Sprechstunden-Tipp: Objekte beleuchten
DOCMA-Leser Stefan Hahn wandte sich mit folgender Frage an mich:
Lieber Doc Baumann, ich möchte in einem Foto ein Objekt nachträglich „beleuchten“. Aber nicht mit dem Filter »Beleuchtungseffekte«, sondern so, dass Teile in einer insgesamt dunkel gehaltenen Aufnahme durch eine hinzugefügte Lichtquelle hervorgehoben werden und das Ergebnis auch physikalisch halbwegs stimmt. Beim Weg über Helligkeitsänderungen werden Kontraste und Sättigung zu hoch. Und wenn ich auf einer Ebene darüber im Mischmodus »Aufhellen« oder gar »Negativ multiplizieren« male, sieht es völlig unrealistisch aus. Kennen Sie einen Weg, wie man das besser hinkriegt? Vielen Dank und freundliche Grüße, Stefan Hahn
Lösungsvorschlag
01 Ausgangsszene ohne zusätzliche Objektbeleuchtung
Zunächst sollten wir noch einmal klären, was genau die Aufgabenstellung bei diesem Problem ist: Sie haben eine Szene – ob insgesamt fotografiert oder montiert –, in der ein Objekt so nachbearbeitet werden soll, dass es aussieht, als werde es von einer zusätzlichen Lichtquelle angestrahlt. In diesem Fall ist das einfach die leuchtende Scheibe links oben, von welcher der Ring rechts zusätzliches Licht empfangen soll; in der Illustration oben auf dieser Seite sind es zwei Kerzen, die eine Marmorbüste beleuchten. Dabei ist es hilfreich, wenn die auf dem Objekt ursprünglich sichtbare Helligkeitsverteilung von der neuen nicht zu stark abweicht – auch das geht, erfordert aber sehr viel mehr Arbeit.
02 Künstlich beleuchtete Szene
Für die nachträgliche Beleuchtung gibt es mehrere Verfahren; ihre jeweilige Eignung hängt auch von den Ausgangsbedingungen ab. In diesem Bild wurden – ebenso wie bei Bild 1 – Hintergrund- und Torus-Ebene zunächst mit einer »Tonwertkorrektur«- Einstellungsebene stark abgedunkelt (a). Soll die Beleuchtung nicht heller werden als die ursprüngliche, könnten Sie der Einstellungsebene eine Ebenenmaske zuweisen, die die hellen Zonen ausspart. Hier habe ich eine stark aufhellende »Tonwertkorrektur«-Ebene ergänzt und den zu beleuchtenden Bereich in der Ebenenmaske weiß ausgemalt (b). »Ausblenden/Mischen wenn« für die abdunkelnde Ebene erlaubt die Aufhellung der Pflastersteine.
03 Einsatz von Mischmodi
Der zweite Weg hat ebenfalls mit Malen zu tun; allerdings in diesem Fall nicht in der Ebenenmaske einer Einstellungsebene, sondern auf einer überlagernden Ebene. Auch hier ist die Malfarbe Weiß, es kann aber auch eine andere helle Farbe sein. Wichtig ist der »Mischmodus« dieser Ebene: Unten sehen Sie das Ergebnis bei »Ineinanderkopieren« (a); »Weiches Licht« wäre ähnlich, aber schwächer. Der von unserem Leser gewählte Modus »Negativ multiplizieren« dagegen (b) ist ungeeignet. Gehen Sie allerdings zu den »Fülloptionen« dieser Ebene und blenden dunkle Bereiche beim Regler »Darunterliegende Ebene« unten »Ausblenden/Mischen wenn« mit gedrückter »Alt«-Taste weich aus (c), kann dennoch ein brauchbares Resultat entstehen.
04 Ebenenverdopplung zur Effektverstärkung
Auch bei diesem Bild kam zunächst eine überlagernde Mal-Ebene im »Mischmodus > Ineinanderkopieren« zum Einsatz. Dabei müssen Sie beachten, dass dieser Modus es nicht erlaubt, dunkle Bereiche des Hintergrundbildes mit hellen Farben der oberen Ebene aufzuhellen. Sie sind also an die ungefähre Originalbeleuchtung gebunden. Und Sie können auch nicht wie in Bild 3 »Negativ multiplizieren« verwenden und dann dunkle Bereiche ausblenden. In einem solchen Fall bliebe also nichts anderes übrig, als im Modus »Normal« zu arbeiten. Hier wurde die Beleuchtungsrichtung beibehalten, so dass das genannte Problem nicht entsteht. Weil die Wirkung der bemalten »Ineinanderkopieren«-Ebene (a) nicht ausreicht, wurde sie dupliziert, dann das Duplikat auf 40 % Deckkraft gesetzt (b). Die linke Bildhälfte (c) zeigt das Relief ohne Zusatzbeleuchtung.
05 Büste mit Kerzenlicht beleuchten
Je nach eingeplanter Lichtquelle ist es wichtig, deren Helligkeitsverteilung zu berücksichtigen. Bei parallel einfallendem Tageslicht sieht ein beleuchteter Gegenstand anders aus als bei Lampenlicht, und eine schwache Lichtquelle wie eine Kerze ruft wiederum eine andere Wirkung hervor. Das Licht breitet sich um eine punktförmige Quelle kugelförmig aus, und je weiter eine bestrahlte Oberfläche von dieser Quelle entfernt ist, um so schwächer wird sie beleuchtet. Hinzu kommt, dass das Licht hier nicht weiß ist, sondern gelb-orange. Um das Ergebnis effektvoller zu gestalten, wurde das Bild der Büste (a) stark abgedunkelt (b), dann die Lichtaufhellung nach Montage der Kerzen (c) auf einer Ebene gemalt.
06 Verwenden unterschiedlicher Mischmodi
Bei Abbildung 5 ist der »Mischmodus« wieder »Ineinanderkopieren«, und er bringt ersichtlich das beste Ergebnis, zumindest bei dieser Bildvorlage. Doch wie in Schritt 3 demonstriert, geht es bei Bedarf auch anders. So führt zum Beispiel »Negativ multiplizieren« zu hellerer Beleuchtung der Oberfläche (a); die Auswirkung müssen Sie wieder über »Fülloptionen > Ausblenden/Mischen wenn« korrigieren, indem Sie für die »Darunterliegende Ebene« dunklere Bereiche weich ausblenden (b). Setzen Sie den »Mischmodus > Farbig abwedeln« ein, können Sie unter Umständen auf das Ausblenden verzichten – das Mischungsergebnis kann ohne diese Ergänzung allerdings recht bunt aussehen – mit ihr ist es meist besser.
Mehr Lösungsvorschläge auf Leserfragen gibt es in Doc Baumanns Sprechstunde auf den Seiten 66 bis 71 der aktuellen DOCMA 76 (Ausgabe 3/2017).
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Lieber Doc Baumann,
Wer eine brennende als Lichtquelle fotografiert, sollte
1. Dafür sorgen, dass sich keine fremde Lichtquelle, die jedenfalls um vieles heller als die Kerze wäre, in der Kerze spiegelt. Und
2. Die Kerzenflamme nicht strahlend weiß abbilden, denn Tageslicht hat so eine Farbtemperatur, Kerzenlicht ist jedenfalls gelb-rot mit vielleicht 1500 K, die Flamme im Foto irgendwo zwischen 5500 K und LED-blau.
Oje.