist ein Lächeln, ein Deuten auf die Kamera oft für eine Einwilligung. Ich habe fast immer eine Instax Mini Kamera bei mir, damit die Menschen auch gleich ihren Spaß daran haben. Das öffnet Tür und Tor. Wie bei diesem 15-jährigen Busfahrer. Dieses Bild konvertierte ich in Photoshop in SW, weil ich die Situation als traurig empfand.
Reisebilder: Fast Monochrom
Die Köchin am Straßenrand. Hier konnte ich nicht um Erlaubnis fragen. Da ich dieses Bild aber von Anfang an sehr kontrastreich und fast monochrom gesehen habe erhöhte ich die Klarheit und verringerte die Dynamik. Zusätzlich habe ich das Gesicht mit dem Verflüssigen Filter verändert. Die Frau würde sich selber nicht erkennen. Achten Sie auch auf die Symbolik in Ihren Bildern. Die Frau kocht etwas inmitten der verschlammten Straße. Auf den Autos steht etwas von Helden und der Pfeil von Express zeigt direkt auf die Frau.
Reisebilder: Falsche Farben für mehr Stimmung
Heiß, stickig und staubig war es in den engen Gassen. Menschen, Moped, Motorräder alles bahnte sich seinen Weg. Damit dies deutlicher wird, habe ich die Lichter und das Weiß auf +100, die Tiefen leicht abgedunkelt und die Klarheit auf −100 gestellt. Die Farben wurden stark abgemildert aber die Farbtemperatur stark ins Gelb gezogen, damit die Hitze deutlicher wird.
Bei meinen Reisen darf mich meine Ausrüstung nicht behindern. Ich reise stets mit einer X-T2 und X-Pro2 von Fujifilm mit 3 Zoom Objektiven und einer Festbrennweite. Von 10 mm bis 300 mm ist alles abgedeckt. Eine Sofortbildkamera Instax mini, Graufilter und ein Stativ dürfen nicht fehlen, ebenso wenig ein kompakter Rucksack und kleine Gürteltaschen. Fotografieren Sie nicht das, was Sie sehen, zeigen Sie mit Ihren Bildern lieber, was Sie erleben. Viel Spaß.
Mehr von und über Karsten Rose finden Sie hier auf seiner Webseite.
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