Neuartige KI-„Kamera“: Ein Prompt sagt mehr als tausend Bilder
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Mit dem neuen Prototyp einer Kamera, die anhand der GPS- und Wetter-Daten eine Szene beschreibt und per KI das „Foto“ erzeugt, könnte man nun auch schreiben: Ein Prompt sagt mehr als tausend Bilder.
Paragraphica
Die Kamera wird auf der Seite Paragraphica wie folgt beschrieben:
Paragraphica ist eine Kontext-zu-Bild-Kamera, die Standortdaten und künstliche Intelligenz nutzt, um ein „Foto“ eines bestimmten Ortes und Moments zu visualisieren. Die Kamera existiert sowohl als physischer Prototyp als auch als virtuelle Kamera, die Sie ausprobieren können.
Ich bin tatsächlich das erste Mal hier bei Twitter über das Video gestolpert, das den Einsatz der Kamera zeigt und hatte es für einen Scherz gehalten.
Jedoch hat Bjørn Karmann dieses Gerät wirklich gebaut.
Funktionsweise
Es braucht eine Internetverbindung und nutzt die GPS-Daten, um Informationen über den Ort einzuholen, an dem man sich befindet. Dazu gehöre Uhrzeit, Wetter, Geschäfte in der Nähe und einiges mehr, wie Sie auf der Grafik sehen:
Auf dieser Datenbasis erzeugt die „Kamera“ einen Prompt, also eine Szenenbeschreibung:
Mithilfe von Stable Diffusion wird aus dem erzeugten Prompt ein Bild generiert. Dieses hat freilich nichts mit der Szene direkt vor dem Fotografen zu tun. Erzeugt aber, zumindest nach den auf der Webseite und bei Twitter (siehe diesen Thread) gezeigten Beispielen, mögliche Interpretationen der Örtlichkeiten und aktuellen Geschehnisse:
Auf der Website kann man diese Kamera auch selbst für die eigenen Geokoordinaten einmal ausprobieren. Der Prompt für mein Zuhause war vielversprechend, aber ohne echte Details. Leider hat das Drücken auf den virtuellen Auslöser jedoch innerhalb von 30 Minuten kein Bild produziert, sodass ich den Vorgang abbrach. Wahrscheinlich ist der Andrang gerade zu hoch.
Der Sinn
Es gab wohl viel Interesse an dem Projekt. Und einige potenzielle Käufer. Der Bastler hat jedoch nicht vor, ein kommerzielles Produkt aus diesem Prototyp zu machen. Aus meiner Sicht ist es aber nicht nur ein Spaßprojekt und technische Spielerei, sondern ein kleines „Kunst-Stück“, das mich zum Nachdenken angeregt hat. Eine wirklich nützliche Funktion erfüllt diese Kamera nicht. Sie kann den Moment nicht einfangen und weiß über einen Ort nur das, was auch das Internet über diesen Ort weiß. Auf die Details einer Szene bezogen, ist das nicht viel.
Es zeigt insofern wunderschön die Grenzen der KI auf und wo sie eben nicht die echte Fotografie ersetzen kann: Wenn es um echte Szenen, Details, Erinnerungen geht und nicht nur um eine schnöde Funktionsgrafik oder ein Symbolbild für Illustrationen, Anzeigen oder Werbung.