Tipps und Tricks zur Produkt- und Makrofotografie
Der Frankfurter Maik Lipp ist hauptberuflicher Zahlenmensch und hat als Fotograf eine große Leidenschaft für Architektur und Landschaften. Doch hin und wieder verschlägt es ihn in den Bereich der Produkt- und Makrofotografie. Wir haben mit Maik über seine Erfahrungen gesprochen.
DOCMA: Als Landschafts- und Architekturfotograf bist Du ja normalerweise mit eher kurzen und vielleicht auch sehr langen Brennweiten unterwegs. Was davon nutzt Du für Deine Makro-Projekte?
Maik Lipp: So sehr ich meine Outdoor-Objektive liebe, es macht natürlich doppelt so viel Spaß, mit einem echten Makroobjektiv zu arbeiten. Insbesondere mit dem SIGMA 105mm F2.8 DG DN MACRO, das mehr als ideal für meinen heutigen Anwendungsbereich geeignet ist. Mit seiner Abbildungsleistung von 1:1 sollten sich alle Details gut, scharf und leicht aufnehmen lassen.
DOCMA: Was fotografierst Du mit Makro am liebsten?
Maik Lipp: Fotografieren kann man in der Makrofotografie einfach alles. Von der Briefmarke bis hin zu Autos. Entscheidend sind die Details, die das Interesse des Betrachters wecken.
DOCMA: Du wolltest mit uns einige Deiner Erfahrungen teilen. Worum wird es thematisch gehen?
Maik Lipp: Ich beschränke mich heute der Einfachheit halber auf das bei allen Fotografen vorhandene Fotografen-Equipment. Also Objektive und Kameras. Das klingt vielleicht erstmal etwas langweilig, aber ich möchte zeigen, dass man auch mit einfachen Gegenständen und kleinen Setups richtig tolle, abstrakte und interessante Fotos aufnehmen kann.
DOCMA: Was wäre Dein erste Tipp?
Maik Lipp: Wie bei der Fotografie im Allgemeinen benötigt man auch bei der Makrofotografie natürlich gutes Licht. Allerdings braucht man jetzt nicht gleich die Profi-Studioausrüstung. Für meine Fotos habe ich lediglich eine kleinere LED-Leuchte mit Softbox verwendet, aber im Grunde reicht auch schon eine einfache kleine Leuchte, die sich bezüglich der Helligkeit und vielleicht noch der Wärme individuell einstellen lässt. Und natürlich ein dunkler Raum.
DOCMA: Wie gehst Du vor der Aufnahme strategisch vor?
Maik Lipp: Vor den eigentlichen Aufnahmen sollte man sich unbedingt ein kleines Konzept überlegen, welche Motive man überhaupt fotografieren möchte. Einfach drauflos fotografieren geht zwar auch, aber da kommt oft nicht das Gewünschte bei rum. Eine einfache Vorbereitung besteht darin, einmal das eigene Kamera-Equipment oder andere Alltagsgegenstände genau anzuschauen und nach auffälligen beziehungsweise interessanten Details zu untersuchen. In meinem Fall habe ich mich auf all die kleinen Schalter und Einstellrädchen meiner Objektive und der Kamera fokussiert.
Der nächste Schritt ist ein Setup, mit dem sich die festgelegten Details gut in Szene setzen lassen. Dabei spielt natürlich auch die Lichtsetzung eine entscheidende Rolle. Die Wirkung von Erhebungen, Schriftzügen oder Reflexe auf Details hängen unweigerlich vom Licht ab. Mal werfen sie Schatten, mal nicht. Mal spiegelt sich alles, mal nicht. Je nach dem, was man mit seinen Aufnahmen zeigen möchte, sollte auch die Lichtsetzung entsprechend sein.
DOCMA: Sollte man auch die Motive auf das Fotoshooting vorbereiten?
Maik Lipp: Eine Sache ist bei der Produktfotografie, und besonders bei der Makrofotografie, super wichtig. Und zwar die Reinigung der Gegenstände. Die Produkt- beziehungsweise die Makrofotografie verzeiht leider keine Fehler wie Flusen, Fusseln, Fingerabdrücke oder Ähnliches. Daher versucht man das Objekt vor der Aufnahme bestmöglich zu reinigen. Das erspart im Nachgang eine Menge Arbeit bei der Bildbearbeitung.
Zum besseren Verständnis hier mal eine Aufnahme von einem Objektiv, dass ich nicht vorher gereinigt habe. Man sieht tatsächlich jedes noch so kleine Staubkörnchen. Je nach Lichtführung sogar noch deutlicher als hier. So etwas in der Nachbearbeitung zu retuschieren macht wenig Spaß. Ich spreche da aus Erfahrung.
DOCMA: Bleibst Du bei Deinen Produkt- und Makrofotografie-Projekten auf so extreme Details beschränkt?
Maik Lipp: Ich versuche bei meinen Makro-Projekten immer das eigentliche Produkt, also das Hauptmotiv, irgendwie in einem Kontext zu zeigen. Das kann beispielsweise der Fotorucksack oder anderes Foto-Equipment sein, wenn ich eine Kamera fotografieren möchte, wie die folgenden beiden Bilder zeigen. Oder aber auch mal etwas komplett Gegensätzliches wie etwa Kaffee und Foto-Equipment. Also gerne auch mal in Kontrasten zum Motiv denken. Bei meinen Makroaufnahmen hier passt das jedoch nicht so gut, so dass diese Motive meist eher abstrakt und ohne einen Kontext zu verstehen sind.
Auch in der Makrofotografie gilt natürlich die klassische Aufteilung eines Bildes in Vordergrund und Hintergrund. Für den Vordergrund kann ich in meinem Fall jedoch eher keine anderen Gegenstände nutzen, so dass ich die Tiefe im Bild über die unterschiedlichen Schärfeebenen erzeugen muss.
DOCMA: Und wenn alles von vorne bis hinten knackscharf sein soll?
Maik Lipp: Gerade bei Produktaufnahmen will man natürlich auch viel scharf abbilden, sodass eine kleine Blende manchmal doch etwas ungeeignet ist. Doch Vorsicht! Je kleiner die Blendenzahl, desto kleiner ist der Bereich der Schärfenebene. Jetzt hat man natürlich die Möglichkeit, die Blende zu erhöhen und so den Bereich der Schärfe zu verbreitern. Doch wird der Bereich zwar größer, aber nicht so groß wie man es vielleicht erwarten würde. Eine alternative Möglichkeit, den Schärfebereich zu erhöhen, ist etwa das Fokus-Stacking.
DOCMA: Wie funktioniert das genau?
Maik Lipp: Man nimmt mehrere Bilder vom selben Motiv mit zum Beispiel Blende f/2.8 auf, verschiebt hierbei aber den Fokuspunkt bei jedem einzelnen Bild. Nach dem Zusammenfügen der Bilder in Photoshop, oder mit einer Spezialsoftware wie Helikon Focus, entsteht ein finales Bild mit deutlich erhöhtem Schärfebereich. Wichtig ist bei dieser Vorgehensweise, dass die Kamera auf einem Stativ stehen sollte und das Motiv während der Aufnahmen nicht verändert wird. Hier mal drei Bilder von derselbe Aufnahme mit unterschiedlichen Schärfebereichen und dem daraus zusammengefügten Bild.
DOCMA: Kann man sich die Arbeit erleichtern?
Maik Lipp: Ich verwende bei meinen Bildern oft zusätzlich die Möglichkeit des Tetherings, also der Verbindung der Kamera mit einem Laptop, PC oder Tablet, um so das ganze Foto schon vorher deutlich besser beurteilen zu können und vor allem den Fokus so exakt wie möglich setzen zu können. Hierzu gibt es von fast allen Kameraherstellern, die entsprechende Software zum Download.
DOCMA: Gibt es noch weitere Tipps aus der Praxis?
Maik Lipp: Man sollte bei der Bildbearbeitung nicht zuerst auf die Farb- oder Helligkeitseinstellungen achten, sondern sich zunächst auf den richtigen Bildausschnitt fokussieren und dann störende Fremdkörper retuschieren. Ebenfalls wichtig ist das gerade Ausrichten des Bildes.
Auch wenn das Wetter aktuell gerade schön ist, und man vielleicht eher draußen unterwegs sein möchte – kein Problem. Makrofotografie funktioniert überall.
Die fünf Produkt- und Makrofotografie-Tipps von Maik Lipp in Kurzfassung:
- Objekte immer gut ausleuchten. Dafür reicht oft schon eine kleine LED-Lampe
- Mit dem Licht spielen, während man auf das Display schaut.
- Objekte vor dem Fotografieren reinigen. Das Makroobjektiv sieht alles.
- Thethering nutzen, um den Fokus noch besser einschätzen zu können.
- In der Nachbearbeitung mit dem Beschnitt anfangen, dann erst retuschieren.