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Meinung: Lizenzierungsänderungen bei Capture One

Ab dem kommenden Jahr 2023 ändert Capture One die Update-Politik für seine gleichnamige Software grundlegend, wie auf der Webseite und per Mail verkündet wurde (siehe DOCMA-News). Viele Anwender sind empört über die Lizenzierungsänderungen bei Capture One. Hier meine persönliche Einschätzung der Lage und eine Spekulation über das angeteaserte Loyalitätsprogramm.

Fotos: Olaf Giermann. Meinung: Lizenzierungsänderungen bei Capture One
Fotos: Olaf Giermann

Die Ankündigung und frustrierte Anwender

Die ursprüngliche Ankündigung sorgte für seitenweise verärgerte Kommentare unter dem Blogbeitrag. Meinung: Lizenzierungsänderungen bei Capture One
Die ursprüngliche Ankündigung sorgte für seitenweise verärgerte Kommentare unter dem Blogbeitrag.

Natürlich präsentierte Capture One die Änderung des Lizenzsystems im Blogbeitrag als Verbesserung: Viele Anwender würden sich schnellere Änderungen und häufigere Funktions-Updates wünschen. Dies würde durch das neue Lizenzierungssystem ermöglicht. Wie das genau aussehen sollte, blieb zunächst unklar. Vor allem deshalb, weil auch erwähnt wurde, dass es keine neue Capture One Version 24 geben und Dauerlizenzen nach dem 1. Februar 2023 keine Updates mehr erhalten würden. Entsprechend groß war der Aufruhr unter dem verlinkten Blogbeitrag. Capture One hat inzwischen den Blogbeitrag ergänzt, um die Wogen zu glätten.

In einem Blogupdate wurde noch einmal klar gestellt, wie die Änderungen gemeint waren. Zwar konnte man das von vornherein richtig verstehen, aber Missverständnisse waren bei so einem emotionalen Thema vorprogrammiert. Immerhin sind offenswichtlich nicht wenige Anwender gerade wegen des Software-Mietmodells von Adobe zu Capture One gewechselt.
In einem Blog-Update wurde noch einmal klargestellt, wie die Änderungen gemeint waren. Zwar konnte man das von vornherein richtig verstehen, aber Missverständnisse waren bei so einem emotionalen Thema vorprogrammiert. Immerhin sind offensichtlich nicht wenige Anwender gerade wegen des Software-Mietmodells von Adobe zu Capture One gewechselt.

Was die Lizenzierungsänderungen bei Capture One konkret bedeuten

Klar ist: Capture One will seinen Nutzern nicht das Mietmodell schmackhaft, sondern das Kaufmodell madig machen. Andersherum hätte es vielleicht weniger Aufruhr gegeben.

Dass es kein Capture One 24 geben wird, sollte nur bedeuten, dass Capture One das Namensschema ändert. Ob das dann Jahreszahlen wie bei Adobe und vielen anderen werden oder ob sie einer anderen Benennungskonvention folgen, bleibt noch offen.

Es gibt weiterhin eine Kaufversion

Zugutehalten muss man, dass es weiterhin eine dauerhaft funktionierende Kaufversion geben wird. Mit einer noch ungenannten Zeitspanne, in der Bugfix-Updates nachgeliefert werden. Das typische „Maintenance“- also Wartungsmodell, das zumindest in der 3D-Welt etabliert ist. Man kauft also, was man an Funktionen erwartet und kann dann hoffen, innerhalb des Maintenance-Zeitraums auch die erforderlichen Fehlerbereinigungen zu bekommen, damit das Ding auch rund läuft. Anders als bei Maintenance soll es anscheinend bei Capture One aber keine Vergünstigungen mehr geben, sondern ein „Loyalitätsprogramm“.

Es gibt keine vergünstigten Upgrades mehr

Es gibt bei der Kaufversion keine Vergünstigungen mehr bei einem Upgrade auf die neue Version mit neuen Funktionen. Man müsste das Programm also immer zum vollen Preis neu kaufen (oder eben abonnieren), wenn man neue Funktionen möchte. Das ist ein Punkt, über den sich viele User selbst bei dem vergleichsweise erschwinglichen Preis für die Version 2 der Affinity-Suite bereits echauffierten (mein Blogbeitrag zu dem Update).

Offenbar gibt es für Käufer der aktuellen Version eine Übergangsphase. Denn ich hatte in den letzten Tagen gerade als relativ günstige Dreingabe bei einem Objektivkauf eine Lizenz von Capture One 23 erworben. Mit dieser habe ich – wohl aus Kulanz in der Übergangsphase – nun ein Jahr Anspruch sowohl auf Bugfixes als auch auf Funktions-Updates. Dieses Privileg wird es aber für Käufer nach dem 1. Februar 2023 wohl nicht mehr geben, sondern nach dem Kauf gibt es ausschließlich Bugfixes, bis eine neue Kaufversion veröffentlicht wird.

Der Tenor ist klar: Die Änderung wird von vielen Nutzern abgelehnt (70 negative Bewertungen der offiziellen Erklärung, wie Capture One sich das vorstellt) und einige denken über eine Rückkehr zu Adobe nach.
Der Tenor ist klar: Die Lizenzierungsänderungen bei Capture One werden von vielen Nutzern abgelehnt (70 negative Bewertungen der offiziellen Erklärung, wie Capture One sich das vorstellt) und einige denken über eine Rückkehr zu Adobe nach.

Noch unklar: ein neues „Loyalitätsprogramm“

Capture One hat zudem ein neues Loyalitätsprogramm angekündigt, das bis zum 1. Februar 2023 vorgestellt werden soll. Das kann jetzt alles Mögliche bedeuten. Ohnehin ist meiner Meinung nach nur eines höchstwahrscheinlich: Um mit einer Kauflizenz auf dem neusten Stand zu bleiben, muss man immer mehr Geld ausgeben als bisher und mehr als mit dem Mietmodell.

Mein Fazit und eine Spekulation

Wer Capture One nutzt und schätzt, wird es auch weiter nutzen. Wer zu Capture One gewechselt ist, weil er Adobes Abo vermeiden wollte, ist jedoch beunruhigt. Aber niemand zwingt die Anwender (noch zumindest), jede neue Capture One-Version zu kaufen. Man kann also mit der gekauften Version so lange weiterarbeiten, bis man wegen Unterstützung neuer Kameras oder guter neuer Funktionen die neueste Version benötigt. Ich denke, hier wird Capture One mit ihrem Loyalitätsprogramm ansetzen: Wer immer jede neueste Version kauft, erhält diese wie bei einem bisherigen Upgradepreis günstiger. Vielleicht mit zunehmender Dauer zunehmend vergünstigt. Das wäre ja ein relativ guter Anreiz und käme sowohl den Käufern als auch Capture One zugute: Denn nach Zahlungsende könnte man die Software unbeschränkt und ohne funktionelle Einschränkungen weiter nutzen, verliert dafür aber den Loyalitätsnachlass. Das fände ich an sich ja fair – aber das hängt auch von den dafür dann aufgerufenen Preisen ab. Na, schauen wir mal, was Capture One diesbezüglich bis Februar 2023 ausheckt. 😉

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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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Kommentar

  1. Es ist bei vielen Firmen üblich, wortreich doch unklar Veränderungen zu kommunizieren. Capture One hat in letzter Zeit recht aggressiv Styles zu unverschämt hohen Preisen beworben. Die Software selbst war preislich immer sehr hoch angesetzt.
    Jedenfalls ist positiv anzumerken, dass die Lizenzen zumindest derzeit nicht auf ein Zwangs-Mietmodell umgestellt werden. Es bleibt zu hoffen, dass es dabei bleiben wird. Capture One war immer schon ein Hochpreis-Programm. Das galt auch für die Update-Preise. Bei einem Programm mit einem so umfangreichen Funktionsumfang stellt sich die Frage, was einem bei der Raw-Entwicklung noch fehlen kann. Außerdem wurde der Bereich der anschließenden Bildbearbeitung mit den letzten Versionen so erweitert, dass man ein folgendes Bildbearbeitungsprogramm bei sauberem Fotografieren verzichten kann.
    Wenn auch einige Bereiche eher rudimentär implementiert wurden, wird es vielen reichen. Und da anscheinend die gekauften Styles sehr begehrt sind, brauchen Anwender kaum eine weitere Bildbearbeitung.
    Falls also die vagen Ankündigungen so zu verstehen sind, dass man die vorhandene, gekaufte Programmlizenz ohne zeitliche Beschränkung weiter verwenden kann, benötigt man ein Update nur, wenn man sich eine neue Kamera kauft, oder das Betriebssystem sich so ändert, dass eine Anpassung des Programms erforderlich ist. Oder man als Nutzer unbedingt ein neues Feature glaubt haben zu müssen.
    Alles in allem kein Grund für eine große Aufregung. Wenn man wegen fehlender neuer Features nicht im Gespräch bleiben kann, lässt sich die Marketingabteilung eben große Aufreger einfallen. Unter dem Strich ist nur wichtig, dass man von den „Kunden“ Geld bekommt.

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