Nikkor-H 50/2 und Domiron 50/2
Beide Objektive kamen Anfang der 1960er Jahre auf den Markt und basieren auf einem vergleichbaren optischen Design. Während das Domiron 50/2 aus Görlitz nur für kurze Zeit gebaut wurde, verkaufte Nikon in 15 Jahren über eine Million Exemplare vom Nikkor-H 50/2.
Das Nikkor-H 50/2 erschien 1964 im klassischen, streng symmetrischen Gauß-Design: sechs Linsen in vier Gruppen (6/4). Die Grundlage geht zurück auf das Zeiss-Patent für ein Planar genanntes Objektiv von 1890, was aber erst in den 1920er Jahren kommerziell erfolgreich wurde. Die optische Rechnung verspricht neben einem planen Bildfeld durch viele Korrekturoptionen auch gute Abbildungseigenschaften im Nahbereich. 1974 reduziert Nikon die Naheinstellgrenze von 60 auf 45 Zentimeter, verbesserte die Vergütung und strich das H im Namen. Insgesamt wurden in 15 Jahren rund 1,3 Millionen Exemplare produziert. Nikon beschreibt es als makrotauglich und gut optimiert, die vergleichsweise moderate Lichtstärke erleichtert diese Prozesse. Weitere Details zu diesem Ausnahmeobjektiv finden sich hier.
Das Domiron 50/2 und seine Nachfolger
Dieses Objektiv trat die Nachfolge des Primoplan an und bot eine ungewöhnliche Naheinstellgrenze von nur 34 Zentimeter. Aber es wurde 1961 nur für kurze Zeit mit Exaktar-Anschluss hergestellt. Bald darauf erschien das im optischen Aufbau identische Oreston 50/1.8. Welches später unter dem Namen Pentacon 50/1.8 und optisch leicht modifiziert als Standardobjektiv der Spiegelreflexkamera Praktica Karriere machte und in Millionenauflage gefertigt wurde – zu einem nicht unerheblichen Teil wohl auch in Rumänien.
Neue Glassorten
Für die Konstruktion beider Objektive spielten neuen Glassorten – wie so oft – eine entscheidende Rolle. Bei Nikon finden sich Andeutungen zur Glasherstellung hier. Yves Strobelt, Betreiber der Website Zeissikonveb.de und für gewöhnlich gut informiert, gibt hier einen Hinweis, warum das Domiron recht schnell wieder verschwunden sein könnte. Zeiss favorisierte zu dieser Zeit das Panacolar und hat „dem Görlitzer Konkurrenten diese optischen Gläser nicht gegönnt“. Möglicherweise repräsentierte das Pancolar gleichzeitig das Ende der Technologieführerschaft im Objektivbau für Zeiss. Induziert durch mehrfache erfolglose Versuche, das Vorzeigekombinat VEB Carl Zeiss neu zu definieren. Aber das ist eine andere Geschichte, die im neuen Vintageobjektiv-Buch erzählt wird.
Neu im Vintageobjektiv-Buch
In der 6. Auflage wurde auch das Nikon-Kapitel ausgebaut. Es stellt verschiedene 50er-Brennweiten vor und vergleicht ihr optisches Design. Zusammen mit dem ebenfalls erweiterten Kapitel „Historische Meilensteine“ ergibt sich ein Überblick der relevanten Entwicklungen und unterstützt Sie bei der eigenen Objektiv-Auswahl. Das fünfte Fünfziger im optischen 6/5-Design zu kaufen bringt wenig Abwechslung.